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Wie komme ich mit meinen sexuellen Fantasien besser klar?

Sexuelle Fantasien treten auf, wenn du sexuell erregt bist. Sie können ziemlich extrem oder eigenartig sein. Vielleicht hast du damit Probleme. Oder es stört dich, dass du von deinen Fantasien abhängig bist. Oder vielleicht stören sie die Paarsexualität. In diesem Text findest du Antworten auf häufige Fragen.

Was sind sexuelle Fantasien?

Sexuelle Fantasien sind Vorstellungen, Bilder, Geschichten und Tagträume während du sexuell erregt bist. Sie treten auf beim Sex allein und mit anderen. Du erlebst sie vielleicht auch, wenn du gerade keinen Sex hast. Vielleicht denkst du dann an irgend etwas, und das ist sexuell erregend. Vielleicht kannst du deine sexuellen Fantasien aktiv herbeiholen. Oder vielleicht treten sie einfach auf. Du kannst sie angenehm oder unangenehm erleben. Sie können deine sexuelle Erregung steigern. Wenn sie sehr unangenehm sind, können sie die sexuelle Erregung auch stören.

Haben alle Menschen sexuelle Fantasien?

Wir können alle fantasieren. In unserem Kopf läuft immer irgendetwas ab. Vielleicht findest du: «Ich habe keine sexuellen Fantasien». Aber wahrscheinlich hast du beim Sex eine Vorstellung davon, was du gerade machst, oder was gerade passiert. Mach dann mal die Augen zu und schau, was jetzt in deinem Kopf passiert. Schon das ist eine sexuelle Fantasie. Die meisten von uns haben Bilder, Vorstellungen oder Geschichten, die häufig oder immer beim Sex mit dabei sind.

Welche Fantasien sind normal?

Alle sexuellen Fantasien sind normal. Denn alles, was wir erleben oder sehen, kann zu einer sexuellen Fantasie werden. Auch wenn es darin gar nicht um Sex geht. In sexuellen Fantasien können die verrücktesten Bilder auftauchen und Dinge passieren, die man in der Wirklichkeit nicht machen möchte oder kann. Das ist das gleiche wie bei Träumen. Aber eigentlich bereichern sexuelle Fantasien deine Sexualität. Daher ist es eine gute Idee, wenn du dich freundlich für sie interessierst, statt sie abzuwerten. Vielleicht hast du sexuelle Fantasien von strafbaren Dingen. Dann lies bitte diesen Text.

Was haben Fantasien mit sexuellen Vorlieben zu tun?

Bild von einem sitzenden Mann, der sagt: Sexuelle Fantasien sind wie Träume: Sie sind nicht die Wirklichkeit!

Manche sexuellen Fantasien zeigen dir vielleicht, welche sexuellen Bedürfnisse du in der Wirklichkeit hast. Sie können dir zeigen, was für ein (sexueller) Mensch du gern wärest. Das muss aber überhaupt nicht so sein. In sexuellen Fantasien kommen häufig Dinge vor, die man im «richtigen» Leben nicht will. Nicht nur schöne Dinge sind sexuell erregend, und so passieren in sexuellen Fantasien zum Teil auch Dinge, die man im richtigen Leben nicht schön findet. Vielleicht erlebst du dich in deinen sexuellen Fantasien überhaupt nicht so, wie du im richtigen Leben gern bist. Das ist normal. Sexuelle Fantasien sind wie Träume: Sie sind nicht die Wirklichkeit.

Wie entstehen sexuelle Fantasien?

Sexuelle Fantasien können immer entstehen. Schon kleine Kinder können sexuelle Fantasien haben. Du erregst dich, und denkst dabei an etwas, das passiert ist. Oder plötzlich taucht ein Bild auf. Oder irgendeine Vorstellung. Die Inhalte hängen mit Dingen zusammen, die du gesehen oder erlebt hast. Und mit deiner persönlichen sexuellen Lerngeschichte. Sie hängen auch damit zusammen, was du mit deinem Körper machst, während du dich sexuell erregst.

Was haben sexuelle Fantasien mit dem Körper zu tun?

Viel. Was in deinem Kopf passiert, passt zu dem, was du mit dem Körper machst.

Überschrift: Was haben sexuelle Fantasien mit dem Körper zu tun? Text: All das was du körperlich machst und erlebst, übersetzt sich in die Bilder, die während der sexuellen Erregung entstehen. Darunter ein Bild von einem sitzenden Mann. Von ihm ausgehend zeigen Pfeile auf zwei Kasten. In dem ersten Kasten steht: Wenn deine Muskeln stark anspannst oder dich viel bewegst, überträgt sich das auf deine sexuellen Fantasien. Von dem Kasten zeigt ein weiterer Pfeil auf eine Denkblase mit einem Bild von einem Mann und einer Frau, welche Sex haben. Diese Denkblase zeigt die Fantasie des sitzenden Mannes.  In dem zweiten Kasten steht: Auch unterschiedliche Positionen können einen Einfluss auf die sexuellen Fantasien haben: sitzend, liegend auf dem Rücken, auf dem Bauch, stehend und so weiter. Auch von hier zeigt ein weiterer Pfeil auf die Denkblase.

