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Frage Nr. 34992 von 06.05.2022

Hallo Lilli. Meine Kollgin hat panische Angst vor öffentlichen Toiletten. Sie hatte einmal Ureaplasma Parfum und einen Pilz gehabt. Jetzt hat sie Angst, dass sie sich auf öffentlichen Toilletten wieder damit anstecken kann. Sie hatte nur 1 Mann in ihrem Leben (Sex) und denkt, dass sie sich auf Öffentlichen Toiletten damit angesteckt hat. Deshalb meine Frage, ist das überhaupt möglich? Also wenn Frau in Toilette uriniert und es dann vom Wasser oder von der Keramik zurück in die Scheide spritzt, kann man sich dann mit Pilzen, Ureaplasma Parfum und sonstige Krankheiten anstecken? Vielen Dank

Unsere Antwort

Leider wurde diese Angst vor Infektionsgefahr auf öffentlichen Toiletten irgendwann zu Unrecht in Umlauf gesetzt. Da ist kaum etwas dran, aber es sorgt seit Jahren für sehr viel Stress in den Köpfen von vielen Frauen.

Gerade bei den von dir erwähnten beiden Keimen: Pilze und Ureaplasma parvum kommt das Problem praktisch nie von "aussen". Sondern es handelt sich um Keime, die normalerweise das weibliche Geschlecht besiedeln. Wir tragen diese Keime also natürlicherweise auf uns, genauso wie viele andere Bakterien und Viren, die oft sogar sehr nützlich für uns sind, wie zum Beispiel die Milchsäurebakterien.

Die Vorstellung, dass wir Menschen "keimfrei" sind und uns jegliche Keime schädigen können ist eine komplett falsche Vorstellung. Diese übermässige Angst vor Keimen haben dazu geführt, dass viele Menschen übermässig Desinfektionsmittel einsetzen, am Körper oder auf Flächen, mit denen wir in Kontakt kommen könnten. Dies hat uns über die letzten Jahre in Probleme hineingeritten mit dem dadurch Begünstigen vom Entwickeln von resistenten und somit gefährlichen Keimen oder dem vermehrten Auftreten von Allergien. Wir sollten uns also damit anfreunden anzuerkennen, dass unser Körper zu einem grossen Teil aus Bakterien und Viren besteht, auf welche wir für unser gesundes Überleben auch dringend angewiesen sind. Keimfrei ist also nicht mehr angesagt.

Aber es gilt natürlich schon zu unterscheiden zwischen den guten, hilfreichen Keimen und solchen, die uns tatsächlich Schaden zufügen können. Gewisse Keime bezeichnet man als fakultativ pathogen. Das heisst, dass es bei diesen Keimen darauf ankommt, wieviele an einem Ort vorhanden sind bzw. ob sie im Gleichgewicht mit der restlichen Flora sind. Nur unter bestimmten Bedingungen kommt es zu Krankheitszeichen. Pilze und Ureaplasmen gehören zu den fakultativ pathogenen Keimen. Sie leben normalerweise in kleiner Zahl in der normalen Vaginalflora. Aber gewisse Bedingungen können dazu führen, dass sich zum Beispiel die Pilze stark vermehren und zu einer Entzündung der Haut führen können, die Juckreiz und Rötung verursachen können. Dann muss man durch eine Behandlung die Anzahl der Pilze so stark reduzieren, bis sie sich wieder in normaler Zahl in die ausgewogene Scheidenflora einfügen.

Zurück zu den öffentlichen Toiletten: beim normalen Benutzen einer öffentlichen Toilette muss man sich nicht vor der Übertragung von Keimen fürchten, insbesondere nicht von Genitalkeimen. Wichtig ist lediglich die eigene Händehygiene nach dem Benutzen der Toilette, insbesondere nach gehabtem Stuhlgang. Da geht es aber eher darum, dass man Keime aus dem Stuhl beim Abwischen nicht über die eigenen Hände an andere weitergibt. Also nach der Toilettenbenutzung immer gründlich die Hände mit Wasser und Seife waschen.

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