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Frage Nr. 33952 von 27.10.2021

Hallo liebes Lilli Team,
vorab möchte ich mich für eure tolle Arbeit bedanken und dass ihr so verständnisvoll und einfühlsam seid. Ich habe in den letzten Wochen immer wieder eure Texte zur Pille und Schwangerschaftsangst etc. gelesen um mich selber wieder zu beruhigen.
Ich bin weiblich, 28 Jahre, möchte definitiv keine Kinder und verhüte seit 12 Jahren mit der Pille. (Mikropille)
Ich passe da sehr auf, habe nie eine vergessen, nehme sie überall mit hin, wenn ich mal zwei Stunden über der täglichen Einnahmezeit bin, werde ich schon nervös, obwohl ich ja eigentlich "12 Stunden Zeit hätte", ich habe die Pille nie erbrochen oder sonstiges (habe schon bei euch gelernt, dass Durchfall echt wässrig sein muss um die Wirkung zu gefährden). Ich hatte nie ein Problem damit und hab der Pille (und mir) einfach vertraut.

Nun wurde ich im Juni an der Hüfte operiert und war eigentlich schon darauf eingestellt, dass meine Periode ausbleibt. Fünf Tage danach hatte ich pünktlich eine sehr sehr schwache Periode (sah aus wie immer, war aber eben nach ein paar Stunden wieder vorbei) dann habe ich den Fehler gemacht und angefangen zu googlen und bin auf das Wort Einnistungsblutung gestoßen und habe Panik bekommen. Ich habe einen Test gemacht - negativ.

Nun vergingen die nächsten vier Wochen mit Schmerzen von der OP und zwei verschiedenen Schmerzmitteln (ich hatte mich vergewissert, dass diese keine Wechselwirkung mit der Pille haben) und ohne Sex, aber die nächste Periode blieb komplett aus. Ich versuchte ich zu beruhigen, dass es sicher an der OP etc. liegt, habe aber wieder angefangen im Internet irgendwelche "Horror - Storys" zu lesen, in denen Frauen berichten, trotz Pille schwanger geworden zu sein, von unzuverlässigen Schwangerschaftstests und von Schwangerschaften, die angeblich bis zum 6. Monat nicht bemerkt worden. Also habe ich wieder einen Test gemacht - negativ.

Eigentlich sollte ich ja jetzt beruhigt sein. Die Wochen vergingen, ich prüfte täglich auf irgendwelche Veränderungen an meinem Körper, aber die nächste Periode kam dann tatsächlich auch wieder in der nächsten Pillenpause. Leider bin ich bei meinen "Recherchen" auf viele Artikel gestoßen, in denen es heißt, dass man bei der Pille auch weiterhin eine Blutung in der Schwangerschaft bekäme. Jetzt habe ich mir selber so eine krasse Panik eingeredet, dass ich weder mir, noch der Pille (wahrscheinlich auch keinem anderen Verhütungsmittel), noch der Abbruchblutung vertraue. Ich mache mir immer wieder klar, wie die Pille wirkt und dass ich "alles richtig gemacht habe", aber jedes Mal wenn ich Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen oder Sodbrennen etc. habe, verfalle ich in Panik, wobei das ja auch alles mal so vorkommen kann. Ich stehe jeden Tag vor dem Spiegel und überprüfe, ob sich zum Beispiel an meinen Brüsten etwas geändert hat. Kontrolliere, ob ich wirklich die Pille für den jeweiligen Tag genommen habe. Ich habe fast schon Angst mit meinem Freund zu schlafen. Und ihn schon gefragt, ob er sich nicht sterilisieren lassen möchte, was ihn verständlicherweise etwas geschockt hat.

Ich möchte eigentlich gerne mit meiner Frauenärztin darüber sprechen, aber diese ist leider für längere Zeit krank, es wurden schon mehrere Termine abgesagt und ich hänge jetzt gerade etwas in der Luft, da ich offensichtlich alleine aus diesen Gedanken und Ängsten nicht mehr herausfinde. Ich kann nicht mal erklären, woher das alles kommt. Es schränkt mich in meinem täglichen Leben und meiner Beziehung sehr ein. Mein Freund kann diese plötzliche Panik auch nicht wirklich nachvollziehen, was ich verstehen kann.

Ich hoffe, ihr könnt meine Gedanken verstehen und habt vielleicht einen Tipp für mich.
Vielen Dank und liebe Grüße!

Unsere Antwort

Wie du schon richtig schreibst, hast du alles richtig gemacht und deine Ängste sind irrational.

Es besteht die Möglichkeit, dass deine Ängste sich auch auf andere Verhütungsmethoden ausweiten könnten. Deshalb ist es eine bessere Idee dich direkt mit deinen Ängsten zu befassen und nicht mit anderen Verhütungsmethoden.

Die Angst ist eigentlich, dass du etwas nicht unter Kontrolle hast. Und die Ängste haben angefangen mit deiner Hüftop. Ich weiss nicht genau, was du für eine Operation hattest. Aber es ist so, dass Operationen an den Hüften oder den Beinen generell grosse Ängste triggern können. Das ist noch ein Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten. Denn damals war es so, dass wenn du nicht mehr laufen konntest, war das gleichbedeutend mit deinem Todesurteil. Weil du nicht mehr vor Gefahr weglaufen konntest. Es entstehen dann oft Ängste in den Gehirnregionen, die für dein Überleben zuständig sind. Diese Regionen sind für den Verstand aber nicht zugänglich. Beziehnugsweise diese Regionen reagieren nicht auf den Verstand.

Es ist also gut möglich, dass du ein mulmiges Gefühl hattest, aber es nicht gut einordnen konntest, weil die Operation ja vermutlich sinnvoll und notwendig gewesen ist. Dieses mulmige Gefühl oder diese Angst kann sich dann ein neues "Betätigungsfeld" suchen. Also du gibst quasi der Angst einen neuen Inhalt. Bei dir war das jetzt mehr oder weniger zufällig die Pille/die Verhütung. Das hätte auch ganz was anderes sein können. 

Ich würde dir empfehlen, die Angst mal körperlich zu spüren. Wo ist sie überall? Wie fühlt sie sich genau an? Kannst du sie ausbreiten/vergrössern? Also statt Internet-Recherchen, machst du eine Rechereche, was du genau spürst. Und was du dabei denkst, oder welche Gedanken kommen, ist egal. Das lässt du einfach weiterlaufen, während du deine Aufmerksamkeit voll auf deinen Körper richtest.

Mit den Internet-Recherchen hast du versucht ,deine Angst zu verdrängen. Das gelingt aber nicht, wie du selber weisst. Je mehr du versuchst zu verdrängen desto stärker wird sie. Wenn du der Angst mehr Platz in deinem Körper gibst, wird sich das beruhigen. Und mit mehr Platz meine ich tatsächlich nur das Fühlen im Körper. Es kann gut sein, dass die Gedanken trotzdem bleiben, aber mit der Zeit stören sie nicht mehr. Wenn dir nicht klar ist, was ich meine, dann schreibe bitte noch einmal und gib die Nummer dieser Frage an.

Wenn du das eine zeitlang so gemacht hast, wie ich es oben beschrieben habe, dann sollte es besser werden.

Sollte es dann trotzdem so bleiben, dann würde ich dir empfehlen eine*n Psycholog*in aufzusuchen.

 

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