Stell deine Frage...

Frage Nr. 38181 von 16.04.2024

Re: zu Frage Nr. 38153 von 12.04.2024

Anscheinend habe ich mich etwas falsch ausgedrückt. Daher will ich korrigieren: Ich finde nicht, dass Pornografie per se schlecht ist. Ich kenne genug Leute die damit (laut ihren Aussagen) einen meiner Ansicht nach gesunden und gemäßigten Umgang pflegen. Ebenso sagen Andrew Huberman und "Dr. K" nicht, dass Pornografie mit sozialen Problemen zusammenhängen muss. Aber ihrer Ansicht nach KANN es mit einer der Faktoren sein. Zumindest wenn man einen "übermäßigen" Pornografiekonsum hat, was wiederum zu verringerter Impulskontrolle führen kann (also dass man z.B. schon bei "kleinen Erregern" direkt wieder an Pornografie/ Sex denkt auch wenn man das in dem Moment aktiv gar nicht will, einfach durch die Selbstkonditionierung) und durch die damit verbundene Scham sich quasi selbst sabotiert (vereinfacht gesagt). Was so ziemlich genau bei mir der Fall ist/war.

Und das ist quasi der Kern meines Problems mit Pornografie. Ich denke auch dass der großteil meiner sozialen Hemmungen an den Familienproblemen von früher liegen. Aber dennoch kann ich nicht abstreiten dass es mir in vielen Punkten mit der Pornografie so geht wie (unter anderem) die beiden es als mögliches Problem beschreiben.

Ich habe mich oft mehrmals täglich selbst befriedigt (nur Zuhause wenn ich für mich war, quasi nie irgendwo anders auf dem Klo oder so. Aber dennoch oft). Und meine Gedanken sind seeehr oft dahin abgedriftet, schon bei nem kleinen Anstoß. U.A. das hat es mir sehr schwer gemacht mich normal mit einer Frau zu unterhalten, die ich zwar vllt. attraktiv fand, aber eigentlich nichts weiter von ihr wollte außer auf freundschaftlicher Ebene.

Und auch wenn ich dadurch nicht bewusst wichtige Termine vernachlässigt habe, so hat es doch recht viel meiner Freizeit vereinnahmt. Wo ich mir oft (nicht immer) auch hinterher dachte: "Die Zeit hätte ich eigentlich lieber anders genutzt". Doch selbst wenn ich danach noch Zeit hatte, war die Energie weg (nicht nur körperlich, was ich meist als angenehm empfinde, sondern auch geistig). Teils war es auch nicht mehr das volle selbst-Erleben, sondern einfach nur als Folge:
- irgendein erotischer Gedanke-> Erregung-> Gedanken kreisen nur noch darum-> Porno+Selbstbefriedigung für einen intensiven und schnellen Kick (und um wieder einen klaren Kopf zu kriegen).

Seit ein paar Wochen meide ich nun bewusst Pornografie. Manchmal fällt es mir leichter, manchmal schwerer. Aber ich merke zumindest dass der Hang teils einfach nur aus Gewohnheit/ für einen schnellen Kick aktiv danach zu suchen langsam nachlässt. Ebenso dass meine Gedanken langsam weniger darum kreisen.

Was ich mit der Kunst meine: z.B. Aktmalerei, jedoch in dezenten Posen, welche weitgehend einfach nur den Menschen darstellen, mit vielleicht einer leicht verspielten Pose und einem verschmitzten Lächeln. Im Gegensatz zu Bildern/Videos die vor Lüsternheit geradezu explodieren. Man kann dort keine eindeutige Grenze ziehen und einerseits will ich mir auch die "lüsternen" Inhalte nicht für immer völlig verwehren. Ich hatte auch vor ein paar Jahren eine lange Beziehung und wir waren beide keine Mauerblümchen - und das war auch schön so. Aber ich befürchte dass ich wenn ich einmal wieder mit Pornografie anfange, dann schnell wieder in die Endlosspirale drifte die mich für mein Empfinden zu sehr vereinnahmt hat.

Noch kurz als Nachwurf: Mit "extrem" meine ich vor allem die Menge meines Konsums bezogen auf direkte Pornografie. Dass man auch mal abgedrehte Fantasien hat (die man in der Realität vielleicht nie/nur in Ansätzen machen würde) ist für mich mittlerweile (weitgehend) in Ordnung.

Unsere Antwort

Danke für dein Feedback und deine Klärungen.

Wie ich schon in meiner letzten Antwort geschrieben habe, sind die Kausalzusammenhänge nicht gegeben. Wenn übermässiger Pornokonsum mit mangelnder Impulskontrolle zusammenhängt, dann ist es genauso naheliegend, dass die mangelnde Impulskontrolle zuerst kommt und dann der übermässige Pornokonsum. Zumal wir wissen, dass Menschen mit ADHS häufiger dranghaften Konsum von Inhalten im Internet haben. ADHS beginnt in der Kindheit. Mangelnde Impulskontrolle ist ein wichtiges Merkmal von ADHS. Unabhängig vom ADHS ist Impulskontrolle etwas, das wir im Elternhaus lernen sollte. Und viele von uns kriegen das nicht gut beigebracht.

Ich gehe zudem einig mit dir, dass die schnelle Verfügbarkeit von Reizen in der heutigen Zeit diesem Lernen nicht hilft, Impulskontrolle zu lernen. Da stehen aber Pornos als Reize nicht allein da. Da gibts etwa Games und Netflix-Serien, unglaublich viel Ablenkung in den sozialen Medien, Fast Food oder die mit Süssigkeiten überquillenden Regal im Supermarkt.

Dass Scham Selbstsabotage ist, sehe ich auch: Sie verhindert die Sättigung und macht, dass wir mehr wollen. Das schreiben wir in diesem Text, dessen Lektüre ich dir schon in der letzten Antwort ans Herz gelegt habe.

 

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema