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Frage Nr. 37593 von 07.11.2023

Hallo Lilli,
ich habe eine Frage, die klingt blöd, aber beschäftigt mich.
Ich backe eigentlich immer perfekten Hefeteig. Letztlich ist er mir allerdings ein paarmal misslungen, und zwar immer dann, wenn ich meine Monatsblutung hatte. Mir wurde jetzt gesagt, dass an der Weisheit, dass Hefe während der Periode der Frau nicht aufgeht, wohl doch was dran sei. Wahrscheinlich gebe ich bei der Mens irgendwelche Hormone und Stoffe ab, die der Hefe nicht guttun. Aber ich habe den Teig nicht mit der Haut berührt. Es hieß dann, das geht halt über Atemluft oder so.

Ich habe gegoogelt, das steht, es sei Unsinn, das war weil früher die Hygiene nicht so gut war und Frauen dann oft verkeimtere Hände hatten, und die Keime dem Teig nicht guttaten. Leute schrieben, sie seien von Beruf Bäckerin, und es sei bei Ihnen nicht so.

Ich bin jetzt super verunsichert, mein Umfeld will nicht mehr, dass ich dann backe, weil es misslingt. Was ist es denn, was die Hefe schädigt? Ist da was dran? Ich fühle mich irgendwie diskriminiert von der Aussage, dass es früher ja auch so war und dass da schon was dran sein müsse, empirische Beobachtungen undso.

Ich bitte um einen Rat bzw. eine Klärung.
Vielen herzlichen Dank!

Unsere Antwort

Nein, das mit dem Hefeteig ist ein Mythos. Es ist biochemisch betrachtet auch völliger Unsinn.

Wieso dein Teig nicht aufgegangen ist, kann ganz viele Gründe haben. Vielleicht war die Hefe zu alt, vielleicht war es zu kalt oder zu warm. Vielleicht warst du unaufmerksam und hast einen Fehler gemacht. Das könnte tatsächlich mit der Periode zusammenhängen: Manche Menschen sind dann etwas schneller abgelenkt. Oder du warst genau deshalb nervös, weil dir diese Sache mit der Mens erzählt wurde. Oder es war ganz einfach Pech. Hefeteig hat nicht umsonst den Ruf, ein bisschen unvorhersehbar zu sein. Hefen sind eben lebendige Organismen, die nicht immer das machen, was man will. Lass dich nicht abhalten von solchen Erfahrungen. Back, wann immer du Lust dazu hast! So wirst du ganz nebenbei auch irgendwann merken, dass das nichts mit deiner Periode zu tun hat.

Dein Gefühl trügt dich aber nicht: Du fühlst dich diskriminiert und das zurecht. Denn diese Mythen sind höchstwahrscheinlich durch Diskriminierung entstanden. Es gab, und gibt auch in einigen Gesellschaften heute noch, viele Regeln und Verbote für Frauen während der Periode. Weil die Frauen dann angeblich „unrein“ sind. Zusätzlich gibt es nach wie vor viele Vorurteile darüber, dass man während der Periode unzurechnungsfähig, irrational und schwach sei. All das ist eine sexistische und diskriminierende Sicht auf einen völlig normalen körperlichen Prozess. Noch dazu der Prozess, der die Fortpflanzung und damit das Überleben der Menschheit möglich macht. Diese historischen Hintergründe kann ich hier nicht alle wiedergeben, das wäre viel zu lang. Vielleicht möchtest du dazu aber mal den Graphic Novel „Der Ursprung der Welt“ von Liv Strömquist lesen. Da ist das sehr anschaulich erklärt.

Du siehst: Das ist ein sehr gutes Beispiel dafür, warum „das war früher auch so“ ein wirklich schlechtes Argument ist. Denn in der Vergangenheit wurden viele Dinge einfach deshalb getan oder behauptet, weil es in das damalige Weltbild passte. Nicht, weil sie stimmten. Oft wollte man einfach bestimmten Gruppen – zum Beispiel Frauen, Menschen mit dunkler Hautfarbe, Menschen mit Behinderungen, homosexuelle Menschen und so weiter – keine Macht und Anerkennung in der Gesellschaft geben. Auch heute passiert das noch. Umso wichtiger ist es, alte Mythen nicht einfach zu übernehmen und weiterzugeben.  

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