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Frage Nr. 37307 von 27.08.2023

Hallo liebes lilli-Team,

in Frage Nr. 34084 habt ihr geantwortet, dass es keine Medikamente gibt, die die Wirkung der Kupferspirale beeinträchtigen.

Ich nehme Azathioprin, ein Immunsuppresivum ein (wegen einer chronischen Darmerkrankung) und in der Packungsbeilage steht, dass man nicht mehr mit Kupferspirale verhüten soll, weil die verhütende Wirkung eingeschränkt sei.

Ich habe lange recherchiert, warum das so sein könnte. Liegt es vielleicht daran, dass die gewollte "Entzündung" in der Gebärmutter durch das Immunsuppresivum unterdrückt wird?

Ich habe lediglich folgendes in einer Studie gelesen, was darauf hindeutet, dass Kupferspiralen trotz Immunsuppression wirksam sind:

"First, IUDs were believed to be less effective in women on immunosuppressive drugs because IUDs act by inducing a local inflammatory reaction. However, IUDs involve macrophage activation, which is independent of the immune processes modified by immunosuppressants (primarily T-cell function)."

https://www.ccjm.org/content/84/9/719

Meine Frauenärztin meinte, dass sie den Hinweis darauf, dass ein Medikament die Kupferspirale "stören" könnte, noch nie gehört habe und meinte, dass die Kupferspirale sicherlich auch unter dem Immunsuppresivum wirkt (weil die Kupferspirale mechanisch wirkt).

Gibt es eine eindeutige Antwort darauf, ob Medikamente die Wirkung der Kupferspirale nun doch beeinflussen können?

Vielen Dank für Eure Antwort!

Unsere Antwort

Vielen Dank für deine Nachfrage und den Link zu den Artikeln aus deiner Recherche zu diesem Thema.

Auch ich habe nun nochmals in der medizinischen Datenbank Pubmed recherchiert. Leider gibt es extrem wenige Studien zum Thema Kupfer-IUD und Immunsuppression.

Ich fand eine einzige Studie (1981 publiziert…), die von zwei Einzelfällen berichten, bei welchen zwei Frauen unter Immunsuppression unter der Kupfer-Spirale schwanger geworden sind. Die Studienautor*innen fragten sich, ob IUDs/Spiralen nur bei intaktem Immunsystem verlässlich wirken, da sie die durch die Spirale verursachte Entzündungsreaktion an der Gebärmutterschleimhaut beeinträchtigen könnten:  “Although IUD mechanism of action is not totally understood, it does seem that an intact immune system is required for effectiveness. Thus renal transplant patients should be informed about the use of other agents in order to avoid unwanted pregnancy.”

Ich fand noch eine Studie, die den Verhütungsmechanismus von IUD’s untersucht. Die Wissenschaftler*innen kamen zur Schlussfolgerung, dass IUD’s nicht nur durch die Verhinderung der Einnistung in die Gebärmutterschleimhaut wirken. Es werden schon frühere Phasen der Befruchtung durch das IUD gestört, nämlich die weitere Eireifung eines gesprungenen Eis im Eileiter, die Spermienbeweglichkeit und der Transport des Eis in die Gebärmutter: «This preliminary research as a whole suggests that IUDs affect events prior to implantation, specifically ovum development in the tubes, sperm migration, and ovum transport in the uterus”. 
Die Entzündungsreaktion der Gebärmutterschleimhaut durch die Kupferspirale scheint also nicht der einzige Verhütungsfaktor bei Kupfer-IUD’s zu sein.

Die von dir zitierte Studie von 2017 erwähnt, dass Fachpersonen früher dachten, dass Kupfer-IUD unter Immunsuppression weniger sicher verhüten. Sie kommen aber zur Schlussfolgerung, dass das eine Fehlvorstelllung war. Denn Immunsuppressiva unterdrücken vor allem T-Lymphozyten und nicht die Macrophagen, welche durch IUD’s aktiviert werden und so die Entzündungsreaktion in der Gebärmutterschleimhaut auslösen. "First, IUDs were believed to be less effective in women on immunosuppressive drugs because IUDs act by inducing a local inflammatory reaction. However, IUDs involve macrophage activation, which is independent of the immune processes modified by immunosuppressants (primarily T-cell function)."

Im Schweizerischen Arzneimittelkompendium finde ich übrigens zum Medikament Azathioprin keinen Hinweis darauf, dass die Wirkung von Kuperspiralen eingeschränkt sein könnte.

Zusammenfassend denke ich, dass aufgrund der vorhandenen Studiendaten deine Fragestellung nicht zu 100% sicher beantwortet werden kann, da dies zu wenig erforscht wurde. Allerdings scheint Vieles dafür zu sprechen, dass auch unter Immunsuppression die Kupfer-IUD eine sichere Verhütung ist.

Gewisse Autor*innen empfehlen bei Frauen mit Immunsuppression eine doppelte Verhütung mit Kondom.

Danke nochmals fürs genaue Nachfragen und Recherchieren – auch wir lernen so immer wieder dazu, indem wir uns vertieft mit dem Thema auseinandersetzen.

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