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Frage Nr. 35869 von 08.11.2022

Hallo liebes Team, erst mal großes Lob für eure tolle Seite! Ist wirklich spitze. Nur leider finde ich zu meinem speziellem Problem keine beantwortete Frage, die passen würde, also stelle ich sie hiermit.

Auch wenn es ein komplexes Problem ist, versuche ich mich einigermaßen kurz zu fassen.
Folgendes: meine Frau (42) und ich (37) sind nun seit über zehn Jahren zusammen, verheiratet und haben Kinder.

Nun ist bei all den Höhen und Tiefen die wir miteinander erleben (Stress, Elterndasein, Erziehung, Haushalt etc) wie bei vielen anderen Paaren, das Thema Sex ein Streitthema.

Nun ist es mir natürlich auch klar, dass wenn die Ehe harmonisch läuft, ich sie im Haushalt und mit den Kindern unterstütze etc. FRAU prinzipiell auch eher lust auf mehr Sex hat... andersherum natürlich weniger. Das ansich ist aber auch nur das kleinere Problem. Es ist natürlich ein Teufelskreis... Habe ich Lust auf Sex, sie keinen, ziehe ich mich auch oft gerne zurück, weil ich selbst da halt auch schon oft mit ihr die Erfahrung gemacht habe, das, egal was ich tue, es "zu wenig" ist... und dann trotzdem eben nicht zum Zug komme bzw. es nur ein schnelles rein raus gibt.

Mir ist aber bei dem Ganzen ein, vielleicht sogar zwei Hauptprobleme aufgefallen.
Zum einen (und das tut mir wirklich leid, das über sie sagen zu müssen) ist sie sehr egoistisch geworden, was das Themas Sex anbelangt. Sprich, es gibt inzwischen nur noch Sex, wenn sie "wuschig" ist und dann auch in 99% der Fälle auch nur den Sex so, wie sie ihn will. Bedeutet bei ihr: 2min knutschen, und dann heißt es nur "steck ihn rein", zwei weitere Minuten harte und schnelle Stöße (da steht sie drauf), dann ist sie gekommen und dann wartet sie eigentlich nur noch drauf, dass ich komme, was dann aber entsprechend dauert, weil sie mich sonst gar nicht mehr stimuliert / erregt...

Jetzt weiß ich aber auch definitiv noch von einem zweiten Problem, was mich viel mehr stört. Meine Frau und ich, waren schon immer sehr offen und ehrlich zueinander. Wir sagen uns auch nach wie vor immer alles (auch wenn sich dadurch manchmal nicht alles lösen lässt) So eben auch beim Thema Sex. Und genau dadurch, hatten wir früher immer tollen, abwechslungsreichen und sagen wir mal experementierfreudigen Sex. Vor allem vor der Ehe. Ich weiß noch dass sie am Anfang der Beziehung Oralverkehr inkl. Aufnahme gemacht hat (von sich aus, das hatte ich gar nicht von ihr damals erwartet, geschweige denn gefordert) war aber natürlich toll.

Irgendwann hat sie mir gestanden, dass es sie erregt, wenn sie härter angepackt wird und ihr der Hintern versohlt wird. Wir sprechen hier allerdings jetzt nicht über "Hardcore BDSM"... irgendwann kam sie aber mit einer Peitsche an. War für mich soweit auch okay, und diese Rollenspiele haben uns beiden Spaß gemacht. Irgendwann habe ich ihr ein entsprechendes Halsband gekauft. Sie hat angefangen zu weinen! O-Ton von ihr damals: Sowas habe ich mir schon immer gewünscht. Auch Swinger Club Besuche mit schauen und gesehen werden waren keine Probleme. Durch sie habe ich auch eine leichte Neigung zu Füssen, und ich bin hier auch offen und ehrlich, zu NS bekommen (ich weiß, ist nicht jeder Manns Sache, aber mir gefällt es, wenn sie mich ab und an anpieselt)