Es gibt ganz unterschiedliche Techniken, wie sich Menschen sexuell erregen. Die einen gehen mit starker Muskelspannung einher, die anderen mit mehr Bewegung. Bei den einen werden bestimmte Körperstellen auf eine bestimmte Art stimuliert, bei den anderen andere Körperstellen auf eine andere Art. Dann gibt es unterschiedliche Positionen: sitzend, liegend auf dem Rücken, auf dem Bauch, stehend und so weiter. All das was du körperlich machst und erlebst, übersetzt sich in die Bilder, die während der sexuellen Erregung entstehen.

Welche Rolle spielt Körperbewegung?

Wenn du deinen Körper während der sexuellen Erregung bewegst, kommen eher Vorstellungen oder Bilder davon, dass du aktiv etwas machst. Wenn du still bist, ist es eher so, dass in den Fantasien etwas mit dir passiert. Oder du bist Zuschauer*in und beobachtest etwas, was ausserhalb deines Körpers geschieht. Wenn du dich locker bewegst und dabei tief atmest, hast du auch eher angenehme Gefühle und «liebevollere» Fantasien, denn dein Körper ist in einem Zustand, den er mit Sicherheit und schönen Beziehungen und Begegnungen verbindet.

Warum «harte» Fantasien?

Vielleicht erregst du dich mit sehr hoher Muskelspannung. Du atmest flach und hältst den Körper still. Das ist das gleiche, was der Körper in Stress und Gefahr macht. Daher denkt dein Gehirn jetzt auch, dass Stress und Gefahr herrschen. Das geht mit Gefühlen wie Angst, Scham, Wut, Ekel einher. Du siehst eher Feinde und denkst an Schlimmes, was passieren könnte. Man nennt das auch die «Kampf-Flucht-Reaktion». Daher: Wenn dein Körper in der sexuellen Erregung in diesem sehr angespannten Zustand ist, treten eher Fantasien auf, in denen es hart zu und hergeht. Oder wo Demütigung eine Rolle spielt, und in denen «schlimme» Dinge geschehen. Bitte lies dazu auch diesen Text für Männer oder diesen Text für Frauen.

Wieso habe ich «abartige» Fantasien?

Vielleicht passieren in deinen sexuellen Fantasien schlimme oder verstörende Dinge, und vielleicht geht es dabei gar nicht um Sex. Du findest sie pervers oder abartig. Wie entsteht so eine Fantasie? Du hast irgendetwas erlebt oder gesehen, das ganz starke, unangenehme Gefühle ausgelöst hat. Zum Beispiel Angst oder Scham oder Ekel. So intensive Gefühle können sexuelle Erregung auslösen. Dann machst du irgendwann Selbstbefriedigung, vielleicht Jahre später. Damals warst du vor lauter Stress oder Aufregung angespannt, und jetzt spannst du die Muskeln an, um dich sexuell zu erregen. Das heisst: Damals warst du angespannt und sexuell erregt, jetzt bist du es wieder. Und weil das so ähnlich ist, poppt die Erinnerung von damals in deinem Gehirn auf. Während der Selbstbefriedigung. Jedes Mal. Und mit jedem Mal Selbstbefriedigung wird diese Erinnerung mehr mit sexueller Erregung verbunden. Sie wird zur sexuellen Fantasie.

Warum sind sexuelle Fantasien so extrem?

Damit die sexuelle Erregung zu einem Orgasmus ansteigt, braucht es intensivere Stimulation. Fantasien bieten diese Stimulation – mit extremeren, übertriebeneren Vorstellungen und Bildern. Die Vorstellung vom Penis eines Riesentiers ist viel intensiver als der Penis eines normalen Menschen. Die Vorstellung von ultragrossen Brüsten oder Sex mit ganz vielen Menschen oder von verbotenen Dingen ist auch viel intensiver. Du kennst diese extremen Bilder möglicherweise auch von deinen Träumen, wenn du schläfst. In der Regel finden Menschen ihre Träume weniger pervers als ihre sexuellen Fantasien. Dabei passieren in Träumen auch die unglaublichsten Dinge. Auch das ist normal. Nochmal: Sexuelle Fantasien sind nicht die Wirklichkeit.

Was tun mit meiner Scham rund um sexuelle Fantasien?

