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Frage Nr. 36235 von 19.01.2023

Liebes Lilly team
Ich bin w 15 und mir geht es nicht gut. Ich bin im zweiten jahr gym und seitdem ich diese schule besuche, bin ich konstant traurig. Meine noten sind einigermassen gut, aber meine mentale gesundheit nicht so... In der letzten zeit bin ich immer traurig. Ich bin gestresst von den vielen prüfungen, weil wir jede woche mind. 3 haben und dazu noch bin ich traurig wegen ein kolleg aus meiner klasse. Der hat eine Freundin und isy immer mit so eine aus der klasse, ich wünschte aber, wir würden gemeinsam mehr zeit verbringen. Wenn er mit mir ist, ist er mega süss und lieb. Aber da diese kollegin immer mit ihm ist und ich das gefühl habe, sie sei ein bisschen eifersüchtig, verbringen wir in der letzten zeit kaum noch zeit zusammen. Ich weiss nichtmal ob er überhaput mit mir befreundet sein will. Als beispiel, er nimmt normalerweise ein bus um eine gewisse zeit, um in die schule zu gehen. Ich nehme ich seit ein paar tage auch, da ich so müde bin und gerne ein bisschen mehr schlafen würde. Die ersten paar male sind wir zusammen gegangen in die schule, nur seit drei tagen, nimmt er der noch später. Er ist zwar spät gekommen und vielleicht war nur sein zug zu spät wegen der schnee. Aber auf der app zeigte sich keine verspätung. Habe angst er ignoriert mir? Wieso tut er dann so lieb wenn wir alleine sind? Es lief alles gut vor den ferien und jetzt...jetzt ist es so. Liegt meine traurigkeit an dem? Liegt es am stress? Wieso habe ich das gefühl ich würde jetzt weinen, aber es kommen keine tränen heraus. Ich bin traurig, weiss nicht wieso und weiss auch nicht wie es besser werden kann. Und dieser junge verwirrt mir, aber das einzige was ich will, ist eine umarmung von ihm. Er war so offen mit mir und war der einzige wo mir wirklich zugehört hat. Wieso ist alles so kompliziert? Was mache ich falsch? Hilfe bitte.

Unsere Antwort

Deine Traurigkeit liegt wohl an beidem: an den vielen Prüfungen, die dich stressen, und an dem Jungen, bei dem du nicht weisst, woran du bist. Beides wirkt wahrscheinlich auch negativ aufeinander. Da deine Beziehung zu dem Jungen unklar ist, denkst du viel über ihn nach, beobachtest ihn und fühlst dich hilflos. Das wird deine Lust zum Lernen und deine Neugier nicht vergrössern. Wahrscheinlich bist du eine verlässliche und intelligente Schülerin. Darum sind deine Leistungen gut. Die Vorbereitung der Prüfungen und die Prüfungen selbst kosten aber zu viel Kraft. Dadurch fühlst du dich überlastet. Wenn du die Hilflosigkeit und die Überlastung nicht ausgleichen kannst, wirst du traurig und hoffnungslos.

Zudem bist du in der Pubertät. Du hast einerseits das Erwachsenenleben vor dir und könntest Lebenspläne schmieden. Andererseits kannst du dir aber nicht vorstellen, dass du als Erwachsenen erfolgreich und glücklich wirst, wenn du dich heute schon hilflos fühlst. Du merkst vielleicht selbst, dass das ein Teufelskreis ist. Da du den Ausgang aus diesem Teufelskreis noch nicht gefunden hast, findest du das Leben kompliziert. Da du eine verantwortungsvolle Person bist, fragst du dich selbst, was du falsch machst, und schiebst nicht anderen die Schuld zu.

In deinem Text beschreibst du zwei Bedürfnisse, die deiner Traurigkeit helfen: 1. Du möchtest, dass dir jemand zuhört. Du findest anscheinend in deiner Familie oder bei deinen Freund*innen zu wenig davon. UND 2. Du möchtest von dem Jungen umarmt werden. Du könntest also davon ausgehen, dass du verliebt bist.

Wir können dir hier nur einen allgemeinen Rat geben. Darum rate ich dir für dein erstes Bedürfnis zu einer psychologischen Beratung in einer Jugendberatungsstelle zu gehen, oder zu einer Psychotherapeut*in, die sich auf Jugendliche spezialisiert hat. Mit einer persönlichen Berater*in kannst du deine ganz individuelle Situation besprechen und überlegen, was du konkret tust. Auf unserer Adressseite kannst du dich bei der Suche nach einer Gesprächspartner*in anregen lassen.

Bei deinem zweiten Bedürfnis lässt du dich selbst sehr im Ungewissen. Du beobachtest und leidest. Du fährst im gleichen Bus und hoffst, dass er auch immer diesen Bus nimmt, fragst ihn aber nicht. Kannst du dir vorstellen, dass du ihn fragst, wie er zu dir steht oder selbst mal sagst, dass du gern mit ihm besser befreundet wärest? Zur Anregung lies doch mal unser Kapitel «Beziehung eingehen». Besonders wichtig scheint mir, dass du dich mit «Verliebtheit und Eigenständigkeit» beschäftigst.

Wenn du aus dem Teufelskreis heraus willst, musst du die verschiedenen Problemfelder voneinander trennen und dann bewerten. Welche Aussage stimmt besser für dich? 1. Ich hätte mehr Zeit, Kraft und Lust zum Lernen, wenn die Beziehung zu dem Klassenkollegen geklärt wäre. Am meisten wünsche ich mir, dass er eine Freundschaft mit mir will. Wenn er das nicht will, ertrage ich das auch, weil ich dann Klarheit habe. ODER 2. Eine meiner Lehrer*innen oder alle haben keine Ahnung, was ich als Schülerin leisten kann. Sie wollen, dass ich mich interessiere und den Lernstoff verstehe. Sie fragen aber so viel Lernstoff ab, dass ich nur oberflächlich lernen kann, ihn abliefere und dann vergesse, damit ich Platz für den Lernstoff der nächsten Prüfung habe. Das ist mein Hauptstress.

Trifft Aussage 1 eher auf dich zu, solltest du mit dem jungen Mann reden. Lies dazu die angegebenen Texte und überlege dir, was du mit ihm klären möchtest. Trifft Aussage 2 eher auf dich zu, solltest du mit einer Lehrerin, der du vertraust, reden. Dann brauchst du Unterstützung bei der Organisation des Lernens. Und vielleicht sind in deiner Klasse mehrere, die eine ähnliche Meinung haben wie du. Dann sind vielleicht auch die Lehrer*innen bereit, den Lernstoff besser einzuteilen. Für beide Wege wäre es sehr hilfreich, wenn du dir psychologische Hilfe holen würdest. Allein bist du zu ängstlich und schüchtern. In einer Beratung könntest ausprobieren, welche Wörter du für solche Gespräche wrichtig findest. 

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