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Frage Nr. 35333 von 29.06.2022

Zu 35272: Vielen Dank für eure ehrliche Antwort.

Leider haben wir nicht das Geld eine Sexualtherapie zu machen und Therapie wird im Allgemeinen nur unter ganz bestimmten Umständen (medizinische Diagnose) und auch dann nur nach sehr langer Wartezeit von der Krankenkasse bezahlt.

Ich muss auch sagen, dass ich es etwas seltsam finde, dass ihr ausrechnet mir dazu ratet. Ich lese hier öfters mit und es gibt so viele Fragen, wo ich diesen Rat wesentlich angebrachter finde (" ich versuche seit 1,5 (!) Jahren mit euren Tipps einen vaginalen Orgasmus zu erreichen"). wohingegen wir in relativ kurzer Zeit recht viele Erfolgserlebnisse hatten, wie ich finde. Auch wird unter 35229 eine sehr ähnliche Frage gestellt, wo ihr doch (meiner Meinung nach sehr detailliert) auf die Problematik eingeht. (Verschiedene Winkel etc.) Abgesehen davon gibt es hier diverse medizinische Anliegen, wo ein Arzt eigentlich der erste Ansprechpartner wäre, ihr aber trotzdem konkrete Ratschläge gebt.
Das ist schon sehr ernüchternd bzw. fühlt es sich an, als wäre man als einziger Mensch nicht normal, wenn wirklich seltsame und abstruse Schilderungen wie "ich kann nur durch sehr harte fantasien zum Orgasmus kommen" ausführlich beantwortet werden, man selbst aber auf einen Therapeuten verwiesen wird. Das hinterlässt schon ein sehr merkwürdiges Gefühl.

Allerdings kenne ich kaum Paare, die einfach und offen über Sex reden können. In meinem Umfeld werde ich teilweise sogar beneidet, weil wir gerade zu Beginn so viel darüber gesprochen haben. Es handelt sich dabei um Leute die schon selbst mehrere Beziehungen hatten, aber noch nie mit einem Partner darüber geredet haben. So seltsam kann das also nicht sein.

Ich danke euch dennoch sehr für eure Arbeit.

Unsere Antwort

Es tut uns leid, dass dir unsere Antwort in den falschen Hals ist!

Wir empfehlen Leuten zu Sexualberatungen oder Sexualtherapien, die uns mehrmals schreiben und trotz unserer Ratschläge nicht weiterkommen. Das war aus unserer Sicht bei dir der Fall. Du hast uns dreimal geschrieben. Die anderen Fragen, auf die du dich beziehst, waren erstmalige Fragen.

Du findest die Schilderungen in anderen Fragen zum Teil seltsam und abstrus – wir nicht. Sexualität kommt in unglaublich vielen Facetten daher. Wir sehen das als ein sehr breites Spektrum von "normal". Wenn ich dich richtig verstehe, ist deine Einstellung, dass nur "nicht normale" Menschen in eine Sexualtherapie gehen. Das stimmt überhaupt nicht. Eine Sexualtherapie ist für alle Einzelpersonen oder Paare geeignet, die in der Sexualität irgendwo anstehen und selbst nicht weiterkommen. Das ist normal. Unglaublich viele Paare könnten von einer Sexualtherapie profitieren – im Grunde alle, die in der Sexualität etwas dazu lernen möchten.

Schmerzen beim Sex und Schwierigkeiten, die Erektion zu behalten, sind medizinische Diagnosen und rechtfertigen in der Schweiz die Übernahme der Kosten durch die Krankenkasse. Wir sehen derartige Diagnosen allerdings nicht als Krankheiten an. In ihnen drückt sich viel mehr aus, dass der sexuelle Lernprozess irgendwo an eine Grenze stösst. Das finden wir völlig normal. Wir sehen dich und deinen Partner als völlig normal an. Aber ihr stosst derzeit in eurer Sexualität an eine Grenze. Wir würden es euch schlicht und einfach gönnen, dass ihr euch fachliche Live-Unterstützung holt. Das wäre übrigens auch bei einer Beratungsstelle zur sexuellen Gesundheit möglich. Diese bieten oft Gratisberatungen an.

Wenn eine Beratung oder Sexualtherapie nicht in Frage kommen, helfen wir dir gern so gut wie möglich weiter. In deiner letzten Frage hast du eigentlich keine Frage gestellt – bis auf die Frage: "Vielleicht ist das aber auch eine Lernsache?" Und das können wir mit: "Ja, auf jeden Fall!" beantworten. Wenn du uns nochmal schreiben möchtest, überlege, welche konkrete Fragen du uns stellen kannst. Dann probieren wir, so gut wie möglich darauf einzugehen und dir weiterzuhelfen.

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