Viele Menschen schämen sich für ihre «komischen», «extremen», «perversen» Fantasien. Scham ist eigentlich was Gutes. Denn sie hält uns davon ab, Dinge zu tun, die wir nicht tun sollten, weil jemand dabei zu Schaden kommen könnte. Manchmal stört die Scham aber den sexuellen Genuss, oder du schämst dich nach dem Sex über deine Fantasien. Du kannst die Scham besser abbauen, wenn du dich beim Sex mehr bewegst und tief atmest. Das fördert nämlich angenehmere Gefühle. Lies dazu bitte diesen Text für Frauen oder diesen Text für Männer.

Sollte ich meine Fantasien meinen Partnerinnen erzählen?

Du kannst dir überlegen, ob und wieviel du deinen Partner*innen davon erzählen möchtest. Behalte das für dich, was du für dich behalten möchtest. Es ist dein ganz Eigenes. Umgekehrt kann es auch erotisch sein, bestimmte Fantasien zu erzählen. Oder ihr malt euch als Paar gemeinsam sexuelle Fantasien aus. So könnt ihr eure gemeinsame Sexualität gut bereichern. Es kann auch sein, dass du eine bestimmte Fantasie mit jemand ausleben möchtest. Das kann spannend und schön sein. Es kann aber auch enttäuschend sein. Die Wirklichkeit kann der Fantasie oft nicht standhalten.

Was, wenn ich nicht vom Partner fantasiere?

Die Mehrheit der Menschen fantasiert von Menschen, die nicht ihre Partner*innen sind. Dabei lieben sie ihre Partner*innen und wollen auch nur mit ihnen Sex haben. Das ist normal. Die Figuren in den sexuellen Fantasien geben einen Extrakick und erregen dich sexuell. Sie sind Mittel zum Zweck. Deine Fantasie baut sie rein zum Zweck der sexuellen Erregung. Sie sind keine echten Partner*innen. Daher kannst du mit ihnen auch nicht «fremd gehen». Es ist etwas anderes, wenn du ständig von einer Person fantasierst, weil du auch im richtigen Leben Sex mit ihr möchtest. Oder weil du in sie verliebt bist. Du denkst dann auch unabhängig vom Sex viel an diese Person. Dann zeigt dir deine Fantasie, dass dir etwas fehlt in der Beziehung, und dass du dir etwas anderes wünschst.

Was, wenn die Fantasien die Paarsexualität stören?

Vielleicht driftest du während der Paarsexualität ab in eine Fantasie, die überhaupt nichts mit dem zu tun hat, was jetzt grad passiert. Oder du musst dir die Fantasien herbeiholen, damit du dich sexuell erregen kannst. Du hast die Augen zu und bist «weg in der Fantasie», und dein*e Partner*in fühlt sich irgendwie allein gelassen. Da macht es Sinn, dass du übst, dich auf neue Wege sexuell zu erregen. So kannst du dein «sexuelles Erregungsmenü» erweitern und wirst weniger abhängig von den Fantasien.

Was, wenn nur noch etwas ganz Bestimmtes klappt?

Je unsicherer deine sexuelle Erregung funktioniert, desto mehr wirst du dich auf bestimmte Fantasiebilder konzentrieren. Gut möglich, dass die dann immer extremer werden. Denn du brauchst einen immer stärkeren Kick, damit es noch klappt. Und gut möglich, dass du auch ganz bestimmte Bilder oder Vorstellungen brauchst, ohne die es nicht mehr geht. Man spricht dann von Fetisch-Fantasien. Statt dir diese Bilder oder Vorstellungen zu verbieten, empfehlen wir, dass du übst, deine sexuelle Erregung auf sicherere Beine zu stellen. Das kannst du tun, egal wie alt du bist. Sexuell kannst du ein Leben lang dazu lernen. Lies dazu weiter unten den Abschnitt mit Übungstipps.

Was, wenn Fantasien nicht zu liebevollem Sex passen?

Möchtest du deine Kinks mit anderen teilen und entdecken? Du kannst darüber sprechen, was du gerne ausprobieren möchtest. Wenn die andere Person da nicht mitmachen möchte, kannst du lernen, dich auch auf lockere, bewegte Weise sexuell zu erregen. So kannst du die Sexualität bei Bedarf auch mit angenehmeren, «liebevolleren» Gefühlen und Gedanken verbinden.

Was, wenn meine Fantasie nicht zu mir passt?

Du kannst eine klare Grenze ziehen zwischen «Ich» und «sexuelle Fantasie». Wenn dir das nicht gelingt, kannst du etwas machen, um deine Erregungstechnik zu erweitern. So kannst du neue Fantasiebilder kreieren. Die alten werden deshalb nicht einfach «verschwinden». Aber sie werden weniger wichtig, und du kannst auch ohne sie.

