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Frage Nr. 33636 von 19.09.2021

Hallo
Ich w/17 bin verzweifelt. Seit 3 Monaten fühle ich mich so hässlich, dass ich meinen Körper kaum mehr aushalten kann. Mir wird richtig übel, wenn ich an meinen Körper denke. Und meine ganzen Gedanken kreisen ständig nur um das, ich habe immer weniger Lust aus dem Haus zu gehen, weil ich mich so für meinen Körper schäme. Mit Kleidung an und einer Maske (Corona) ist es ok, dann seh ich schlank aus und man sieht mein Gesicht nicht. Vor einem halben Jahr noch hatte ich mich gut und schön gefühlt, aber mittlerweile glaube ich, dass ich mich damals einfach getäuscht haben muss und meine Hässlichkeit nicht erkannt habe. Ich weiss, es klingt jetzt wahrscheinlich übertrieben aber ich fühle mich wirklich so schlecht. Ich habe alle eure Tipps gelesen und versuche es immer wieder, aber es hilft einfach alles nichts. Was soll ich bloss noch tun? Liebe Grüsse

Unsere Antwort

Zunächst einmal: du bist nicht hässlich. Kein Mensch ist hässlich. Ich merke aber, dass dir das wirklich zu schaffen macht und sehr anstrengend ist für dich. Du schreibst, dass du dich vor einem halben Jahr noch nicht so gefühlt hast und nun denkst, dass du dich damals "getäuscht" hast. Ich denke, das Gegenteil ist richtig: Du hast dich damals klarer gesehen als heute. Weißt du denn, wieso sich deine Gedanken über deinen Körper verändert haben? Gab es einen Auslöser für diese Gedanken?

Du schreibst, dass dir übel wird, wenn du an deinen Körper denkst. Ich frage mich, ob du vielleicht nur noch über deinen Körper nachdenkst, anstatt ihn wirklich zu spüren und anzusehen. Spiegel sind eine schwierige Sache: Sie können sehr leicht die kritischen Gedanken befeuern. Aber man kann sie auch nutzen, um sich besser zu fühlen. Ich empfehle dir, den Spiegel gezielt einzusetzen: Finde bei jedem Blick in den Spiegel ganz bewusst immer mindestens eine Sache an dir, die dir gefällt. Das können auch ganz kleine Dinge sein. Außerdem solltest du dich bewegen, wenn du in den Spiegel siehst. Mach Musik an, die du magst, tanze, lache und schau erst dann in den Spiegel. So fühlt sich dein Körper gut an, und du erzeugst positive Gefühle und Gedanken, wenn du dich ansiehst. 

Vielleicht fällt es dir das anfangs schwer, deinen ganzen Körper anzugucken. Dann nimm dir einen kleineren Spiegel und schau vielleicht nur deine Arme an oder deine Augen oder deine Hände. Am besten berührst du den Teil, der dir gefällt, dann auch. Denn am Ende geht es vor allem darum, wie sich dein Körper für dich anfühlt, nicht darum, wie er aussieht. Das schreiben wir ja auch in unseren Tipps zum Körperbild. Du sagst, die hast du schon gelesen. Kannst du uns noch einmal schreiben, was genau du davon schon versucht hast?

Vielleicht könntest du auch einmal hinterfragen, was "Schönheit" überhaupt heißt und wer das festlegt. Du scheinst zum Beispiel "schlank" mit "schön" gleichzusetzen. Diese beiden Dinge haben aber erst einmal gar nichts miteinander zu tun. Und warum ist es für dich wichtig, "schön" zu sein? Besonders Frauen wird oft das Gefühl gegeben, dass es ihre Aufgabe ist, schön zu sein. Das stimmt aber nicht.

Dein Körper ist ein Instrument, kein Dekorationsartikel. Er ist nicht dazu da, "schön" zu sein. Es ist dein Körper und er ist für dich da, nicht für andere. Versuch doch einmal, mehr darüber nachzudenken, was dein Körper alles leistet. Er ermöglicht dir zum Beispiel dich zu bewegen, zu essen, zu sehen und zu fühlen.

Du sagst, dass deine Gedanken ständig um deinen Körper kreisen und du deine Aktivitäten deshalb einschränkst. Das könnten Zeichen sein, die dir sagen, dass du jemanden Professionelles um Hilfe bitten solltest. Viele Menschen haben ein negatives und falsches Bild von ihrem Körper und eine Therapie oder Beratung kann sehr hilfreich sein, um das Bild wieder "geradezurücken". Am besten suchst du dabei nach jemandem, der*die "körpertherapeutisch" arbeitet, also den Körper in die Therapie miteinbezieht.

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