Leider wurde das alles mit der Zeit eben immer weniger und weniger und sie schob es Anfangs auf den ganzen Stress und die Kinder zurück. Und überhaupt würden sich ja ihre sexuellen Vorlieben halt einfach mit den Jahren verändern. Wobei das schwer vorstellbar ist, von ganz locker und experementierfreudig zu fast immer nur 2min Sex. Darauf angesprochen, dass das aber so nicht stimmen kann, weil das seit unserer Hochzeit (also vor den Kindern) stetig bergab geht (p.s. wir haben nach zwei Jahren Beziehung geheiratet) hat sich dann rauskristallisiert, dass sie sich einfach vor mir für ihre Sexualität schämt! Das Problem hatte sie mit keinem anderen Kerl vor mir gehabt, und auch anfangs nicht mit mir, weil auch O-Ton von ihr: Sie hätte ja immer "weglaufen" können, dies ja aber nach einer Hochzeit nicht mehr so einfach gehen würde... und dann erst recht nicht mit Kindern.

Wenn sie nun also solche Sachen macht (eben viel zu selten), wie eben Oral mit Aufnahme, Analverkehr, mich anpinkeln etc. dann schämt sie sich in erster Linie dafür, dass ihr diese Sachen auch gefallen. Aber es wäre ja nicht richtig, und überhaupt ist ja jetzt Mutter, da geht doch so ein Verhalten gleich zwei mal nicht.

Ich würde jetzt natürlich nicht so viel schreiben und euch das Problem schildern, wenn ich mich damit so einfach abfinden könnte. Denn nach all den Jahren mit ihr, liebe ich sie natürlich noch immer und würde mir natürlich auch wünschen, dass wir genau diesen tollen und abwechslungsreichen Sex wieder gemeinsam erleben könnten. Die Frage ist halt nur: Wie schaffe ich es, dass sie dieses Schamgefühl ablegen kann??? (Vor allem, weil es ja in meinen Augen nichts gibt, für das sie sich schämen müsste). Wie kann ich damit an sie herantreten, damit ich auch wirklich "bei ihr ankomme" und eben nicht nur ich, sondern auch sie sich natürlich in ihrer Problematik verstanden fühlt?

Vielen Dank fürs beantworten!

Unsere Antwort

Schön dass dir unser Angebot gefällt! Und danke für die genaue Beschreibung des Problems; das gibt mir ein Bild von deiner Situation.

Du fragst: "Wie kann ich damit an sie herantreten, damit ich auch wirklich "bei ihr ankomme" und eben nicht nur ich, sondern auch sie sich natürlich in ihrer Problematik verstanden fühlt?". Ich finde es interessant, wie du diese Frage stellst. Und ich bitte dich, dass du dich gleich zu Beginn meiner Antwort darauf einlässt, diese Frage neu zu formulieren. Denn ich glaube, dass es dir weiterhilft.

Bitte frage dich: "Habe ich wirklich Verständnis für ihre Problematik?" Du schreibst ja auch: "Vor allem, weil es ja in meinen Augen nichts gibt, für das sie sich schämen müsste.". Das klingt nicht so, als nehmest du sie wirklich ernst. Scham ist ein ausgesprochen persönliches Gefühl. Das macht nur im Kopf und Körper der Person Sinn, die es erlebt. Vielleicht will deine Frau das Schamgefühl nicht ablegen.

Mein erster Rat wäre: Probiere dich – trotz all deinem verständlichen Frust – in sie hineinzuversetzen und für sie zu interessieren. Du schreibst, sie sei sehr egoistisch geworden, was das Thema Sex angeht, und ihr habt nur noch Sex, wenn sie "wuschig" ist. Wenn du in ihren Kopf hineinschaust, was meinst du, geht da ab? So wie du sie beschreibst, macht sie sich Gedanken um eure Sexualität und ist ganz sicher nicht glücklich damit, so wie sie jetzt abläuft. Es klingt für mich eher nach: "Er will Sex, dann haben wir halt Sex, wenn mir irgendwie danach ist, damit wir wiedermal Sex hatten."

