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Frage Nr. 28523 von 12.01.2020

Liebes Lilli-Team,
Ich war gut 2 Jahre mit meinem Freund zusammen, wir hatten eine schöne Zeit, oft aber wegen Kleinigkeiten gestritten. Nach einem solchen Streit hat mein Freund Schluss gemacht. Begründung, er habe das Gefühl, dass wir nicht so gut harmonieren, wie wir ursprünglich gehofft hatten. Was ich irgendwie verstehen kann, in letzter Zeit kamen Streitereien häufig vor.
Jedoch ist es so, dass er sehr gestresst ist. Ich kenne mich nicht sehr gut aus aber ich befürchte, wenn er so weitermacht, wird er früher oder später ein Burn-Out haben. Was mich nicht weiter kümmern müsste, denn ich bin ja nicht mehr seine Freundin, nur noch die Ex-Freundin. Jedoch ist das irgendwie nicht so einfach...
Ich dachte immer, ich könne recht gut mit Stress umgehen aber nun, da ich über die Weihnachtstage etwas "runterkommen" konnte, merkte ich, wie stark unter Stress auch ich gestanden habe. Als ich neulich einen Artikel über Burn-Out gelesen habe, bin ich auch etwas erschrocken, denn ich konnte viele Anzeichen bei mir selber entdecken. Ich beschloss, dass es so nicht weitergehen kann und ich etwas unternehmen muss. Ich dachte an eine psychologische Beratung. Oder hätten Sie noch andere Tipps? Evtl. auch Bücher oder Entspannungstechniken, die helfen könnten?
Irgendwie tut mir mein Ex-Freund leid, denn er will noch nicht einsehen, dass er so nicht weitermachen kann. Und obwohl ich nicht verantwortlich bin für ihn, fällt es mir doch schwer, mir keine Sorgen um ihn zu machen. Ausserdem finde ich es sehr schade, dass unsere Beziehung auseinander gegangen ist. Vorallem bin ich nicht sicher, ob es einfach daran liegt, dass wir beide überfordert waren mit unserem Leben oder ob es wirklich nicht mehr gepasst hat. Ich vermute, es hat sehr stark zu tun mit unserem persönlichen Stress, weshalb ich mir irgendwie auch Hoffnung mache, dass wir vielleicht eines Tages wieder zusammenkommen könnten. Er schreibt mir auch immer wieder, Gefühle scheinen nach wie vor vorhanden zu sein...
Wie kann ich mich davon lösen, mich für ihn verantwortlich zu fühlen? Ich weiss, dass ich nicht helfen kann, bzw. dass niemand ihm helfen kann, wenn er keine Hilfe will. Anderseits kann ich den Gedanken nicht ertragen, dass ein Mensch, den ich immer noch sehr gerne habe, psychisch an seine Grenzen kommt und ich einfach nur zuschauen kann. Ich versuche gut auf mich zu schauen, damit es mir wieder besser geht aber allzu oft erwische ich mich trotzdem, wie ich mir Sorgen mache um ihn...
w, 20

Unsere Antwort

Es geht jetzt tatsächlich darum, dass du dich um dich selbst kümmerst. Ich habe den Verdacht, dass es dir einfacher fällt, dir Sorgen um deinen Ex zu machen, als dich wirklich gut um dich zu kümmern. Genauso muss dein Ex lernen, sich um sich zu kümmern. Das würde ich euch übrigens beiden auch empfehlen, wenn ihr noch in einer Beziehung wäret. Denn eine Mutter sorgt für das Wohl ihres kleinen Kindes, aber zwei erwachsene Menschen müssen für sich selbst sorgen. Wenn sie das nicht tun, ist das eine unheilvolle Symbiose, in der zwei nicht mehr auf eigenen Füssen stehen können. Das kann zu Groll und zur Entzweiung führen. Lies dazu bitte diesen Text über Eigenständigkeit in einer Beziehung. David Schnarch hat dazu das Buch «Die Psychologie sexueller Leidenschaft» geschrieben, das ich dir sehr empfehle.

Du schreibst, dass ihr oft wegen Kleinigkeiten gestritten habt. Das zeigt mir auch, dass du oft gestresst und angespannt warst. Denn in einem Zustand von Stress und Anspannung sieht man den anderen eher als Feind und streitet eher. Umso wichtiger ist es für dich, dass du lernst, dich selbst zu beruhigen und zu entspannen. Freilich sind Entspannungs-Tipps und sonstige Tipps für Menschen in Burnout-Gefahr hilfreich – du findest sie überall im Internet. Um dich da selbst besser zu verstehen, empfehle ich zudem das Buch: «Der Selbstheilungsnerv: So bringt der Vagus-Nerv Psyche und Körper ins Gleichgewicht», von Stuart Rosenfeld. 

Die Ablösung von einem Freund fällt dir natürlich auch schwer, weil du ja nicht hundertprozentig hinter der Trennung stehst. Da ist es auch verständlich, dass du ständig an ihn denkst. Ablösung braucht ihre Zeit. Dazu empfehle ich dir auch unser Kapitel über Trennung. Vielleicht kommt ihr zwei wieder zusammen, vielleicht nicht. Wenn du jetzt an dir arbeitest, profitiert deine nächste Beziehung auf jeden Fall davon.

 

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