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Frage Nr. 36166 von 12.01.2023

Liebe Lilli,
ich bin 43 Jahre alt und seit 25 Jahren mit meinem Partner zusammen. Wir haben seit vielen Jahren kein Sexualleben mehr und ich weiß, dass eine Trennung das einzig richtige ist, weil ich nicht mehr glücklich bin. Wir leben in einer WG und er ist mein Freund aber nicht mein Liebespartner.
Was mich abhält ist mein schlechtes Gewissen. Durch mich hat er Familienanbindung und ich "manage" unser soziales Leben und den gemeinsamen Freundeskreis. Ich kann ihn nicht "allein" lassen,
auch wenn ich weiß, daß ich nicht für ihn verantwortlich bin fühle ich mich so.
Danke und liebe Grüße

Unsere Antwort

Du stellst uns keine konkrete Frage, aber ich vermute, du möchtest Hilfe dazu, wie du dich trennen kannst.

Du spürst eine Verantwortung für deinen Partner. Das ist nach 25 Jahren auch keine Überraschung. Vielleicht ist „die Verantwortliche“ auch eine Rolle, die du in der Kindheit mal gelernt hast. Gleichzeitig weißt du aber, dass ihr zwei eigenständige Personen seid und du eigentlich keine Verpflichtung ihm gegenüber hast.

Nun ist Verantwortung aber kein Gefühl, sondern ein Gedanke. Ich empfehle dir, mal zu schauen, was du tatsächlich fühlst bei dem Gedanken an Trennung. Trauer, Erleichterung, Schuld, Scham, Wut, Freude? Ich könnte mir vorstellen, dass mit dem Verantwortungs-Gedanken Schuldgefühle einhergehen. Du schreibst es schon ganz richtig: Du fühlst dich halt so. Das ist auch okay. Gefühle sind nicht richtig oder falsch, sondern da. Sie zeigen in der Regel an, was dir wichtig ist und welche Bedürfnisse gerade (nicht) erfüllt werden. Erleichterung könnte darauf hinweisen, dass in deiner Beziehung etwas nicht stimmt. Schuld könnte heißen, dass das Wohlbefinden deines Partners dir wichtig ist. Die Frage ist nun: Wie verhältst du dich angesichts dieser Gefühle?

Du könntest versuchen, die Schuldgefühle und den Verantwortungs-Gedanken loszuwerden, weil sie unangenehm sind. Dann gehst du den Weg, der sie vorübergehend befriedigt und kleiner werden lässt. Das heißt: bleiben. Das ist das, was du momentan tust. Du bewegst dich damit aber weg von dem Leben, was du gern führen möchtest.

Die Alternative wäre, dir klarzumachen, was du willst und warum. Welche Bedürfnisse, Werte und Ziele stehen dahinter? Du scheinst schon ganz gut zu wissen, was du willst: Du willst dich trennen. Wahrscheinlich möchtest du eine andere Art von Liebesbeziehung finden. Du hast vielleicht ein Bedürfnis nach Leidenschaft, Intimität oder Verbindung. Um dich auf dieses Leben zuzubewegen, statt davon weg, musst du die entsprechenden Schritte gehen – und zwar trotz der unangenehmen Gefühle, die das mit sich bringt. Es bedeutet, diese unangenehmen Gefühle zu akzeptieren, ihnen Raum zu geben und dennoch so zu handeln, wie es deinen Werten und Zielen entspricht. Das ist oft nicht einfach. Psychologische Unterstützung kann dir bei diesem Prozess helfen.

Gleichzeitig hast du vielleicht auch den Wert der Fürsorge für deinen langjährigen Freund und Partner. Dann überleg, wie du die Trennung möglichst liebevoll und fürsorglich gestalten kannst. Hier kann beispielsweise eine Trennungsbegleitung durch eine Paartherapeutin sehr hilfreich sein. Eine Trennung muss nicht bedeuten, dass du deinen jetzigen Partner ins Exil schickst. Ihr könnt das auch gemeinsam gestalten und einander unterstützen im Umgang mit dem Schmerz und mit den Veränderungen, die es nun zu bewältigen gibt.

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