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Frage Nr. 34811 von 28.03.2022

Liebes Lilli-Team,

ich bin männlich, 35 Jahre alt, seit einigen Jahren verheiratet und bin Vater von zwei Kleinkindern.

In meiner Beziehung ist das Thema Sexualität leider sehr belastet.
Meine Frau hat durch die Geburten Verletzungen im Vaginalbereich erleiden müssen wodurch Sie sich selbst als "Unfall" bezeichnet.

Die Verletzungen beinhaltet auch eine Rektozele wordurch die Verletzungen bei jedem Toilettengang wieder ins Bewusstsein treten.

Auch vor den Geburten der Kinder war das Thema Sexualität nicht leicht. Auch unter Berücksichtigung strenger Hygienemaßnahmen waren Blasenentzündungen durch Sex ein steter Begleiter. Darauf folgte in der Regel eine Therapie mittels Antibiotika gefolgt von einem Vaginalpilz... Dieses Risiko ist auch nach den Geburten nicht weniger geworden. Somit waren Leidenschaft und Spontanität schon immer belastet.

Der Alltag mit Kleinkindern macht das Thema nicht leichter. Die möglichen Gelegenheiten sind auf ein Minimum reduziert und die Belastung durch die Elternschaft schafft sehr wenig Raum für Zärtlichkeit.

Ich möchte Sex mit meiner Frau. Ich weiß nur nicht wie unter diesen Voraussetzungen das möglich sein kann. Ich kann den Wunsch nach Sex nicht kommunizieren ohne meine Frau unter Druck zu setzen.

Meine Frau wünscht sich Nähe mit mir, allerdings ohne sexuelle Intimität. Ich selbst fühle mich wie ein offener Nerv.

Ich hoffe sehr, das Sie mir und meiner Familie weiterhelfen können.

Unsere Antwort

Ich nehme mal an, dass deine Frau sich in medizinischer Behandlung befindet. Also, dass sich um die Rektozele und andere Veränderungen, die durch die Geburt aufgetreten sind, gekümmert wird, oder? Denn das sollte der erste Schritt sein.

Das Thema Sexualität ist bei euch, wie du schreibst, schon lange und aufgrund verschiedener Dinge nicht einfach. Es wird deshalb auch nicht durch eine Antwort von uns lösbar sein, da es vermutlich ein längerer Prozess sein wird. Grundsätzlich möchte ich euch ans Herz legen, eine Sexualtherapie zu machen. Ich werde trotzdem kurz auf ein paar Punkte eingehen.

Sich selbst als Unfall zu bezeichnen, kann bedeuten, dass man sich als Opfer sieht. Vielleicht teilst du diese Perspektive sogar und fühlst dich irgendwie mitschuldig? Diese Empfindungen und dieses Denken würde wenig Raum für eine lustvolle Sexualität lassen.

Das Thema Blasenentzündung nach jedem Sex ist häufig eine Begleiterscheinung von einer ungünstigen Erregungstechnik. Wenn man seine Erregung durch Erhöhung der Muskelspannung steigert, dann nimmt die Durchblutung in dem Bereich mit der erhöhten Muskelspannung ab. Das heisst, wenn der Beckenboden angespannt ist, nimmt auch die Durchblutung in der Harnröhre ab. Um ausreichend Antikörper, die die Bakterien abfangen, auf den Schleimhäuten zur Verfügung zu haben, braucht man aber eine gute Durchblutung.

Auch in der Elternschaft mit Kleinkindern gibt es Raum für Zärtlichkeit, wenn auch weniger Zeit für Sex. Aber Raum für Berührungen und Küsse bleibt immer, wenn man das tatsächlich möchte und nicht in die Kategorie „nicht so wichtig“ einsortiert.

Warum kannst du den Wunsch nach Sex nicht kommunizieren, ohne deine Frau unter Druck zu setzen? Es ist sogar sehr wichtig, dass ihr über das Thema Sexualität sprecht. Habt ihr das denn vor den Geburten gemacht? Oder war das darüber sprechen ein Stiefkind? Wenn ja, dann solltet ihr erlernen, darüber zu sprechen.

Findet die Nähe, die sich deine Frau wünscht, denn statt? Und wenn ja, was empfindest du dabei? Kannst du den Moment der Berührung geniessen, oder bist du in deinen Gedanken und somit woanders?

 

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