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Frage Nr. 37647 von 01.01.2024

Hallo Lilli-Team,
als junge, unerfahrene Frau ging ich zu einem gynäkologischen Untersuch. Die Arztgehilfin bereitete alles vor und ich musste mich, unten unbekleidet, auf den Behandlungstisch legen, die Knie hoch, die Beine gespreizt, was für mich kein Problem war. Doch dann, als die Arztgehilfin ein Spekulum einführte, spürte ich auf meiner Klitoris, dass sie das Gerät einmal hin und her und wieder hinbewegte. Das regte mich an und es war mir unangenehm. In diesem Moment, da ich voll erregt da lag, kam der Arzt herein, um mich zu untersuchen. Mir war es völlig peinlich, dass der Arzt mich mit erigierter Klitoris vor sich sah und ich hätte mich am liebsten in den Boden verkrochen. Der Untersuch des Arztes war dann ohne Zwischenfälle; die Arztgehilfin schaute die ganze Zeit zu.
Ich muss öfter an das unangenehme Erlebnis denken: Hat sie das bewusst getan? Ich neige dazu, das anzunehmen, besonders seit ich im Internet gesehen habe, dass ein Spekulum oben gar keinen Halter hat, der meine Klitoris hätte berühren können. Später ging ich zu einem anderen Arzt und habe nichts dergleichen erlebt. Liege ich mit meinem Verdacht falsch, dass die Arztgehilfin mich für ihre Anregung benutzt hat, oder kommt so etwas, z.B. aus Unachtsamkeit, vor? Es hat mir bis jetzt keine Ruhe gelassen. Helfen sie mir bitte, das Erlebnis einzuordnen und so damit umzugehen. Danke!

Unsere Antwort

Es ist als Aussenstehende natürlich nicht ganz einfach, zu beurteilen, was da abgelaufen ist.

Aus meiner Sicht ist es am wahrscheinlichsten, dass die Arztgehilfin aus Unachtsamkeit oder eventuell auch Unerfahrenheit das Spekulum beim Einführen hin- und herbewegt hat, weil sie vielleicht ein wenig Probleme hatte, den richtigen Winkel zu finden, um das Spekulum in die Vagina einführen zu können. Es ist allerdings etwas unüblich, dass die Arztgehilfin das Spekulum einführt und erst nachher der Arzt ins Behandlungszimmer kommt und die Untersuchung weiterführt. Meist mach das der Arzt/die Ärztin selbst.

Ich denke für dich am Entscheidensten ist, dass du diese Situation als unangenehm erlebt hast und du nun daran bist, sie zu verarbeiten. Ich könnte mir vorstellen, dass du ein starkes Schamgefühl erlebt hast durch das Auftreten dieser für dich in dieser Situation unerwarteten und unerwünschten sexuellen Erregung. Hierzu ist wichtig zu wissen, dass der sexuelle Erregungsreflex ein Reflex ist, der durch Berühren oder Manipulieren am Genitale ausgelöst werden kann, auch wenn überhaupt keine sexuelle Erregung erwünscht ist oder sie in diesem Moment unpassend ist. Das kann zu grossen Schamgefühlen führen. Oder vielleicht beschäftigt dich am meisten, ob du einen sexuellen Übergriff erlebt hast, der dich nun stark beschäftigt. 

Wir können nicht wissen, was die Absichten der Arztgehilfin war. Mir erscheint es ziemlich unwahrscheinlich, dass sie dich bewusst zu ihrer Anregung sexuell stimulieren wollte. Ich erachte eine Ungeschicklichkeit ihrerseits als Wahrscheinlicher. Aber so oder so geht es im Moment für dich vor allem darum, dieses für dich unangenehme Erlebnis zu verarbeiten. Manchmal können solche Situationen auch eine alte Verletzung triggern, die nun sehr unangenehme Gefühle an die Oberfläche bringt.

Wenn dich die Situation über eine längere Zeit nicht loslässt und du nicht in Frieden damit kommen kannst, empfehle ich dir eine therapeutische Beratung bei einer Psycho- oder Sexualtherapeutin. 

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