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Frage Nr. 33352 von 10.07.2021

Liebes Lilli Team

Ich bin weiblich, 24. Ich gehe seit ein paar Monaten in die Sexualtherapie, weil ich mich u.a. mit Penetrationssex sehr unwohl fühle. Ich würde sagen, dass ich mit meiner Vulva und auch meiner Vagina vertraut bin, jedenfalls einen entdeckungsfreudigen Umgang habe. Mich durch Stimulation meiner Vulva und Vagina zu erregen, fällt mir allerdings sehr schwer. In meiner Frage geht es jetzt aber primär um die Penetration:

Egal ob ich meine Finger, einen Vibrator oder einen Penis (das allerdings bisher sehr selten) in meine Vagina einführe, bekomme ich ein Gefühl von "warum zur Hölle sollte ich das eigentlich tun?" Ich bin mir der Grösse und Lage der Klitoris bewusst, und wenn ich mich selbstbefriedige, dann v.a. mit Druck beim Eingang der Vagina und Anspannung in den Beinen und Beckenbodenkontraktionen und nicht am Klitoriskopf selbst. Ich hätte deswegen in Theorie eigentlich jeweils Lust auf Penetrationssex. Aber wenn ich etwas einführe, dann ist es 1. auch nach einer Aufwärmphase beim Eingang sehr eng, es fühlt sich fast so an, als seien die Knochen zu eng "gebaut". Und 2. fühlt es sich beim Einführen und danach immer leicht brennend an. Es ist schwer zu beschreiben, aber es fühlt sich an, als ob mein Gewebe durch das Eingeführte gereizt wird, bei Reibung ist es noch unangenehmer. Bisher dachte ich immer, "nun, es ist ja normal, dass ich danach etwas Harndrang verspüre" - aber es ist eher so, als möchte meine Vagina dadurch diesen Reiz/dieses Brennen loswerden. Ich frage mich, ob das andere auch kennen, oder warum ich so reagiere? Meine bisherigen Abstriche bei der Frauenärztin waren immer in Ordnung und das Gefühl kenne ich schon sehr lange.


Eine andere Frage hätte ich auch noch: (Ich denke, das Brennen in der Vagina hat nichts mit dem Folgenden zu tun, da das Brennen im ganzen Vagina- Eingang & -Innenraum ist.)
Wenn ich meine(n) Finger in die Vagina einführe, spüre ich gleich beim Eingang an der Seite zur Bauchdecke hin ein fingerbeerengrosses Weichteil, dass sich etwas rau anfühlt und etwas bewegen lässt. Der Rest der Vagina fühlt sich extrem weich und glatt an, aber dieser "Knubbel" ist, nebst kleineren, wie so ein Überlappen, den ich erst bemerke, wenn ich mit dem eingedrungenen Finger wieder aus der Vagina rausfahre - dann kann ich ihn fast etwas anheben. Ich hatte lange das Gefühl, der ist normal. Aber seit ein paar Tagen frage ich mich, ob das eine Bartholindrüsenzyste ist. Jetzt stresst es mich enorm, weil ich Angst habe, dass das ein Mit-Grund ist, dass ich Penetration noch nie geniessen konnte.


Ich danke euch vielmals für eure Antworten! Ich möchte herausfinden, was ich ändern kann und ob diese Brennen/Jucken irgendwie bekannt ist.

Unsere Antwort

Zuerst zur zweiten Frage:
Die Bartholini-Drüsen liegen rechts und links der Scheide, also nicht nach vorne zur Bauchseite der Scheidenwand. Von dem her denke ich weniger, dass es sich bei diesem tastbaren Weichteil um die Bartholini-Drüsen handelt. Eher könnte es sich um die Paraurethraldrüsen handeln, auch Skene-Drüsen oder weibliche Prostata genannt. Die liegen zwischen Harnröhe und vorderer Scheidenwand und können sich manchmal wie ein leichtes Polster anfühlen. Ich glaube nicht, dass diese der Grund für die Probleme beim penetrativen Sex sind.

Meine Hypothese ist eher dahingehend, dass du wahrscheinlich einen Erregungsmodus hast, der mit Druck funktioniert. Du beschreibst, dass du dich bei der Selbstbefriedigung mit Druck beim Eingang der Vagina und Anspannung in den Beinen und im Beckenboden erregst. Das Spannen all dieser Muskeln führt in der Regel dazu, dass sich auch der Scheidenverschlussmuskel anspannt und dadurch die Scheide enger wird. Dies macht es der Scheide auch schwieriger, einen Penis aufzunehmen bzw. dieser wird bei diesem Erregungsmodus oft sogar eher als "Störung" wahrgenommen. Die vermehrte Reibung wegen der hohen Spannung der Scheidenmuskeln führt oft auch zu Brennen oder Schmerzen.

Das Gute ist, dass du deinen Erregungsmodus erweitern kannst. Du kannst lernen, für die Erregungssteigerung weniger von Druck am Scheideneingang abhängig zu sein, sondern mehr Lust aus der Bewegung und durch tiefes Atmen zu ziehen. Das ist ein gewisser Umlernprozess, aber dein*e Sexualtherapeut*in kann dich sicher dabei unterstützen. Dadurch kannst du lernen, den Innenraum der Scheide zu erotisieren und eine Entwicklung dahin machen, dass die Scheide Lust bekommt, einen Penis in sich aufzunehmen und dies auch sexuell erregend zu finden. Es braucht einfach eine gewisse Übung. Lies bitte auch diese Tipps zum Geschlechtsverkehr.

Es ist super, wenn du mit deiner Vulva und Vagina vertraut bist. Das macht es dir leichter, auch deine Möglichkeiten bei der Art der Erregungssteigerung zu erweitern und Neues dazuzulernen. 

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