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Gute Gefühle beim Sex durch Bewegung des Oberkörpers

Du willst beim Sex mehr Spass und Genuss? Dann kannst du üben, deinen Oberkörper zu bewegen und zu lockern. Wir geben dir hier Tipps dazu.

Eine Frau und ein Mann haben Geschlechtsverkehr im Bett in Reiterstellung

Warum ist es gut, meinen Oberkörper beim Sex zu bewegen?

Wir brauchen Lockerheit, um uns wohl zu fühlen. Wenn wir angespannt sind, kommen eher unangenehme Gefühle wie Angst, Wut, Ekel oder Scham... Wir sehen uns selbst und andere auch kritischer. Wir fangen auch eher an, zu grübeln. Bitte lies diesen Text über mögliche Folgen einer hohen Muskelspannung beim Sex. Das hängt mit unserem autonomen Nervensystem zusammen. Mehr dazu erfährst du in diesem Text.

Wenn du deinen Körper beim Sex still hältst, bemerkst du vielleicht nicht, wie viel Spannung tatsächlich in ihm ist. Es ist für dich vielleicht schwer, dich jetzt "einfach zu entspannen“. Es ist viel einfacher, die Spannung durch Bewegung zu lösen. Bewegen bedeutet, dass du deine Muskeln abwechselnd anspannst und entspannst. In diesem Text für Frauen und alle mit Vulva/Vagina und in diesem Text für Männer und alle mit Penis beschreiben wir dies ausführlicher.

Das heisst: Bewegungen im Oberkörper beim Sex erlauben dir, deine Gefühle besser zu regulieren, deine Gedanken zu beruhigen und den Sex angenehmer und genussvoller zu erleben.

Reicht es nicht, wenn ich mein Becken bewege?

Vielleicht kennst du unsere Tipps zur Beckenschaukel. Du findest sie in diesem Text für Männer und alle mit Penis und in diesem Text für Frauen und alle mit Vulva/Vagina. Wir haben auch ein paar Videos dazu gemacht. Wenn du dein Becken beim Sex bewegst, förderst du die Durchblutung im Geschlecht, du spürst es besser und du kannst deine sexuelle Erregung besser steuern. Ausserdem erlebst du dich beim Sex aktiver.

Die Beckenschaukel ist also eine gute Idee, und wir empfehlen allen, sie auszuprobieren und damit zu spielen. Aber theoretisch ist es möglich, das Becken recht stark zu bewegen und trotzdem im Oberkörper ziemlich angespannt zu sein. Achte mal, was du mit deiner Brust, deinem Oberkörper und deinem Kopf während dieser Beckenschaukel-Bewegung machst, und wie du dabei atmest.

Tipps für das Bewegen des Oberkörpers beim Sex

Hier sind einige Tipps, wie du dich mit Bewegung im Oberkörper vertraut machen kannst. Wir empfehlen dir, dass du das so oft wie möglich tust. Bitte lies diesen Text darüber, warum es so wichtig ist, dass wir beim Sex Dinge nicht nur einmal ausprobieren, sondern häufig wiederholen. Hier sind einige Tipps:

Atmen, bewegen, beobachten

Beobachte deine Brust, deinen Nacken, deinen Kiefer und deine Schultern, wenn du sexuell erregt bist und die Beckenschaukel machst. Zum Beispiel so: Lege dich auf den Rücken. Beuge deine Knie und stelle deine Füsse auf den Boden. Dann beginne tief zu atmen. Bitte beachte zum Atmen auch diese Tipps.

Jedes Mal, wenn du einatmest, wölbe deinen Rücken ein wenig nach oben wie eine Brücke. Jedes Mal, wenn du ausatmest, drückst du den unteren Rücken wieder ein wenig auf den Boden. Machen das eine Weile lang.

Und dann beobachte, was jeder einzelne Wirbel macht – vom Steißbein bis zum Kopf. Beobachte, wie sich dein ganzer Körper bewegt, wenn du deinen unteren Rücken bewegst. Merkst du, dass sogar dein Kopf sich mit bewegt? Die Bewegungen können klein sein, winzig sogar, aber sie zeigen, dass dein ganzer Körper in einer fließenden Bewegung ist.

Mund öffnen und die Stimme benutzen

Öffne deinen Mund. Unser Kiefer ist oft stark angespannt. Wenn du deinen Mund öffnest, lockern sich die Muskeln automatisch ein bisschen. Atme mit offenem Mund aus. Und sage beim Ausatmen „Aaaaaaa“. Achte darauf, wo du deine Stimme beim „Aaaaa“ sagen spürst.

Versuche zum Vergleich auch einmal „Oooo“ oder „Uuuu“ oder „Eeee“ zu sagen. Jeder Ton fühlt sich in deinem Körper etwas anders an. Wenn du Töne machst, gehen Schwingungen durch deinen Oberkörper. Diese Schwingungen massieren deine Muskeln. Beobachte, welcher Ton sich in deinem Körper am besten anfühlt.

Ein offener Mund hilft dir auch dabei, deine Gesichtsmuskeln zu entspannen. Es kann auch helfen, den Kopf ein wenig zu bewegen. Gähnen ist auch sehr gut.

Mit den Schultern schaukeln

Mach die Beckenschaukel, wie in Übung 1 beschrieben. Beim Ausatmen ziehe die Schultern vom Boden weg. Beim Einatmen drücke sie ein wenig auf den Boden. Streng dich dabei nicht zu sehr an. Es geht nur darum, dass deine Schultern etwas in Bewegung zu bringen.

