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Frage Nr. 36688 von 26.03.2023

Hi
Ich bin bald 19 und kann noch immer keine Tampons benutzen, obwohl ich meine Tage habe seit ich 12 bin. Ich habe es aber auch nur etwa 3,4 Mal probiert. Der Grund dafür ist, dass mir allein der Gedanke, dass irgendetwas in (oder nur schon an) meine Scheide gelangt einfach Panik und Übelkeit, Schwindel -ja beinahe sogar Ohnmacht auslöst. Und ich weiss nicht so recht, ob das "normal" ist und wieso das bei mir so ist.

Ich würde eigentlich schon gerne Tampons benutzen können, oder zumindest, dass ich es theoretisch könnte (auch, weil ich ja vielleicht mal sexuelle Erfahrungen mit der Scheide machen wollen würde -auch wenn ich das zurzeit mir gaaaaarrr nicht vorstellen kann, dass ich das je einmal möchte. Denn da kommt mir ja wie gesagt wieder Panik & Ohnmacht hoch, wenn ich dran denke und ich kann mir nicht vorstellen, was der Reiz daran ist)

Nun ja. Was könnte ich tun? Was sollte ich tun? Wie vorgehen und wo könnte ich mir Hilfe/Rat suchen (nicht bei Bekannten)?
LG

Unsere Antwort

Der erste Schritt wäre zu beginnen, dich mit deiner Vagina vertrauter zu machen. Lies hierzu unseren Text: Reise durch die weibliche Geschlechtsregion.

Die Vagina liegt im Inneren des Körpers. Deshalb ist es für Frauen nicht ganz so offensichtlich, sich mit ihrem inneren weiblichen Genitale vertraut zu machen wie für Jungs, die von klein an ihr Genitale sehen und in der Hand haben können. Frauen entdecken beim Entdecken von sexueller Erregung meist zuerst ihre Klitoris, die sexuell sehr ansprechbar ist, so dass die Vagina vorerst sexuell noch keine oder wenig Bedeutung hat und die Vagina als Innenraum und als Ort von sexueller Erregung deshalb meist noch eine Weile unentdeckt bleibt. 

Deshalb kommt die Vagina oft erst ins Spiel, wenn die Menstruation beginnt und Mädchen auch mal einen Tampon benutzen möchten. Oder erst dann, wenn sie Geschlechtsverkehr haben möchte. 

Dafür braucht es normalerweise verschiedene Entwicklungsschritte. Diese Schritte macht eine Frau oder Person mit Vagina mehr oder weniger bewusst. Der erste Schritt ist die Entwicklung der Vaginalität. Das heisst das Entdecken, dass du eine Vagina hast, die wie ein Schlauch vom Scheideneingang zirka 10-15cm in den Bauch hineinzieht.

Du siehst eine Person mit Vulva von vorne. Sie hält mit einer Hand ihr T-Shirt hoch und hat die andere Hand hinter dem Kopf. Ihr Blick zeigt nach unten zu ihrem Geschlecht. Sie trägt keine Unterhose. Im Beckenbereich sind die Geschlechtsorgane durchschimmernd dargestellt. Beschriftet sind die Eierstöcke, die Eileiter, die Gebärmutter, die Blase, die Venuslippen, die Klitoris, die Vagina und der Darm.

Am besten kannst du dein Genital mit Anschauen und Tasten entdecken. Vielleicht magst du dich zu Beginn einfach mal zuerst vor einen Spiegel setzen und deine Vulva anschauen. Erkennst du die Klitoris, die inneren (unbehaarten) und die äusseren Geschlechtslippen? Siehst du den Scheideneingang, oder musst du dafür die Geschlechtslippen ein wenig auseinanderschieben? Nun spanne mal deine Beckenbodenmuskeln an, so wie wenn du Urin zurückhalten wolltest. Siehst du eine Bewegung an der Vulva? Lege wenn du magst mal deine Fingerspitze an den Scheideneingang, spanne die Verschlussmuskeln wieder an und löse sie wieder. Spürst du das an deinem Finger? Kann dein Scheideneingang die Berührung spüren?

Du siehst eine Person mit Vulva, die ein T-Shirt trägt und keine Unterhose. Sie sitzt auf dem Boden, hat die Beine angewinkelt und betrachtet mit einem Handspiegel ihre Vulva. Beschriftet sind der Venushügel, der Klitorisschaft und die Klitoriseichel, die äusseren und inneren Venuslippen, der Vaginavorhof und die Vaginaöffnung, der Damm und der Anus.

Ich würde dir empfehlen, zu Anfang in sehr kleinen Schritten vorzugehen. Achte darauf, wie es dir dabei geht und worauf du Lust hast. Es gibt keine Eile und du kannst dir für diese Übungen mehrere Wochen Zeit nehmen. Probier nicht gleich, einen Tampon reinzubringen, sondern gehe in kleinen Schritten vor. Es geht zuerst mehr um ein Kennenlernen, Erforschen, neugierig werden.

Durch Wiederholen wirst du immer vertrauter mit deinem Geschlecht. Und wenn es sich bequem anfühlt, kannst du einen Schritt weiter gehen und zum Beispiel mal die Fingerspitze einen Zentimeter weit in die Vagina gleiten zu lassen. Denke von deiner Vagina her, so wie wenn du in ihr drinsitzen würdest und dir überlegst, ob du diese Fingerspitze als Besucher hineinnehmen möchtest. Atme dabei in den Bauch hinein und stelle dir vor, dass du innerlich wie einen weiten Raum schaffst, der genügend Platz bietet, um etwas in dir aufzunehmen. So kannst du immer weiter gehen, bis du den Finger in seiner ganzen Länge in der Vagina aufnehmen kannst. Du kannst dabei auch mit den Beckenbodenmuskeln spielen. Schau dir dazu bitte auch unsere Tipps Wie spüre ich mehr in der Vagina (Scheide)? an.

Den zweiten Entwicklungsschritt nennen wir die Erotisierung der Vagina. Nehmen wir an, du fühlst dich zusehends mehr in deiner Vagina zuhause und beginnst, sie als Innenraum zu spüren. Dann kannst du als weiteren Schritt beginnen, die Wahrnehmung in der Vagina mit sexueller Erregung zu verknüpfen. Wenn du zum Beispiel bisher bei der Selbstbefriedigung gewohnt warst, dich über das Reiben an der Klitoris sexuell zu erregen, kannst du mal versuchen, während der sexuellen Erregung die Vagina mit ins Spiel zu bringen. Das führt dazu, dass mit der Zeit auch Berührungen oder Druck in der Vagina die sexuelle Erregung auslösen oder verstärken kann. So kann auch Geschlechtsverkehr genussvoll werden. Viele Frauen lernen die vaginale Erregbarkeit durch wiederholte Erfahrungen, durch sexuelles Lernen. Schau dir dazu bitte auch unseren Text Wie errege ich mich in der Vagina (Scheide)? an.

Beim Geschlechtsverkehr geht es eigentlich darum, dass die Vagina einen Penis aktiv aufnimmt, und nicht, dass sie sich passiv "penetrieren" lässt. Je vertrauter du mit deiner Vagina wirst, desto mehr bewohnst du sie und so kann sie zu einer aktiven Mitspielerin werden. Sei dies beim Aufnehmen eines Tampons oder eines Penis. 

Probier mal aus, wie weit du kommst mit den beschriebenen Übungen. Du kannst dich dabei natürlich auch von einer Sexualtherapeutin begleiten lassen.

 

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