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Frage Nr. 37096 von 19.06.2023

guten abend, ich (weiblich, 28) bin zurzeit in ghana und hatte gestern abend vaginalen geschlechtsverkehr, bei dem das kondom unbemerkt abgerutscht ist während dem akt. das haben wir erst nach dem akt bemerkt. ich hab mich gleich danach gründlich gewaschen. beim sexualpartner handelt es sich um einen ghanaer, der, so wie er sagt, gesund ist. er hat aber noch nie einen hiv test gemacht. mir ist bewusst, dass das hiv risiko einiges höher in ghana ist als in der schweiz. ich weiss nicht, ob ich ihn noch dazu kriege, morgen einen test machen zu lassen. ich bin mir unsicher, ob ich die pep besorgen soll und wäre sehr dankbar über eine empfehlung. zudem habe ich heute die pille danach genommen und ich weiss nicht, ob sich die beiden medikamente überhaupt kombinieren lassen würden. ich weiss nur, dass ich die pep noch morgen nehmen sollte, wenn ich sie bräuchte. ich danke ihnen, für eine rasche rückmeldung.

Unsere Antwort

Zu deinen Fragen gibt die aktuellste Leitlinie zur PEP von Aidshilfe.de gute Auskunft. Die Leitlinie unterscheidet 3 Empfehlungsstufen, ob eine PEP gemacht werden sollte:

  • eine HIV-PEP wird empfohlen
  • eine HIV-PEP wird angeboten
  • eine HIV-PEP nicht empfohlen

In deinem Fall sollte eine HIV-PEP angeboten werden, da der Geschlechtsverkehr mit dem abgerutschten Kondom mit einem Partner erfolgte, der aus einer HIV-Hochprävalenzregion (Subsahara-Afrika) kommt. Eine HIV-PEP anbieten heisst, dass die Ärztin mit der betroffenen Person diskutieren soll, ob die PEP durchgeführt werden soll oder nicht, auch in Abhängigkeit vom Risiko der Infektionswahrscheinlichkeit. Gemäss CIA World Factbook beträgt die HIV-Prävalenz in Ghana zirka 1.7% der erwachsenen Bevölkerung (15-49 Jahre).

Eine HIV-PEP wird auf alle Fälle empfohlen, wenn es sicher ist, dass der Sexualpartner HIV-positiv ist und wenn die Viruslast des Sexualpartners >1000 Kopien/ml beträgt. Wenn nicht bekannt ist, ob der Sexualpartner HIV-infiziert ist, ist eine PEP meist nur in Situationen mit hohem zu erwartendem Risiko sinnvoll. 

Idealerweise sollte die PEP unverzüglich begonnen werden und 30 Tage durchgeführt werden, beziehungsweise so lange bis ein negatives Resultat des HIV-Tests des Sexualpartners vorliegt. Es wäre also ideal, wenn du ihn dazu bewegen könntest, eine Untersuchung auf sexuell übertragbare Infektionen durchzuführen. Neben HIV sollte er idealerweise auch noch auf Hepatitis B, Hepatitis C und Syphilis getestet werden.

Vor Beginn einer PEP sollte bei der betroffenen Person das Blut auf Folgendes untersucht werden: Blutbild, Leber- und Nierenwerte, HIV-Test sowie Hepatitis B-Marker und Hepatitis-C-Antikörper. Du brauchst also auf alle Fälle vor Ort eine ärztliche Beratung, falls du eine PEP machen möchtest. Die PEP sollte idealerweise innert 24-48 Stunden nach dem Ereignis begonnen werden. 

Der Wirkstoff der "Pille danach" Levonorgestrel kann gemäss Arzneimittelkompendium mit HIV-Medikamenten interagieren, weil sie in der Leber über das gleiche Enzymsystem abgebaut werden. Das heisst, dass die HIV-Medikamente bei gleichzeitiger Einnahme die Wirkung der Pille danach vermindern könnten. Das ist vor allem ein Problem, wenn eine Frau schon vorher bzw. während der Einnahme der Pille danach HIV-Medikamente einnimmt, zum Beispiel bei einer bestehenden HIV-Infektion. Wie es in deinem Fall wäre, also wenn du allenfalls mit den PEP-HIV-Medikamenten ein bis zwei Tage nach der Pille-danach-Einnahme beginnen würdest, kann ich leider nicht genau beurteilen, da habe ich in meiner Recherche keine verlässlichen Informationen dazu gefunden. Ich würde aber annehmen, dass in diesem Fall die Verhütungswirkung der Pille-danach eher nicht mehr stark eingeschränkt wäre. Dies kommt natürlich auch noch darauf an, wo in deinem Zyklus du warst beim ungeschützten Geschlechtsverkehr. Die Pille-danach wirkt vor allem dadurch, dass sie einen allenfalls kurz bevorstehenden Eisprung um einige Tage hinauszögern kann. Wenn der Eisprung beim GV schon länger als 2-3 Tage her war, ist die Schwangerschaftsgefahr sehr klein, da ein gesprungenes Ei nur während 24 Stunden befruchtungsfähig ist. Die Spermien überleben zirka 3 bis 5 Tage nach dem GV, sie können also auf den Eisprung "warten". In diesem Fall ist die Pille-danach wirksam, weil sie den Eisprung hinauszögern kann.

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