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Frage Nr. 40205 von 21.09.2025

Liebes Lilli Team
Mich beschäftigen ein paar Dinge schon länger und ich weiss nicht wie damit umgehen soll, respektive wie darüber reden.
Ich bin weiblich und seit ca. einem halben Jahr mit meinem Freund in einer Beziehung. Es hat sich von Anfang an richtig angefühlt, so ein starkes Gefühl hatte ich noch nie. Es ging auch direkt von der Kennenlernphase in eine Beziehung über, respektive haben wir uns von Anfang an nicht sehr viel anders verhalten, als nun jetzt in der Beziehung (ausser mehr Nähe). Also alles perfekt. Grundsätzlich ist auch unsere Kommunikation sehr gut und wir geben uns beide grosse Mühe die Bedürfnisse des Anderen zu respektieren und diese zu erfüllen. Ich habe schon öfters einen Brief geschrieben, um die richtigen Worte zu finden. Mir fällt es eher schwierig Themen persönlich anzusprechen. Wir haben aber über den Brief dann doch immer persönlich gesprochen, aber so konnte ich mich besser ausdrücken.
Ich habe immer mehr bemerkt, dass er sehr viel Alkohol trinkt, viel Snust und wenig bis gar keinen Sport treibt.
Ich weiss, dass Alkohol sehr akzeptiert ist und ich finde es auch nicht sehr schlimm, solange es in Massen bleibt. Ich merke jedoch, dass seine Freundschaften sehr stark durch Alkohol verbunden sind (wenn sie sich treffen am Wochenende geht man immer etwas trinken). Zum einen finde ich es problematisch, weil es jedes Wochenende ein bis zwei Mal viel Alkohol ist (min. 1-2liter). Ich finde es sehr ungesund und dadurch ist für ihn Sonntag immer ein Ruhetag und die Chance, dass wir etwas zusammen unternehmen sehr sehr klein. Zum anderen hat er einmal als wir zusammen unterwegs waren mit jemandem gesprochen und gesagt: "Ich glaube ich haben ein Problem mit Alkohol". Und dieser Satz beschäftigt mich sehr stark. Auch weil es nicht das erste Mal war, dass er etwas in diese Richtung gesagt hat. Das macht mir Angst. Ich habe mir vor einem Jahr gesagt, dass ich sehr wenig bis keinen Alkohol mehr trinken möchte, einfach auch um mein Gehirn und meinen Geist zu schützen. Seit ich ihn kenne habe ich gemerkt, dass ich wieder mehr trinke, was mir auch nicht gefällt. Einmal im Ausgang habe ich eher viel Alkohol getrunken, aber vor allem, weil ich nicht ganz bewusst wahrnehmen wollte wie stark betrunken mein Freund ist.
Auch war mir nicht klar, dass er fast jede Stunde einen Snus nimmt (3. Stärke von 6 - das habe ich erst in den gemeinsamen Ferien bemerkt). Ich schaue jedes Mal weg wenn er einen nimmt, weil ich es nicht sehen will und denke mir oft im Kopf nein, nein, nein. Auch das beschäftigt mich, weil ich es sehr ungesund finde und ich mir Sorgen mache. Er ist auch eher kurzatmig. Auch hat er im Ausgang seinen Freunden kein Snus geben wollen, weil er ansonsten am nächsten Tag nicht mehr genug für sich gehabt hätte. Finde ich sehr problematisch. Er treibt auch gar keinen Sport, was ich sehr schade finde, da ich Sport liebe. Ich finde ihn attraktiv und fühle mich auch zu ihm hingezogen. Dennoch stört es mich ab und zu, dass er nicht ganz schlank ist. Ich vergleiche ihn dann ab und zu mit den Männern in meinem Sportstudium, wobei ich mich immer sehr schlecht fühle. Ich fände es sehr attraktiv, wenn er mehr Sport machen würde. Zudem habe ich das Gefühl, würde es seinem Körper aber auch seinem Geist sehr gut tun.
Wie schlimm ist es wirklich mit dem Alkohol- und Snuskonsum?
Ich weiss nicht genau wie ich diese Themen ansprechen kann ohne dass es sich nach Vorwürfe anhört und ohne, dass er sich sofort verschliesst. Er spricht nicht gerne über seine Gefühle und solange man nicht direkte Fragen stellt, erzählt er auch selten etwas einfach von sich aus.
Ich möchte ihn nicht verletzten, und trotzdem sind es wichtige Themen. Ich mache mir Sorgen um ihn. Und gleichzeitig will und kann ich ihm nichts verbieten.
Könnt ihr mir hier helfen?
Vielen lieben Dank!

