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Frage Nr. 36227 von 19.01.2023

Hallo Lilli,

seit mehreren Jahren habe ich wie Zwangsgedanken. Ich mache mir wegen jeder Kleinigkeit einen inneren Stress - was schlimme Panik und Unwohlsein in meinem Inneren auslöst. Ich kann dann auch nicht aufhören daran zu denken und gehe die Szenarien mehrmals täglich durch. Ich möchte allerdings nicht in therapeutische Behandlung, da keiner wirklich von meinem Problem weiß. Meine Mitmenschen fällt es zwar auf, dass ich oft in unnötige Panik verfalle aber nicht, dass es so schlimm ist. Gibt es Übungen, die ich machen kann um von diesen Gedanken loszukommen? Es schränkt mein tägliches Leben manchmal ein, da es mir schlecht geht, wenn ich an die Szenarien denke. Oft sind es Szenarien, die ich in meinem Kopf dann überspitze. Wieso ist das so? Wieso habe ich solche Gedanken?

Ich danke euch für diese wunderbare Platform!

Unsere Antwort

Du sagst selber, dass deine Gedanken übertrieben und zugespitzt sind. Das ist auch der Grund warum du es vor deinen Freunden oder deiner Familie verheimlichen möchtest. Es ist einem irgendwie peinlich, oder man schämt sich dafür. Das geht den meisten Leuten, die von Zwängen betroffen sind, so. Gleichzeitig möchtest du so nicht mehr weiterleben, weil es dich im Alltag zu sehr einschränkt, was sehr nachvollziehbar ist.

Es gibt ein paar Risikofaktoren für das Entstehen von Zwangserkrankungen. Es müssen aber meist mehrere Faktoren zusammenkommen. Ein möglicher Risikofaktor sind schlimme Belastungen, die man erlebt hat. Das können zum Beispiel Todesfälle in der Familie sein. Oder man hat emotionale Vernachlässigung, sexuelle oder körperliche Gewalt erlebt. Durch die Zwangsgedanken versucht man sich selbst "zu retten", indem man wieder Kontrolle über etwas gewinnt, da man die Situation damals nicht kontrollieren konnte.

Es können auch persönliche Eigenschaften begünstigend sein, wie ein geringes Selbstwertgefühl oder Schüchternheit oder Perfektionismus. Es gibt noch viel mehr mögliche Risikofaktoren. Was es genau bei dir ausgelöst hat, kannst du nur selber im Gespräch mit einem*r Therapeut*in herausfinden. Du hast bestimmt schon einiges ausprobiert, um von deinen Zwangsgedanken wegzukommen. Meist kommt man in dem Falle jedoch alleine nicht gut weiter. Der Zwang hat dich jetzt schon ein gutes Stück isoliert, weil du dein Leben im Alltag nicht mehr frei leben kannst, und weil du dich verstecken musst. Je mehr man sich isoliert, desto mehr Platz hat dann aber auch wiederum der Zwang.

Ich würde dir dringend empfehlen eine*n Psychotherapeut*in zu suchen, der*die sich mit Zwangsstörungen auskennt. Psychotherapeut*innen unterliegen der Schweigepflicht, das heisst sie dürfen nicht mit anderen über das, was du ihnen anvertraust, sprechen. Sie werden also nichts weitererzählen. Du könntest dorthin gehen, ohne das es jemand mitbekommt. Bitte trau dich! Durch die geeignete Therapie können Zwangsgedanken deutlich reduziert oder sogar geheilt  werden.

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