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Frage Nr. 35994 von 28.11.2022

Hallo bin M 25 und habe gemerkt, statt ganze Zeit nach Sex zu suchen sollte ich Eigenständig sein, mit mir selbst etwas anfangen können, und mit mir selbst zufrieden und glücklich sein. Durch den Sex versuche ich glaube ich ein Loch in mir zu stopfen, da ich nicht nicht viel mit mir selbst anzufangen weiß.

Wie weiß ich denn, was ich mit mir selbst anfangen könnte? Sollte ich verschiedene Dinge für mich probieren, die mich interessieren?

Ich sollte nicht mein Glück durch viele Sexualpartner definieren, sondern sollte mit mir selbst Glücklich werden, wie ein guter Freund?!

Meint ihr der Ansatz ist gut? Wenn ich daran denke mein Glück und Zufriedenheit nicht durch andere abhängig zu machen, finde ich irgendwie innere Ruhe und bin deutlich gelassener, und stelle mich gleichzeitig an erster Stelle.

Ich habe euren Artikel zur "Eigenständigkeit" gelesen: Habt ihr den Tipps wie ich den Selbstliebe und Selbstpflege praktisch umsetzen könnte? Wie kann ich mir das vorstellen?

Danke schon mal im voraus!

Unsere Antwort

Dein Ansatz klingt sehr sinnvoll. Du hast erkannt, dass Sex dir nicht das geben kann, was du suchst. Ich weiß nicht genau, was du meinst mit „ich kann nicht viel mit mir selbst anfangen“. Aber ich vermute, das heißt im Grunde, dass du dich selbst und deine Bedürfnisse noch nicht so gut kennst. Also geht es darum, dich kennenzulernen und für dich selbst zu sorgen.

Wie genau Selbstfürsorge aussieht, ist für jeden Menschen ein wenig anders. Es gibt aber ein paar grundlegende Sachen, die stimmen sollten: genug Schlaf, eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung, sinnvolle Tätigkeiten, und erfüllende soziale Kontakte. Denn eigenständig sein, heißt nicht, dass du gar keine anderen Menschen mehr brauchst. Wir sind soziale Wesen und brauchen einander. Was „sinnvolle“ Tätigkeiten sind, ist sehr individuell. Manche Menschen finden Sinn in ihrer Arbeit, andere in ihren Beziehungen, wieder andere in ihren Hobbys. Es geht hier nicht um einen großen, philosophischen „Sinn des Lebens“, sondern darum, was für dich ganz persönlich dein Leben lebenswert macht.

Dinge auszuprobieren, die dich interessieren, klingt nach einem guten ersten Schritt. Geh deinen Interessen nach, such dir neue Hobbys. Dadurch lernst du, was dir Spaß und Freude bereitet. Und du triffst dadurch auch auf neue Leute, was wiederum deinem Sozialleben hilft. Ich gebe dir mal noch einige weitere konkrete Tipps, die dir helfen können, dich selbst besser kennenzulernen.

1) Journaling: Schreib deine Gedanken und Gefühle auf. Schreiben ist eine sehr wertvolle Tätigkeit, die uns hilft, Emotionen zu erkennen und zu verarbeiten. Außerdem kannst du so deine Reise nach innen dokumentieren und hast immer vor Augen, wie weit du schon gekommen bist. Nimm dir vielleicht morgens und abends Zeit für einen kurzen Check-in mit dir selbst. Was fühlst du? An was denkst du? Was spürst du körperlich? Vielleicht hilft es dir, dafür jeweils eine kleine Achtsamkeitsmeditation zu machen. Anleitungen dafür findest du im Internet.

Es kann sein, dass dir für den Gefühlsteil momentan noch ein bisschen die Vokabeln fehlen. Dann empfehle ich dir sehr, mal eine Gefühlsliste im Internet zu suchen und sie beim Check-in zu nutzen. Das macht es leichter, passende Worte für deine Gefühle zu finden. Beim abendlichen Check-in kannst du noch hinzufügen, was am heutigen Tag gut war: Was hat dir Freude gemacht? Wann hast du dich kompetent, entspannt oder lebendig gefühlt? So bekommst du nach und nach ein Bild von den Dingen, die wichtig und wohltuend für dich sind.

2) Hör deinen Gefühlen zu: Durch das Journaling bekommst du einen besseren Draht zu deinen Gefühlen. Im nächsten Schritt kannst du schauen, was sie dir sagen wollen. Denn Gefühle sind Wegweiser. Sie zeigen dir, ob deine Bedürfnisse (Werte, Anliegen) erfüllt oder verletzt sind.

3) Mach Gedankenexperimente: Stell dir zum Beispiel vor, es ist dein 100. Geburtstag, und all deine geliebten Menschen sind bei dir. Was möchtest du sehen, wenn du auf dein Leben zurückblickst? Wofür willst du stehen? Was sollen die Menschen an dir schätzen? Solche Fragen führen dich näher ran an deine Werte und Ziele. Du fängst also an herauszufinden, was du brauchst, um glücklich und zufrieden zu sein. Vielleicht sind deine Ideen dazu noch sehr vage. Das ist in Ordnung. Mit der Zeit werden sich Dinge klarer herauskristallisieren, wenn du am Ball bleibst.

4) Probier genussvolle Selbstbefriedigung: Du willst weg von einem sexuellen Verhalten, dass Sex nur nutzt, um kurzfristig ein „Loch zu stopfen“. Da kann es auch sehr helfen, eine Sexualität zu entwickeln, die stattdessen auf Genuss und Lust ausgerichtet ist. Das lässt sich hervorragend in der Selbstbefriedigung üben. Dadurch entwickelst du zudem ein besseres Körpergefühl und mehr Selbstliebe. Tipps für diese Art der genussvollen Selbstbefriedigung findest du in diesem Text.

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