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Frage Nr. 27740 von 25.09.2019

Liebes Team,

meine Freundin hat öfter mal Phasen schlechter Laune. Natürlich nicht ständig aber ab und an. Eher so der niedergeschlagenen Art.
Ich meine, es ist nicht schlimm mal schlechte Laune zu haben. Aber ich finde es schwierig da das Gleichgewicht zu finden zwischen "trösten, für sie da sein" und mich abzugrenzen. Denn jeder sollte ja weiterhin für sich selbst verantwortlich sein denke ich und ich möchte nicht ständig in die Rolle des Trösters rutschen, weil dann verpasst sie vllt. auch die Möglichkeit die Probleme hinter der schlechten Laune zu lösen. Gleichzeitig ist es mir aber auch sehr wichtig ein liebevoller Partner zu sein.

Was ich mache, wenn sie schlechte Laune hat, ist zu fragen, was denn los sei, so oft, bis sie mir sagt was sie bedrückt. Dann mache ich manchmal Vorschläge, was man machen könnte, oder eine andere Sicht der Dinge, oder drücke zumindest Verständnis aus und drücke sie. Was ich allerdings nicht mache, ist in diesem Moment auszudrücken, das ihre Laune auch mich manchmal belastet, im extrem Fall sogar das ich lieber vor die Tür will. Ich weiß nicht wie ich da die Mitte finden kann zwischen Verständnis, aber auch das mir das manchmal dann doch zu viel wird.

In den Laune-Phasen kommt es auch ab und zu Kritik an mir,
sie macht mir dann Vorwürfe "immer machst du..." . Ich habe bemerkt, das ich dann immer in eine Verteidigungsposition ging,
mich gerechtfertigt habe. Aber das ist anstrengend und führt auch zu nichts, außer das (allgemein gehaltene) Kritik und Verteidigung zu den apokalyptischen Reitern gehören, wie ich gelesen habe und die tun keiner Beziehung gut. Also habe ich mir hier vorgenommen, nicht auf die Vorwürfe einzugehen und mit ihr auszumachen, das ich auf Wünsche eingehe, aber nicht auf Vorwürfe.

Danke sehr :)

m, 28

Unsere Antwort

Du überlegst sehr gut. Du beziehst dich auf die apokalyptischen Reiter gemäss John Gottman. Also die Dinge, die gemäss diesem Paartherapeuten eine Beziehung auf die Dauer zum Scheitern bringen. Und ich finde, er hat da ein ziemlich gutes Modell aufgestelt. Denn Kritik und Rechtfertigung tun einer Beziehung wirklich nicht gut. Ich finde es daher gut, wenn du deiner Freundin sagst, dass du bereit bist, auf ihre Wünsche einzugehen, aber nicht auf ihre Vorwürfe. Denn du bist ihr Freund – und nicht ihr Boxsack.

In dem Modell Gottmans fehlt, dass es einer Beziehung nicht guttut, wenn der eine dazu da ist, den anderen zu trösten. Denn das führt in ein Ungleichgewicht, wo der eine mehr gibt als der andere. Du siehst das ja auch so: Letztendlich muss jeder erwachsene, mündige Mensch für sich sorgen, deine Freundin auch. Und aus dieser Sicht unterstützt du sie am meisten, wenn du ihre schlechte Laune nicht mehr abfängst. Dann übernimmt sie eher Verantwortung für sich und geht die Probleme hinter der schlechten Laune eher an.

Überleg dir also, auf welche Wünsche du bereit bist, einzugehen. Du kannst zuhören und fragen «Kann ich was für dich tun?». Vielleicht bittet sie dich, dass du Vorschläge machst, oder dass du deine Sicht der Dinge gibst. Vielleicht will sie sich bei dir aber einfach ausheulen und in den Arm genommen werden. Vielleicht kommt aber auch ein Wunsch, den du nicht erfüllen kannst. Du unterstützt sie, wenn du ihr mitteilst, zu was du bereit bist und zu was nicht. Und du unterstützt sie, wenn du ihr mitteilst, wenn es dir zu viel wird. So gibst du ihr eine Chance, sich weiterzuentwickeln. Das ist auch Liebe.

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