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Frage Nr. 37844 von 19.02.2024

Liebes Lilli-Team
Beim Dating haben ich und ein Mann uns dazu ausgetauscht, was uns wichtig ist. Da hat er mir gesagt, dass er aus religiösen Gründen seine allfälligen, zukünftigen männlichen Kinder beschneiden lassen wollen würde und wie ich dazu stehe. Ich habe mir bislang dazu noch nie Gedanken gemacht. Ich kenne aber selber einen Mann, der als Kind aus religiösen Gründen beschnitten wurde und das heute seinen Eltern vorwirft (er hat das Gefühl, das sein Sexualempfinden schlechter ist). Ich denke, man auch sehr guten Sex mit beschnittenem Penis haben (gemäss beschnittenen Exfreunden...), aber ich finde es trotzdem irgendwie kritisch, diese Entscheidung für ein Kind zu treffen, ohne medizinische Indikation. Ich würde meinem Kind z.B. auch keine Ohrlöcher stechen wollen, bevor es selber sich dazu entscheiden kann. Eine Beschneidung scheint mir hier noch ein grösserer Eingriff zu sein. Was meint ihr dazu?

Unsere Antwort

Lilli setzt sich für die Rechte der Kinder ein. Darum vertreten wir die Haltung, mit der Beschneidungs-Entscheidung zu warten, bis der Junge urteilsfähig ist. Als Beitrag für die Entscheidung klären wir über medizinische Beschneidung auf.

Es gibt Menschen wie der Mann mit dem du dich austauschst, für die die frühe Beschneidung von Jungen ein wichtiger Teil ihrer Religion ist. Das Verbot dieser Beschneidung wäre für sie eine Einschränkung der durch die Verfassung garantierten Religionsfreiheit. Und auch die späte Beschneidung widerspräche ihren Glaubensregeln. Sie berufen sich dabei auf eine 2000 Jahre alte Tradition. Hier spielt das Gefühl der Zugehörigkeit eine wichtige Rolle. Ein unbeschnittener Junge könnte sich in einer jüdischen oder muslimischen Gemeinschaft als Aussenseiter fühlen - ebenso wie eine Familie, die sich gegen eine frühe Beschneidung ihres Jungen entscheidet.

Während die Beschneidung von Mädchen in vielen europäischen Ländern verboten ist, bleibt die Beschneidung von Jungen weitgehend erlaubt. Nur Schweden hat eine gesetzliche Regelung: «Nach dem Gesetz dürfen Beschneidungen nur von Ärzten und unter Betäubung vorgenommen werden, bei Jungen unter zwei Monaten auch von dazu von der schwedischen Gesundheitsbehörde speziell legitimierten Personen» (TAZ, 12.7.2012)

Wir würden immer für eine Beschneidung unter medizinisch einwandfreien Bedingungen plädieren. Im Internet findest du sehr viele informative Beiträge zu dieser komplizierten Debatte. Als Beispiele zum Weiterdenken empfehlen wir dir Beiträge in «Blätter» und «Sozialinfo».

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