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Frage Nr. 35636 von 16.09.2022

Hallo, liebes Team!
Ich bin 51 Jahre alt und weiblich. Bis vor ca. 4 Wochen hatte ich einen regelmäßigen Zyklus. Dann kam meine Periode eine Woche zu spät und nachdem sie geendet hatte, fing ich nach einer Woche wieder an zu bluten. So lange (eineinhalb Wochen), dass ich gestern zu meiner Frauenärztin gegangen bin, weil ich mir Sorgen gemacht habe. Sie sagte, ich wäre mitten in den Wechseljahren und machte einen Ultraschall, bei dem herauskam, dass meine Schleimhaut zu dick ist. Bekomme nun Chlormadinon, um eine hormonelle Ausschabung herbeizuführen, so erklärte es die FA. So weit, so gut.
Bei der Gelegenheit fragte sie mich, ob sie meine Spirale ziehen solle, die bräuchte ich ja nicht mehr. Ich war davon überrascht, denn bis vor 4 Wochen war mein Zyklus ja regelmäßig und ich hatte um den Eisprung herum auch immer eine größere Lust. Nicht zu verhüten, kommt mir noch zu früh vor und das sagte ich ihr auch. Darauf meinte sie, ich könne davon ausgehen, zu 100 Prozent nicht mehr schwanger werden zu können und hätte mit Sicherheit auch keine Eisprünge mehr.
Nun meine Frage: hat sie damit recht? Habe ich einen regelmäßigen Zyklus von durchschnittlich 27 Tagen seit Jahren ohne Eisprung? Warum habe ich dann eine erhöhte Libido in der Mitte meines Zyklus?
Mich hat das alles überfordert und merkwürdigerweise auch verletzt, weil sie meine Fruchtbarkeit so abgetan hat. Es geht mir nicht darum, noch ein Kind bekommen zu wollen, aber ich möchte auch nicht aus Unachtsamkeit schwanger werden und dachte bisher, ich müsse auch in meinem Alter achtsam sein. Ist das alles richtig, was sie mir erzählt? Sie hat mir meine Spirale (Kupferspirale ohne Hormone) nun erstmal noch gelassen, aber ich kam mir ziemlich lächerlich gemacht und unaufgeklärt vor.
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen und bedanke mich im Voraus!

Unsere Antwort

Ja, das ist nicht schön, dass du dich herabgewürdigt fühltest durch die unachtsamen Bemerkungen deiner Frauenärztin. Es ist wichtig, dass du deine diesbezüglichen unangenehmen Gefühle ernst nimmst und für dich einstehst. Meist sind wir in so einem Moment etwas überfordert und müssen uns zuerst klar werden, warum sich diese Bemerkungen so unangenehm angefühlt haben und wir können nicht gleich darauf reagieren. Aber vielleicht gelingt es dir beim nächsten Mal, deine Frauenärztin darauf anzusprechen und sie um eine achtsame Sprache zu bitten und direkt anzusprechen, wenn dir etwäs schräg reinkommt. Das braucht ein wenig Training, wir wir das formulieren können, aber wenn wir es gut hinbekommen, ergeben sich manchmal wirklich gute Gespräche und Begegnungen mit der entsprechenden Person und die Ärztin bekommt so auch ein Feedback zu ihrer Kommunikation und bekommt dann Ideen, wie sie diese noch optimieren könnte.

Nun zu deinen Fragen:
Nur aus dem Zyklus heraus kann man nicht sicher sagen, ob du Eisprünge hattest oder nicht. In den letzten Jahren vor der Menopause, also ab Mitte 40 bis Anfangs 50 gibt es immer häufiger Zyklen ohne Eisprung, aber es kann auch weiterhin Eisprünge geben. Allerdings ist die Fruchtbarkeit in diesen Jahren, insbesondere ab 50, trotz Eisprung minimal. Die Wahrscheinlichkeit, dass noch eine Schwangerschaft entsteht und ausgetragen werden kann, ist sozusagen bei Null. Das ergibt sich aus verschiedenen Faktoren, aber der Hauptfaktor ist, dass die Eizellqualität nicht mehr genügend hoch ist, dass daraus noch eine Schwangerschaft entstehen könnte.

Bei den Frauen sind ja alle Eier schon bei der Geburt angelegt, es werden keine neuen mehr hergestellt im Verlauf des Lebens. Das ist bei den Männern anders, die ab der Geschlechtsreife regelmässig neue Spermien herstellen, also sozusagen immer frisch ab Presse. Deshalb können Männer auch sehr viel länger Kinder machen als Frauen. Denn die bei der Geburt bzw. schon als Fetus hergestellten Eier im Eierstock der Frau unterliegen über die Jahre einem Alterungsprozess, weshalb die Eizellqualität ab zirka 40-45 Jahren so stark eingeschränkt ist, dass Schwangerschaften immer unwahrscheinlicher werden. 

Eine eingeschränkte Fruchtbarkeit heisst aber natürlich keinesfalls eine eingeschränkte Fraulichkeit. Die Lust auf Sexualität bleibt in der Regel bestehen und unterliegt weiterhin Schwankungen, die zyklusabhängig sein können, solange die Frau noch einen Menstruationszyklus hat. Das hat insbesondere mit den zyklischen Hormonschwankungen zu tun, die auch in diesem Alter vorhanden sind. 

Wenn du Kupfer-Spiralenträgerin bist und noch regelmässige Zyklen hast, würde ich die Spirale bis zum Ende der vorgesehenen Liegedauer belassen.

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