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Frage Nr. 33614 von 17.09.2021

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Ich begann meine Vagina abzutasten und es als etwas dezent erregend zu erleben.
Kann ich noch etwas tun? Ich habe jetzt eine nette Gyn. Woher kommt denn dieses Gefühl sich beim Frauenarzt gedemütigt zu fühlen? Vor allem bei männlichen Frauenärzten? In meiner Jugend bin ich kritischer zum weiblich sein gestanden wie es jetzt der Fall ist. Ich fühle mich als Frau, aber wenn ich von Intersexualität höre, freue ich mich, das es nicht komplett weiblich oder männlich gibt. Wenn jemand das Frau sein abwertet wie es Männer aus anderen Kulturkreisen gerne machen, verstärkt sich das Gefühl. Ein Gefühl gegen das Frau sein anzukämpfen und sich benachteiligt zu fühlen und so. Warum ist das so? Ist es peinlich das mit einem Therapueten zu besprechen oder was soll ich tun? Es ist doch nicht angenehm über intime Dinge zu sprechen? Da muss ich doch durch oder??

Unsere Antwort

Es klingt schon einmal als würdest du gute Fortschritte machen. Das freut uns zu hören. Auch dass du nun eine nette Gynäkologin gefunden hast, ist super.

Du bist nicht allein mit dem Gefühl, sich bei gynäkologischen Untersuchungen unwohl oder sogar gedemütigt zu fühlen. Das geht (leider) einigen Menschen so. Die Ärzt*innen selbst können da oft gar nichts für. Ich vermute, dass das, was du da spürst, vor allem eine Reaktion auf die Gesellschaft ist, in der wir leben. Und dann ist es auch kein Wunder, dass das bei männlichen Ärzten stärker ist. Denn du hast recht, dass es immer noch sehr viele Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen gibt. Und es stimmt auch, dass Frauen schnell abgewertet werden oder Gewalt erfahren. Das macht dich wütend und diese Wut ist auch absolut berechtigt.

In der Vergangenheit hat diese Wut scheinbar dazu geführt, dass du der Weiblichkeit gegenüber kritisch warst. Aber eigentlich würde es ja viel mehr Sinn machen, auf die Geringschätzung und Abwertung von Weiblichkeit wütend zu sein, anstatt auf die Weiblichkeit an sich. Und außerdem, was ist denn Weiblichkeit überhaupt? Wie wir bereits geschrieben haben, kann Weiblichkeit unendlich viele Formen haben und muss nichts mit Stereotypen oder veralteten Rollenbildern zu tun haben. Mir kommt es so vor, als müsstest du dich da noch ein wenig "freischwimmen" vom gesellschaftlichen Druck. Das ist auch wirklich nicht leicht und erfordert viel Kraft, Geduld und Unterstützung. An sich ist es aber eine Stärke von dir, dass du einen klaren Blick für Ungerechtigkeiten hast und diese nicht einfach hinnehmen willst.

Im Übrigen ist es auch völlig in Ordnung, sich mal weiblicher, mal männlicher, oder auch mal weder noch zu fühlen. Viele Menschen identifizieren sich als "nicht-binär", "genderfluid" oder "genderqueer". Ich empfehle dir, mal zu gucken, ob es in deiner Nähe Organisationen oder Gruppen gibt, die sich für die Rechte von Frauen und Menschen der LGBTQ* Community einsetzen. (LGBTQ* steht für lesbian, gay, bisexual, trans und queer. Falls dir diese Begriffe nichts sagen, schau mal in unsere Texte dazu. Denn vielleicht hilft es dir, dich mit anderen Leuten zu unterhalten, die stereotype Geschlechterrollen auch blöd finden und die auch etwas gegen die vielen Ungerechtigkeiten tun wollen.

Außerdem rate ich dir, deine Vulva und Vagina weiter zu erkunden und kennenzulernen. Nimm zum Beispiel auch mal einen Spiegel und schau sie dir in Ruhe an. Denn auch das Gefühl, dass Ärzt*innen etwas an deinem Körper sehen, was du selbst gar nicht kennst, kann dazu führen, dass du dich unwohl fühlst.

Es kann auch wirklich eine gute Idee sein, in einer Therapie oder bei einer Beratungsstelle mal ausführlich über diese Gedanken zu sprechen. Am allerbesten mit einer Person, die sich mit dem Thema Geschlechtsidentität ein bisschen auskennt. Ich kann dir aus Sicht einer Therapeutin sagen, dass es überhaupt nicht peinlich ist, über so etwas zu sprechen. Eine Therapie oder Beratung ist ein geschützter Raum, der extra dafür da ist, über Intimes zu reden.

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