Damit du ein erfüllteres Sexleben mit deiner Partnerin haben kannst, hilft dieses Interesse an ihr. Neben dem Interesse gehört auch eine wohlwollende Haltung dazu. Du schreibst: "Es ist natürlich ein Teufelskreis... Habe ich Lust auf Sex, sie keinen, ziehe ich mich auch oft gerne zurück,...". Ja, das ist ein Teufelskreis der Anti-Verführung: Du bist frustriert und hältst dann dein Engagement im Haushalt auf Sparflamme, sie klatscht dir dafür lieblosen Sparflammen-Sex hin. In dir baut sich Groll auf, in ihr baut sich Groll auf. Etwas brachial gesagt: Sie sieht sich als dein Opfer, du siehst dich als ihr Opfer, du schiebst ihr die Verantwortung zu, sie schiebt dir die Verantwortung zu. Das bedeutet: Keiner von euch arbeitet an konstruktiven Lösungen. Mehr dazu steht in unserem Text über Eigenständigkeit in Beziehungen.

Damit ein Teufelskreis durchbrochen wird, braucht es die Initiative einer Person. Und in diesem Fall bist du diese Person. Übernehme Verantwortung für dein Verhalten und überlege dir, was dein Anteil daran ist, dass ihr die Probleme habt, die ihr habt. Wenn du mit diesem guten Beispiel voran gehst, lädst du sie am ehesten dazu ein, dir auch wieder entgegenzukommen, statt sich zu rechtfertigen.

Du könntest deine Partnerin drauf ansprechen, wie du den Teufelskreis siehst, und wo du deinen Anteil, d.h. deine Verantwortung, siehst, und dass du das nicht so weitermachen möchtest. Du kannst sie fragen, wie für sie die Paarsexualität aussehen sollte, dass sie für sie stimmt. Du kannst sie auch fragen, was sie sich von dir wünscht, und was du anders machen könntest. In diesem Gespräch übernimmst du also die Verantwortung für deinen Teil und zeigst Interesse an ihren Bedürfnissen. Damit sorgst du für eine offene Atmosphäre. So öffnet sie sich eher.

Sie hat dir schon einiges gesagt, und in einem solchen Gespräch wird sie dir womöglich noch mehr sagen. Nimm das, was sie sagt, zur Kenntnis. Sag ihr, dass du dir überlegen wirst, wie du damit klar kommst. Und das überlegst du dir auch: Wie sehr bist du bereit, ihr entgegenzugehen? Die gemeinsam gelebte Sexualität verändert sich im Verlauf der Beziehung, und deine Partnerin hat eine Entwicklung durchgemacht, die ihre Einstellungen und ihre sexuellen Bedürfnisse beeinflusst hat. Wie sehr bist du bereit, mit ihr zusammen etwas Neues zu entdecken? Ihr habt ja eine Geschichte von viel Entdeckungsfreude, da steckt ein Potenzial für die Zukunft drin. Aber wenn ständig dieser Druck im Raum ist, dass die Dinge so sein sollten, wie sie einmal waren, ist die Atmosphäre nicht mehr offen.

Sie hat dir von ihrer Scham erzählt. Scham ist eine Emotion, die in Anspannung eher aufkommt. Deine Partnerin ist dir gegenüber wahrscheinlich in einer angespannten Haltung. Was kannst du tun, dass sie lockerer wird? Dein Interesse, dein Wohlwollen und deine Offenheit werden ihr wahrscheinlich dabei helfen. Möglicherweise zeigt sie sich dann auch wieder offener für sexuelle Handlungen, die du dir wünschst, oder sie setzt sich mit ihrer Scham auseinander. Wenn du die Haltung hast: "Ich bin offen für das, was da kommt, unsere Sexualität kann auch ganz anders aussehen", machst du dir die grössten Chancen dafür. Das klingt paradox, und ist es auch: Es ist eben manchmal so, dass erst die Verabschiedung von einer Sache dieser Sache wieder eine Chance gibt. Verabschieden heisst allerdings wirklich verabschieden: Davon ausgehen, dass es nicht stattfindet. Bist du dazu bereit?

Soweit meine Gedanken zu deiner Frage. Schau, ob du etwas damit anfangen möchtest. Selbstverständlich kannst du uns auch wieder schreiben. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.

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