Unsere Antwort

Den Alkohol- und Snuskonsum deines Freundes können wir nicht beurteilen. Zu deiner Information: Die Alkoholmenge, die du nennst, liegt über der Menge, die als risikoarm gilt. Der häufige Snuskonsum könnte auf eine Nikotinabhängigkeit hindeuten.

Sicher ist, dass dein Freund deiner Meinung nach zu viel trinkt und zu viel snust. Sicher ist auch, dass du dich beeinflussen lässt und im Ausgang mit ihm auch mehr trinkst als sonst. Du hast aber auch schon von ihm gehört, dass er selbst an ein Alkoholproblem denkt.

Du wünschst dir ein Gespräch. Offensichtlich hast du deinen Freund aber auch schon sehr kränkbar erlebt. Du wirst also damit rechnen müssen, dass er zu macht, abwehrt und vielleicht auch meint, dass es dich nichts anginge. Das sollte dich nicht abschrecken. Wenn es beim ersten Mal nicht klappt, könntest du es in einer ruhigen Stunde wieder versuchen. Du hast zudem die Erfahrung gemacht, dass du dich über Briefe besser ausdrücken kannst. Und du weisst, dass dein Freund nach deinen Briefen auch zu Gesprächen bereit ist. Du hast einen Freund gefunden, dem du vertraust, mit dem du reden kannst und von dem du dich respektiert fühlst. Du fühlst dich ihm nahe und findest die Beziehung sogar perfekt. Es lohnt sich also, sich für deine Beziehung einzusetzen.

Bei der Planung des Gesprächs oder eines Briefs, könntest du folgendes überlegen: Wenn du ein schwieriges Problem hättest und dein Freund würde es ansprechen wollen, wie könntest du das am besten annehmen? Nach unserer Erfahrung ist es sinnvoll, zunächst mal Sicherheit zu vermitteln. Das kann sein, dass du deutlich machst, dass du ihn nicht verlassen willst. Oder ihm sagst, wie sehr du ihn schätzt und wie froh du bist, dass ihr euch gefunden habt. Du kannst darauf hinweisen, dass er selbst schon mal ein mögliches Alkoholproblem angesprochen hat. Du kannst ihn fragen, ob er deine Beobachtungen, Gedanken und Sorgen dazu hören will, bzw. ob er bereit ist, darüber zu reden. Überleg dir, was du von ihm wünschst. Soll er seinen Konsum besser steuern? Möchtest du ihn dabei unterstützen? Soll er sich durch eine Therapie unterstützen lassen?

Vielleicht musst du auch noch seine Haltung zum Sport erkunden. Deine Haltung ist ja: Sport macht attraktiv. Möchtest du mit ihm gemeinsam Sportunternehmungen machen? Soll er durch mehr Bewegung und weniger Suchtmittel mehr Selbstfürsorge zeigen? Das wäre dann fast schon ein Thema über die Zukunft eurer Beziehung. Wie soll es in fünf Jahren bei euch aussehen? Gleiche Freunde, gleiche Freizeitgestaltung, sonntags Ruhetag? Du könntest dabei zunächst mal allein über deine Bedürfnisse nachdenken. Oder könnte es sich lohnen, die jeweils eigenen Pläne mal zu formulieren und ev. auszutauschen? Oder vielleicht sogar gemeinsame Pläne zu entwickeln? Sieh dieses Gespräch als eigene Investition in deine Beziehung an. Wenn du mit ihm redest, weil du genug Potenzial für eine gemeinsame Weiterentwicklung siehst und wenn du fühlst, dass du die Beziehung mit ihm ernsthaft wünschst, dann werden ihm Veränderungen möglicherweise auch wichtig. Eine Änderung ist allerdings nur zu erwarten, wenn dein Freund ähnlich fühlt und weniger trinken und snusen will.

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