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Frage Nr. 35779 von 26.10.2022

Guten Tag Ich habe hier vor kurzem eine Frage gestellt, weil sich mein Mann von mir getrennt hat und ich damit nicht so gut klarkomme. Mittlerweile komme ich schon besser damit zu recht.
Ich habe die Nummer leider vergessen.
Ich verstehe seine Gründe warum er geht. Wir hatten Krisen und wirklich viel versucht um die Beziehung zu retten. Leider ohne Erfolg. Jetzt hat er keinen Mut mehr, dass wir das noch hinbekommen und wir lieben uns noch sehr und deswegen ist es so traurig, dass es nicht geklappt hat. Er sagt auch dass er mich noch liebt, aber trotzdem gehen muss. Ich kann ihn momentan nicht mehr überzeugen und deswegen ist es auch "gut" wenn er geht.

Aber gerade habe ich das Gefühl, dass er mir die Schuld für alles gibt. Es ist nicht so, dass ich die Verantwortung für meinen Anteil nicht annehmen kann, aber letztendlich hat er ja entschieden zu gehen. Ich wäre ja bereit gewesen uns noch eine Chance zu geben. Für ihn ist der letzte Streit auch nicht so wirklich der Auslöser, sondern das ganze Drama davor und der letzte Streit war dann so der Endgültige Schlussstrich. Er wollte auch nichts mehr mit mir klären, er ist einfach fertig mit mir und hat mich über. Er sagt, dass ich psychische Probleme habe und mir helfen lassen sollte. Das tut natürlich weh, weil ich das nicht ganz so sehe, dass unsere Beziehung angeblich wegen meiner psychischen Probleme zerbrochen ist. Aber im stillen denke ich doch darüber nach ob er damit recht haben könnte.

Es war schon alles ein bisschen viel für mich und ich habe viele unterschiedliche Versuche unternommen dagegen zu steuern. Manchmal frage ich mich auch, ob ich nicht vielleicht so eine Art Wochenbett Depression hatte, die ich nicht erkannt habe. Unsere Probleme fingen nämlich nach der Geburt unseres Jüngsten an, denn kurz danach fing der erste Lockdown an. Und da wurde einfach alles viel viel für mich. Es war auch nicht so, dass ich mit dem Baby überfordert war oder keine Liebe für ihn empfunden habe. Plötzlich hat sich mein ganzes Leben so drastisch verändert, dass ich nicht mehr hinterher gekommen bin. Alle Unterstützung ist weggefallen und alles was ich mir neu erarbeiten wollte, hat nicht geklappt.

Und ja, er hat recht wenn er sagt, dass ich bestimmt nicht die beste Version meiner Selbst war. Ich habe aber wirklich alles mir mögliche versucht. Ich habe immer versucht mein bestes zu geben und jede Herausforderung angenommen. Irgendwie bin ich enttäuscht, dass er meine Bemühungen nicht wenigstens zu schätzen weiß. Ist das blöd so zu denken? Manchmal bin ich auch empört, weil ich dann denke, meine Güte, was hätte ich denn noch tun sollen?

Fühlt sich gerade nicht so toll an, wenn man selbst einfach mit sich in einer Krise befindet/ befunden hat und der Partner sich dann auch noch abwendet, weil er es nicht mehr so aushält. Und das war nicht nur einseitig, dass es immer nur mir schlecht ging und er sich um mich kümmern musste. Umgekehrt war ich für ihn auch da wenn er Not hatte. Und habe ihn nach Kräften unterstützt. Und viele Jahre hat er auch gesagt, dass er sich nur mit mir so unterstützt und verstanden gefühlt hat. Daher habe ich angenomme, wenn ich ihn mal brauche, wäre er auch für mich da. Was sagt ihr dazu? Ich werde nach und nach sicherlich noch besser damit umgehen können. Aber was denkt ihr darüber? Ich weiß gar nicht so richtig was ich fragen könnte dazu

Unsere Antwort

Deine Gefühle von Enttäuschung, Empörung und Traurigkeit kann ich in deiner Lage sehr gut verstehen. All diese Gefühle dürfen sein. Nach einer Trennung brauchst du erstmal Zeit, zurück zu dir zu finden. Zeit, um zur Erkenntnis zu kommen, dass deine Beziehung nicht an sich gescheitert ist, sondern dass kein gemeinsames Weitergehen mehr möglich war. Zeit, deine Beziehung genau anzusehen, um zu erkennen, wieso das so ist.

Du gehst gerade durch eine harte Zeit der Umstellung und machst dir einige Gedanken darüber, womit er Recht hat und womit nicht. Ich halte es für sehr sinnvoll, dass du das für dich sortierst. Manches möchtest du annehmen und anderes nicht. Vielleicht hilft dir dabei ein Bild von einem Feedback-Buffet, das dein Ex-Mann für dich aufgestellt hat. Du schaust es dir an und wählst aus, was du dir nehmen möchtest. Bei all den anderen Sachen sagst du getrost "Nein, danke". Du hast schon ganz richtig erkannt, dass Schuldzuweisungen hier wenig helfen. Stattdessen hilft es hinzuschauen, auch wenn dabei unbequeme Tatsachen ans Licht kommen.

Abstand ist sicher eine gute Idee für die Zeit direkt nach der Trennung. Wenn bei euch beiden die Gefühle etwas ruhiger sind, könnt ihr schauen, wie es für euch weiter geht.

In welchem Land lebt ihr? Wenn ihr in Deutschland lebt, habt ihr, solange ihr Kinder unter 18 Jahren habt, Anspruch auf kostenfreie Beratungen bei anerkannten Beratungsstellen um euch in dieser Zeit der Umstellung zu begleiten und eine gute Umgangsregelung bezüglich eurer gemeinsamen Kinder zu finden.

Ich empfehle dir ausserdem unser Kapitel zum Thema Trennung.

Diese Antwort gilt auch für Frage 35764. Ich habe beide Fragen hier beantwortet.

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