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Frage Nr. 34257 von 28.11.2021

Hallo liebes Lilli-Team,

Ich bin weiblich, 20 Jahre alt und habe eine Frage zum Thema "sexuelle Fantasien".
Ich habe eine Vorliebe für Unterwerfungs- und Dominanzfantasien, oft sind dort missbrauchsähnliche Elemente vorhanden, aber nicht immer. In den Fantasien bin ich selbst nicht beteiligt, ich stelle mir immer bloß 2 erwachsene Menschen vor, die Sex haben.
Diese Fantasien kann ich ganz gut akzeptieren. Meine große Angst ist es, es eventuell erregend zu finden, was realen Opfern (insbesondere Kindern) bei einem tatsächlich geschehenen Missbrauch widerfahren ist.
Dazu möchte ich sagen, dass ich jegliche Form von Missbrauch stark ablehne und in meinen selbst kreierten sexuellen Fantasien nie Kinder vorkommen/vorkamen.
Vor allem Kindesmissbrauch zählt für mich zu den schlimmsten Dingen, die es überhaupt gibt.
Ich bin mir jedoch unsicher, ob ich nicht manche Elemente daran erregend finde, beispielsweise wenn ich einen Artikel über eine Frau lese, die in ihrer Kindheit Missbrauch erfahren hat und diesen etwas detaillierter schildert und ich mir das im Kopf dann vorstelle.

Ich habe das Gefühl, dass meine sexuelle Erregung in Verbindung mit sexuellen Fantasien hierbei abstrakter "denkt" und sich von der wirklichen Welt bzw. von realen Umständen loslöst und zum Beispiel den Fakt ignoriert, dass die Situation wirklich geschehen ist oder es sich um ein Kind handelt.
Ich habe Angst, deshalb kein guter Umgang für Kinder zu sein und ich habe Schuldgefühle, die mich andauernd begleiten. Außerdem denke ich, dass viele Menschen sich von mir abwenden würden, allein wenn sie erfahren würden, dass ich mir unsicher bin, ob mich manche Schilderungen von realem (Kindes)-Missbrauch erregen.

Bin ich normal und kennen auch andere Frauen die Angst, Kindesmissbrauch/realen Missbrauch erregend finden zu können?

Ich danke Ihnen sehr, falls Sie mir antworten möchten. Antworten auf verwandte Fragen und Texte zu diesem Thema auf dieser Website habe ich bereits gelesen.

Unsere Antwort

Du hast möglicherweise schon unseren Text Wie komme ich mit meinen sexuellen Fantasien besser klar? gelesen. In dem Text geben wir schon Antworten auf deine Fragen. Insbesondere über die Trennung zwischen Realität und Fantasie. Entscheidend ist dieser Textausschnitt: "In sexuellen Fantasien kommen relativ häufig Themen vor, von denen man sich im «richtigen» Leben distanziert und nicht identifiziert. Daher ist es wichtig, dass du sexuelle Fantasien von deinen Bedürfnissen als Mensch in dieser Welt unterscheidest."

Wenn dich jemand für deine Fantasien verurteilt, wäre das in etwa so, als würde man dich für deine Träume verurteilen. Freilich gibt es Menschen, die das tun. Sie wissen nicht, wie sexuelle Fantasien entstehen, und wie sehr sie sich von der Wirklichkeit unterscheiden können. Daher empfehle ich dir, dass du sorgfältig mit den Fantasien umgehst und sie nur engen Vertrauten erzählst.

Es gibt viele Menschen, die verspüren bei Dingen sexuelle Erregung, die sie verstören oder befremden, oder die ihnen peinlich sind oder von denen sie sich eigentlich klar distanzieren. Da geht es dir also wie vielen anderen auch. Sexuelle Erregung tritt schnell auf, wenn wir irgend etwas sehen, was uns stark emotional bewegt. Diese sexuelle Erregung an sich ist aber völlig harmlos. Falls bei dir sexuelle Erregung auftaucht, wenn du etwas siehst oder liest oder hörst, und du findest die sexuelle Erregung in dem Moment unpassend, kannst du dich so verhalten, wie wir es in diesem Text beschreiben im Abschnitt "Was tun, wenn ich nicht sexuell erregt sein will?".

Dein Gehirn steuert dein Verhalten, nicht deine sexuelle Erregung. Sexuelle Erregung zwingt uns nicht zu einem bestimmten Verhalten. (Selbst wer sie sehr dranghaft erlebt, kann sie notfalls über schnelle Masturbation abbauen). Menschen, die andere missbrauchen, tun dies nicht, weil sie sexuell erregt sind, sondern weil sie sich aktiv, respektlos, brutal, eigennützig über deren Grenzen, Wünsche und Bedürfnisse der anderen hinweg setzen. Übergriffe passieren also nicht "einfach so" – ein Übergriff ist eine aktive Entscheidung. Dabei wird die eigene sexuelle Erregung sozusagen missbraucht für einen schlimme Tat. Scham- oder Schuldgefühle werden mit irgendwelchen Rechtfertigungen kleingemacht.

So tickst du nicht. Deine Schilderung zeigt klar: Du würdest keine Kinder missbrauchen. Daher bist du guter Umgang für Kinder.

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