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Frage Nr. 36770 von 23.04.2023

Liebes Lilli-Team


Ich bin männlich, 71.
Es geht um Onanie. Das ist etwas, das mich früher gar nie beschäftigt hat oder nur wenig, man hat's einfach gemacht. Und ich glaube auch nicht, dass ich sehr verklemmt bin. Mit den Frauen war's oft gut, aber wenig nachhaltig. Seit einiger Zeit nun, seit ich Zeit zum Grübeln habe, beschäftigt mich das und löst in mir heftige Schuldgefühle aus. Es geht um folgendes:
Ich bin ein ziemlicher Routinier in Sachen Onanie. Und ich habe oft an ungewöhnlichen Orten onaniert, im Auto, auf Wanderungen im Freien (unbeobachtet!) auf Skitouren, oben auf Bergen und Hügeln, bei Alphütten, an menschenleeren Autobahnhaltestellen, in der Dämmerung, auf dem Balkon (unbeobachtet!), zwischen den Skistöcken, gespiegelt im Fenster (unbeobachtet!), bei Regenwetter im Spiegel der Wasserpfützen auf Waldwegen, gespiegelt im Velo-Schutzblech, oder einmal am Schwarzen Meer nackt an einem menschenleeren Strand.

Es hat natürlich Spass gemacht. Ich glaube, dass es eher selten ist, dass man über Jahrzehnte hinweg an der Sexualität soviel Freude haben kann, wie ich das - allein - konnte. Es war ein "In-mich-hineinhorchen". Ich bin auch stundenlang mit einer unter Hose oder Trainer verdeckten Erektion durch die Gegend gelaufen. Es ging sehr häufig darum, den Nervenkitzel oder Adrenalinstoss zu erleben, aber niemals darum, andere zu erschrecken oder beobachtet zu werden, Ehrenwort! Ich bin kein Exhibitionist. Ich hätte mich zu Tode erschreckt, wäre ich dabei gesehen worden. Einmal hat mich ein Wanderer fast ertappt, er sah die gebauschte Turnhose. In der Vor-Internetzeit hab ich in Rotlicht-Bezirken diese Sex-Kabäuschen besucht. Im jugendlichen Alter waren ein paar Mal Fäkalien mit im Spiel, zweimal vor dem Spiegel, zweimal im Meer. Das hab ich sofort wieder aufgegeben. Hab das als Körpererfahrung abgehakt und vergessen.
Das alles lief unter dem Motto: "Lustgewinn". Was man nicht alles dafür tut.
Immerhin hat mein Verhalten niemandem geschadet.
Panik steigt auf, Angst, Scham, Schuldgefühle, wenn ich daran denke. Ist mein Verhalten sehr ungewöhnlich und verwerflich?
Verzeiht mir die Offenheit!
Auf jeden Fall schon mal ganz herzlichen Dank fürs Lesen!
Und wenn die Lebensfreude trotzdem wieder kommt und alle Lasten von mir abfallen?
(...)

Unsere Antwort

Wir haben deine Frage ein wenig gekürzt.

Ich frage mich, wie es dazu kommt, dass du dein Verhalten auch einmal so infrage stellst. Wie kommt es, dass du plötzlich Panik, Angst, Scham, und Schuldgefühle verspürst? Gab es einen Auslöser dafür?

Wofür schämst du dich? Für deine Lust? Für deine Art der Selbstbefriedigung? Für die Häufigkeit?

Du sagst „Immerhin hat mein Verhalten niemandem geschadet.“ Daher frage ich mich: Wofür fühlst du dich schuldig? Und wovor hast du Angst?

Wenn ich deine Beschreibung lese, dann lese ich da von einem Menschen, der viel Spaß an seiner Solo-Sexualität hat. Wie du ja selbst sagst: Das ist nicht selbstverständlich. Es ist eine tolle Fähigkeit. Du schreibst, Selbstbefriedigung war wie ein In-dich-Hineinhorchen. Das klingt für mich, als hättest du einen sehr guten Kontakt zu dir selbst und zu deiner sexuellen Erregung. Du scheinst dich gut spüren und gut genießen zu können. Das alles sind Fähigkeiten, die für eine erfüllende Sexualität sehr wichtig sind. Wenn du unsere Antworten und Texte liest, wirst du merken, dass wir Menschen oft empfehlen, genau diese Fähigkeiten zu entwickeln oder zu stärken. Lies doch zum Beispiel mal unseren Text Selbstbefriedigung: Was spricht für Solosex?

Du kannst uns gern noch einmal schreiben, wenn du auf meine Fragen antworten möchtest.

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