Beobachte, wie sich deine Brust beim Einatmen wölbt. Und beobachte, wie sich dein oberer Rücken beim Ausatmen dehnt. Beobachte, wie deine Schultern und dein Becken beim Ausatmen Teil einer Schale und beim Einatmen Teil eines Bogens bilden.

Schultern bewegen den Körper

Lege dich nun auf den Rücken. Beuge deine Knie. Und stelle die Füsse auf den Boden. Atme ein. Und drücke dabei die Schultern ein wenig auf den Boden. Hebe deine Schultern beim Ausatmen etwas an.

Beobachte nun, wie deine Bewegung dazu führt, dass sich auch der Rest deines Körpers mit bewegt. Bemerkst du, dass sich dein Becken ein wenig mit bewegt? Egal, wo du anfängst, dich zu bewegen: der Rest deines Körpers bewegt sich ein wenig mit. Dein Körper ist ein Ganzes. Alle Teile hängen zusammen.

Bewegung auf der Uhr

Lege dich auf den Rücken und stell dir vor, dein Becken läge auf dem Zifferblatt einer Uhr. Die 6 ist unten, wo dein Steissbein ist, die 12 ist oben, wo dein Lendenbereich ist, die 3 ist auf der linken Seite deines Beckens, die 9 ist auf der rechten Seite deines Beckens. Beginne nun, dein Becken nach unten zur 6 und dann nach oben zur 12 und zurück zu bewegen. Bewege es auf und ab. Atme so, wie es sich angenehm anfühlt.

Dann experimentiere mit verschiedenen Arten der Atmung. Atme ein, während dein Becken bei der 6 ist. Und dann atme auch mal aus, wenn dein Becken bei der 6 ist. Probiere aus. Beobachte. Spür in deinen Körper hinein. Beobachte, was der Rest deines Körpers tut. Beweg dann dein Becken von der 1 zur 7, und zurück. Beobachte. Spüre. Von der 2 zur 8. Beobachte. Spüre. Und dann mach so weiter mit den anderen Zahlen. Probiere also, dein Becken unterschiedlich zu bewegen. Beobachte, was der Rest deines Körpers dabei macht: Deine Wirbelsäule. Deine rechte Schulter. Deine linke Schulter. Dein Nacken. Dein Kopf.

Ganzen Körper bewegen

Bewege dein Becken im Kreis auf deiner Uhr. Beobachte wieder, wie sich dabei der Rest deines Körpers bewegt. Mache dann alle Bewegungen mit deinem Becken, die dir einfallen. Lass zu, dass dein ganzer Körper sich durch diese Bewegungen mitbewegt.

Stell dir schliesslich vor, du wärst eine Pflanze unter Wasser und lass dich vom Wasser in alle Richtungen bewegen. Du kannst alles dehnen, was gedehnt werden will, einschliesslich Beine, Arme, Oberkörper, alles. Gähne. Gähnen ist eine ausgezeichnete Methode zur Entspannung.

Beckenschaukel mit Fokus auf den Oberkörper

Mach die Beckenschaukel-Übungen, wie in den oben verlinkten Texten und Videos beschrieben. Und dann achte dabei besonders auf den Rest deines Körpers, so wie wir es in diesem Text beschrieben haben. Mach die Bewegungen am besten sehr langsam. So kannst du besser beobachten und fühlen.

Bewegung und Atmung beim Solosex erforschen

Beobachte, was du beim Solosex (Selbstbefriedigung) mit deinem Oberkörper machst. Bewegst du ihn? Hältst du still? Wie atmest du? Beobachte, was dein Gesicht macht, wenn du erregt bist. Ist es still? Machst du eine Grimasse? Das sind Zeichen von Anspannung.

Probiere mal aus, dich vor einem Spiegel selbst zu befriedigen. So kannst du ganz einfach sehen, wie sich dein Körper und dein Gesicht verhalten, wenn du erregt bist. Besonders interessant ist es, sich anzuschauen, was du kurz vor und während des Orgasmus tust. Spannst du dich an? Hörst du auf, dich zu bewegen? Hältst du still? Oder bewegst du dich mehr als zuvor? Machst du Töne beim Orgasmus?

Oberkörper beim Solosex bewegen

Nutze das, was du hier gelernt und geübt hast, und beziehe es so gut wie möglich beim Solosex mit ein. Wenn du dich bewegst und deine Stimme benutzt, kann sich das am Anfang seltsam anfühlen. Aber du gewöhnst dich daran, wenn du das öfter machst. Und dann wirst du feststellen, dass du mehr Lust empfindest, wenn du erregt bist und wenn du einen Orgasmus hast. Und wahrscheinlich fühlst du dich auch nach dem Orgasmus besser.

Bewegung beim Sex mit einer anderen Person

Bitte denk daran, dass selbst die kleinste Bewegung besser ist als keine Bewegung. Wenn du also in einer seltsamen Position unter deinem*deiner Partner*in feststeckst oder dich gehemmt fühlst, beginne einfach mit einer tiefen Atmung. Öffne deinen Mund ein wenig und mach eine leicht schaukelnde oder wellenförmige Bewegung von deinem Becken bis zu deinem Kopf.

Wann immer du merkst, dass negative Gefühle auftauchen, kannst du sie durch mehr Bewegung, Atmung, deine Stimme und vielleicht sogar ein Lächeln ausgleichen. Dein Geist wird von dem beeinflusst, was dein Körper tut. Es ist auch eine gute Idee, deinem*deiner Partner*in mitzuteilen, dass du beim Sex mit Bewegung, Atmung und Stimme experimentierst und übst. Vielleicht lernt er*sie so auch noch etwas von dir.