Was haben Fantasien mit sexueller Orientierung zu tun?

Deine sexuellen Fantasien können dir zeigen, auf wen du als Mensch stehst. Vielleicht sind deine Fantasien für dich erste Hinweise darauf, dass du queer bist. Das muss aber nicht so sein. Vielleicht fantasierst du davon, Sex mit Menschen deines Geschlechts zu haben. Oder du bist in den Fantasien an Menschen deines Geschlechts besonders interessiert. Im richtigen Leben verliebst du dich aber eher in Menschen eines anderen Geschlechts und möchtest mit ihnen Sex haben. Dann hängen deine Fantasien eher damit zusammen, dass du dein eigenes Geschlecht entdeckst und sexuell erregend findest. In deinen Fantasien leben das andere Menschen für dich aus. Es geht hier nicht um deine sexuelle Orientierung, sondern deine eigene Weiblichkeit oder Männlichkeit. Umgekehrt: Wenn du queer bist, kannst du auch von heterosexuellem Sex fantasieren. Entscheidend für deine sexuelle Orientierung ist, auf was du im richtigen Leben stehst.

Was haben Fantasien mit Geschlechtsidentität zu tun?

Es kann sein, dass du davon fantasierst, ein anderes Geschlecht zu haben. Das heisst noch lange nicht, dass du das in Wirklichkeit auch willst. Aber das andere Geschlecht ist reizvoll und faszinierend. Wenn du als Mann in einen Frauenkörper oder Kleider steigst, schlüpfst du sozusagen in die Frau rein. Du «penetrierst» sie sozusagen. Das kann hocherregend sein. Oder du bist eine Frau und stellst dir vor, du hast einen Penis. Warum nicht? Es ist ja toll, dass die Fantasie das möglich macht. Spann mal die Beckenbodenmuskeln richtig stark an und stosse mit dem Becken nach vorn. Stell dir dann vor, du hättest einen Penis, oder einen Stab oder etwas längliches Hartes in dir. Die Muskelspannung und das Stossen machen diese Vorstellung leicht möglich. Unser Gehirn übersetzt eben körperliches Erleben in Fantasien.

Bin ich schwul, wenn in Fantasien penetriert werde?

Wir bekommen relativ oft Fragen von Jungen oder Männern, die davon fantasieren, penetriert zu werden. Sie wundern sich, ob sie deshalb schwul sind. Viele stehen eigentlich auf Frauen. Hier möchten wir ein für alle Mal klarstellen: Erstens ist ein Mann nicht schwul, weil er gern penetriert wird. Zweitens hängt diese Fantasie mit der Erregungstechnik zusammen. Stell dir vor, du liegst auf dem Bauch, spannst die Muskeln an und drückst auf den Penis. Weil die Muskeln so angespannt sind, spürst du den Penis nicht so gut. Aber du spürst den After besser. Der After wird interessanter. Und so kann ein Bild entstehen, dass jemand in den After penetriert. Falls du auch Fantasien haben willst, dass du mit dem Penis irgendwo eindringst, kannst du das üben. Stell dir vor, du würdest bei der Selbstbefriedigung unter der Dusche stehen und deinen Penis mit Beckenbewegungen in die Hand eindringen lassen. So entstehen eher Fantasien davon, dass dein Penis irgendwo eindringt.

Welche Übungstipps helfen mir?

Wir haben öfters in diesem Text darübergeschrieben, dass du deine Erregungstechnik erweitern kannst. Wenn du ein breiteres Menü an sexuellen Erregungsmöglichkeiten hast, werden deine Fantasien vielseitiger und du bist nicht so von bestimmten Bildern abhängig. Um dein Menü auszuweiten, musst du Neues ausprobieren und üben. Wir empfehlen dir dazu das Kapitel Sextipps, Techniken und Übungen für Männer oder das Kapitel Sextipps, Techniken und Übungen für Frauen. Ausserdem empfehlen wir dir das Buch Klappt's - ein Übungsbuch für Männer oder, wenn du weiblich bist, das Buch Coming Soon. Falls es dich stört, dass in deinen sexuellen Fantasien Gewalt und Demütigung eine Rolle spielen, ist es wichtig, dass du aus der Spannung beim Sex in mehr Bewegung kommst. Lies bitte diesen Text für Männer oder diesen Text für Frauen. Von dort wirst du auf Texte mit Übungstipps verlinkt. Wenn du Fantasien entwickeln möchtest, die besser in die heterosexuelle Paarsexualität mit Geschlechtsverkehr passen, empfehlen wir diese Tipps für Männer und dieses Kapitel für Frauen.

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