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Vulvodynie (Vestibulitis Vulvae Syndrom)

Als Vulvodynie bezeichnet man andauernde Schmerzen am Vaginaeingang. Diese Beschwerden kannst du mit verschiedenen Methoden angehen.

Was sind Symptome der Vulvodynie?

Es kann sein, dass du an Vulvodynie leidest, wenn du über mehrere Monate bei Berührung oder sexueller Erregung vor allem am Eingang der Vagina (Scheide) oder ausserhalb, im Bereich des Scheidenvorhofes, brennende oder stechende Schmerzen hast. Diese Schmerzen können sehr ausgeprägt sein. Es kann auch sein, dass das Einführen von Tampons, das Tragen enger Jeans oder das Velofahren schmerzhaft sind. Es kann sein, dass ohne Berührung weniger oder keine Schmerzen bestehen. Es gibt aber auch Fälle, wo die Schmerzen auch in Ruhe weiterhin bestehen. Dieselben Symptome können auch bei anderen Diagnosen vorkommen, wie beim Ekzem. Deshalb ist die Abgrenzung oft schwierig.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Den Begriff «Vulvodynie» oder «Vestibulodynie» benutzen Ärzt*innen, wenn sie trotz diverser Abklärungen keine Ursache für die Vulvaschmerzen finden können. Leider gibt es bei der Vulvodynie keine objektiven Messwerte, welche die Diagnose zweifelsfrei nachweisen können. Objektive Messwerte wären zum Beispiel Blutwerte oder eine Gewebsuntersuchung. Da diese objektiven Messwerte fehlen, kann es oft Verunsicherungen bei den Patientinnen geben. Denn nach Abfragen der Beschwerden und der Untersuchung des Geschlechts stellt ein*e Ärzt*in die Diagnose einer Vulvodynie, ein*e andere*r Ärzt*in findet einen Pilz und ein*e dritte*r findet gar nichts. Du bildest dir die Schmerzen aber nicht ein. Wenn du über mehrere Monate Schmerzen hast, die auch durch leichte Berührungen ausgelöst werden oder sogar ohne Berührung bestehen, kann eine Vulvodynie vorliegen. Falls du Schmerzen an der Vulva oder in der Vagina nur beim Geschlechtsverkehr oder bei direkter Berührung hast, lies bitte die Texte zum Thema Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

Wie kommt es zur Vulvodynie?

Es ist nicht genau bekannt, wodurch eine Vulvodynie verursacht wird. Sie tritt gehäuft nach medizinischen Behandlungen der Vulva auf – zum Beispiel nach Pilzinfektionen – oder nach Laserbehandlungen. Sie ist aber keine Infektion und somit nicht ansteckend. Viele Frauen mit Vulvodynie haben eine sehr hohe Beckenbodenmuskelspannung. Neben der Beckenbodenmuskulatur scheint der Psoas eine entscheidende Rolle zu spielen. Der Psoas heisst auf Deutsch «grosser Lendenmuskel». Er verbindet den Oberkörper mit den Beinen. Er läuft links und rechts entlang der Lendenwirbelsäule über das Becken und die Hüften. Es ist nicht klar, was zuerst da ist – die Schmerzen oder die Muskelspannung.

Wie können sehr stark angespannte Muskeln im Beckenboden die Schmerzen verstärken?

Es kann gut sein, dass die Frauen gar nicht bemerken wie sehr ihr Beckenboden angespannt ist, weil sich diese Muskelspannung «normal» anfühlt. Trotzdem sind die Muskeln objektiv stark angespannt. Die stark angespannten Muskeln können die vaginale Durchblutung verringern, wodurch die Vagina weniger feucht wird, was zu mehr Reibung beim Geschlechtsverkehr führt. Das kann zu noch mehr Schmerzen führen. Wegen der wiederholten schmerzhaften Erlebnisse beim Geschlechtsverkehr vergeht dir vielleicht die Lust darauf. Auch dann wird die Vagina weniger feucht, was zu mehr Schmerzen führen kann. Vielleicht spannst du auch aus Angst vor erneuten Schmerzen deine Beckenbodenmuskeln noch mehr an. Das kann zusätzlich zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen. Wichtig ist: Du kannst etwas gegen Schmerzen durch sehr hohe Muskelspannung tun. Lies dazu diese Tipps.

Ist eine Behandlung nötig?

Bei rund der Hälfte der Frauen verschwinden die Schmerzen nach einigen Jahren auch ohne Behandlung. Da Vulvodynie vielen Frauenärzt*innen nicht geläufig ist, solltest du dich an eine Fachperson überweisen lassen, die damit vertraut sind. Es gibt nämlich verschiedene Behandlungmöglichkeiten.

Sexualtherapie und Biofeedback-Physiotherapie

Wir empfehlen eine sexualtherapeutische Behandlung. Hier lernst du durch bestimmte Selbstwahrnehmungs- und Bewegungsübungen wie diese allmählich eine andere, weniger schmerzhafte und dafür lustvollere Wahrnehmung des eigenen Geschlechts. Das kann noch durch eine Biofeedback-Physiotherapie unterstützt werden. Die sexualtherapeutische Behandlung ist auch deshalb interessant, weil sie das lustvolleres Erleben der Sexualität unterstützt. Sie erfordert Zeit und Einsatz, weil das Lernen einer neuen Wahrnehmung mit vielen Wiederholungen verbunden ist.

Welche Übungen kann ich selbst machen?

Wir empfehlen diese Übungen: Vulva- und Vaginaexploration, Beckenbewegungen und Atmung. Du kannst lernen, Berührungen und Empfindungen des Geschlechts mit sexueller Erregung und Lust in Verbindung zu bringen. Die Übungen, die du auf unserer Seite findest, fördern das. Das wirst du aber erst merken, wenn du sie ein Weilchen lang gemacht hast: Erfahren geht über Studieren. Du kannst mit Vitamin-E-Öl (du kannst Kapseln kaufen und aufschneiden) oder mit kaltgepresstem Mandelöl oder mit Multigyn Actigel immer wieder auch die empfindlichen Stellen ganz fein berühren, um sie zu desensibilisieren. Bei der Selbstexploration ist es wichtig, dass du dich auch sanft dort berührst. Du merkst dann selbst, dass diese Stelle auch nicht wehtun kann – wenn die Berührung in Zusammenhang mit Erregung, Feuchtigkeit und guter Durchblutung stattfindet. Es ist wichtig, dass dein Gehirn das bewusst registriert. Da das Lernen viel Zeit und Einsatz erfordert, ist es kein Luxus, wenn du dich dabei sexualtherapeutisch begleiten lässt.

Welche Behandlungen zur Symptombekämpfung gibt es?

Es gibt andere Behandlungen, die rein darauf abzielen, die Symptome zu bekämpfen. Solche Behandlungen sind zum Beispiel örtlich betäubende Salben, verschiedene Medikamente (Antidepressiva und Epilepsiemedikamente), Akupunktur oder Lasertherapie. In seltenen Fällen kann die operative Entfernung des schmerzhaften Bereichs erfolgreich sein. Wir sind eher zurückhaltend bei der Empfehlung einer solchen Operation. Aber es gibt Frauen, für die diese Operation tatsächlich eine Verbesserung bringt.

Wo finde ich weitere Info und Unterstützung?

Bei vulvodynie.ch findest du eine seriöse Anlaufstelle und Information von Expert*innen.