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Frage Nr. 35226 von 15.06.2022

Sind Geschlechtervielfalt und Geschlechtsidentität nur eine gesellschaftliche Entwicklung des modernen Zeitgeists oder eine natürliche Sache, die es schon immer gab?
Sind LGBTQ Menschen eine Varianz der Natur? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass LGBTQ Menschen krank sind, wie es extreme Ansichten in der Religion uns eintrichtern zu versuchen. Niemand kann doch was für seine sexuelle Orientierung. Wie entsteht die sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität? Doch nicht durch 》Fehler《 im menschlichen Bauplan??

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Moin Leute
Sehr konventionelle Ansichten von Christen besagen, dass es strikt nur Mann und Frau gibt- aber nix dazwischen. Wie ist das zu begründen? Wissenschaftlich gesehen gibt es von Natur aus nicht nur Weiblich oder männlich oder? Kann man das mit Fakten aus der Forschung widerlegen?

Unsere Antwort

Du hast vollkommen recht: Menschen, die LGBTQ sind, sind nicht krank! Sie sind genauso normal wie heterosexuelle und cis Menschen.

Es gab in der Menschheitsgeschichte schon immer Menschen, die sich nicht als Mann oder Frau fühlten. In etlichen Kulturen gibt es ohnehin mehr als zwei Geschlechter oder es ist akzeptiert, dass die Geschlechtsidentität eines Menschen nicht (nur) von den körperlichen Gegebenheiten abhängt. Insofern ist es erstmal aus der Beobachtung heraus klar, dass es eine Geschlechtervielfalt gibt. Die Wissenschaft kommt aber erst jetzt langsam dazu, sich so richtig damit zu beschäftigen.

Es ist mittlerweile klar, dass auch die biologischen Aspekte von Geschlecht – also zum Beispiel Chromosome und Genitalien – nicht nur zwei Ausprägungen haben. Das heißt, es gibt auch rein biologisch betrachtet mehr als zwei Geschlechter. Das nennt sich heutzutage Intergeschlechtlichkeit. Die Forschung hat auch einige Anhaltspunkte gefunden, dass biologische Faktoren bei Transidentität eine Rolle spielen könnten. Zum Beispiel könnte es sein, dass es etwas mit der Wirkung von Hormonen auf den Embryo zu tun hat. Wirklich belegt ist aber bisher nichts davon. Man weiß also noch nicht sicher, ob und wie Transidentität biologisch entsteht. Es ist aber davon auszugehen, dass ohnehin mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Das heißt, auch psychologische und soziale Aspekte entscheiden mit, ob eine Person trans ist.

Ähnlich ist es mit sexueller Orientierung. Auch hier gibt es Hinweise auf biologischen Ursachen, aber hundertprozentig erklären kann man es nicht. Das macht aber nichts. Denn auch eine biologische Ursache ist kein „Fehler im Bauplan“, sondern, wie du richtig sagst, einfach eine Varianz. Genauso wie es eine Varianz bei Augen- oder Haarfarbe gibt. Homo- und Bisexualität gibt es übrigens auch bei vielen Tierarten. Wir Menschen haben es uns gewissermaßen selbst schwer gemacht, indem wir uns Kategorien wie Hetero- und Homosexualität ausgedacht haben, statt es einfach Sexualität sein zu lassen. Wissenschaftliche Forschung zeigt ohnehin, dass die meisten Menschen weder 100 % heterosexuell noch 100 % homosexuell sind.

In unserer Kategorie Gender | sexuelle Orientierung findest du weitere Informationen zu diesem Thema.

Diese Antwort gilt auch für Frage 35224.

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