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Frage Nr. 35526 von 27.08.2022

Hallo liebes Team von Lilli! Zuerst einmal ein riesen Kompliment an eure kompetente Arbeit. Die Antworten und Texte sind tiefgreifend, aufklärend und bestärkend. Deshalb möchte ich mich nun auch an euch wenden. Ich bin 29 Jahre, weiblich und Mutter zweier Kinder (2 & 4 Jahre, vaginale geburten mit dammriss grad 2 und 1). Schon seit meiner ersten Geburt war ich geschockt über die Veränderungen meines Körpers, vor allem meines beckenbodens und der Vagina. Nach der zweiten Geburt waren diese nochmal deutlicher und ich fühlte mich zu jeder Zeit wenig aufgeklärt. Alle Veränderungen wurden als normal abgetan, nachdem im Vorhinein immer versichert wurde, dass sich alles zurück bilden wird. Ich habe und mache immernoch viel für meine rückbildung, aber der ursprungszustand wird sich nicht mehr einstellen. Die Diagnosen sind eine cystocele grad 2, ein descensus uteri grad 1 und eine rektocele grad 1, konservative behandlung mit einem würfelpessar und training. Die Senkungen sind je nach phase mehr oder weniger spürbar und meine vagina ist weicher und elastischer als früher. Das stört mich in meinem Erleben als junge Frau und beeinträchtigt mein Selbstbewusstsein negativ. Meine sexualität ist nach wie vor erfüllend und Orgasmen wieder intensiv. Das problem ist vor allem mein Körpergefühl im alltag, welches ich durch den schaden meines beckenbodens beeinträchtigt sehe. Zudem sieht man meiner brust 4 Jahre stillen sehr deutlich an. Ich störe mich an den vielen unrealistischen Bildern, welche auch von Fachpersonal von Geburt und stillen und insbesondere dem Körper danach vermittelt wurden. Meine Frage lässt sich wohl so zusammen fassen: wie erlange ich nach dem Prozess des mutterwerdens mit all den Schäden an meinem Körper wieder ein gutes Verhältnis zu meinem Körper und kann mich als Frau wieder gut und selbstbewusst fühlen? Ich bedanke mich im voraus und freue mich auf Anregungen und Tipps :-)

Unsere Antwort

Du beschreibst eigentlich schon selbst, wie du zu einem guten Verhältnis zu deinem Körper kommst. 1. Trenne dich von unrealistischen Bildern, die leider immer und immer wieder von Fachpersonal, Eltern, Partner*innen und über Social Media verbreitet werden. 2. Übe Verständnis für deinen Körper und die Erfahrungen, die du mit ihm gemacht hast. Du hast zwei Kinder. Also auch zwei Schwangerschaften und zwei Geburten. Überleg mal, wie logisch es ist, durch Rückbildung einen „Ursprungszustand“ wieder erlangen zu wollen. Du wirst die Erfahrungen, die du gemacht hast, nicht wieder los. Du kannst dir aber helfen, deinem erfahrenen Körper ein angenehmes Leben zu bieten. Dazu gehört die medizinische Behandlung der Verletzungen, die durch die Geburt entstanden sind. Dazu gehört auch der Genuss an der immer noch erfüllenden Sexualität. Ich wünsche dir auch sehr, dass du fühlen kannst, dass sich die Anstrengung des Mutterwerdens für deine beiden Kinder gelohnt hat. Und dass du mit dem Muttersein Erfahrungen machst, die du ohne die Kinder nicht machen könntest.

Da wir Menschen ja sozusagen Körper sind, bilden sich alle Lebenserfahrungen im Körper ab. Natürlich können wir uns wünschen für immer auszusehen wie unser 18-jähriges Selbst. Dieser Wunsch muss ein Traum bleiben. Wir werden älter. Und wir können nicht anders, als das Leben (er-)leben. Menschen, die unrealistische Bilder verbreiten, verhindern bei sich selbst und bei anderen Stolz und Freude an Lebenserfahrungen. Steig du aus dieser Wunsch- und Gedankenwelt aus. Es ist doch schon anstrengend genug, die Folgen der Schwangerschaft angemessen zu behandeln.

Vielleicht hilft dir unser Kapitel «Körperbild» bei deinem Weg zur Körperzufriedenheit.

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