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Frage Nr. 36268 von 24.01.2023

Zu Frage Nr. 36225

Ich komme aus einem sehr modernen Elternhaus. Meine Eltern haben mir immer Toleranz beigebracht und Homosexualität war nie etwas Schlechtes. Es gibt drei Faktoren, die mich sehr geprägt haben, wenn es um Männlichkeitswerte ging.

Zum einen war da früher die Schule. Wir hatten einen hohen Migrationsanteil, viele kamen aus Ländern, wo Homosexualität strikt verboten ist. Dort bin ich zum ersten Mal mit dem Thema Männlichkeit konfrontiert wurden. Nichtmal so sehr von den Jungs, sondern damals von den Mädels für die ich nicht männlich genug war. Viele mochten Machos, Muskeln spielten eine Rolle, Gefühle zeigen galt als etwas für Weicheicher.

Dann war da meine erste Freundin, sie hatte ein ganz klares Rollenverständnis und hat mir dann sehr schnell gesagt, was ich machen muss, damit ich in ihren Augen ein guter Mann bin. Interessanterweise fand sie selbst nackte Frauen ganz anziehend, aber sie würde so etwas nie ausleben, weil sich das nicht gehören würde. Dann kam als drittes mein Freundeskreis nach der Schule hinzu. Auch dieser war geprägt von Migranten, hauptsächlich aus muslimischen Ländern, und da herrschte bei einigen ganz klar ein Rollenverständnis und auch ein Männlichkeitsverständnis, über welches nicht debattiert werden darf.

Einige Menschen, mit denen ich damals zu tun hatte, hegten sogar, wenn ich so zurück denke, Hassphantasien gegen Schwule und auch ich selbst wurde öfters als nicht männlich genug bezeichnet und aufgefordert, mich zu bessern. Gleichzeitig herrschte unter ihnen aber auch ein hoher Grad an Zusammenhalt und Anerkennung untereinander, weswegen ich damals unbedingt dazugehören wollte. Wer dazugehört, kann sich auf den Anderen immer verlassen, das fand ich toll, aber trotzdem sagten mir die Werte aus diesem Umfeld nicht zu, distanzierte mich irgendwann von denen.

Unsere Antwort

Danke für deine ausführlichen Angaben.

Zunächst zu deiner Clique. Du hast dich von ihnen distanziert. Was heisst das? So wie du heute denkst, identifizierst du dich immer noch mit den Meinungen, die in der Gruppe herrschten. So als wolltest du insgeheim noch zu ihnen gehören. Du schreibst über ein Männlichkeitsverständnis, über das nicht debatiert werden darf. Als ob das heute noch gilt. Mir scheint, du hast dich von diesen Leuten noch gar nicht emanzipiert. Was dort gilt, gilt immer noch für dich. Siehst du das auch so?

Zu den zwei weiteren Ereignissen die ich auf deinen Wunsch hin aus deiner Frage herausgekürzt habe: Du schreibst über eine Beziehung zu einer Frau, die etwas gemacht hat, wofür du dir nun die Verantwortung gibst, weil du meinst, sie verletzt zu haben. Hierzu habe ich eine ganz klare Meinung: Sie allein ist verantwortlich für das, was sie daraus gemacht hat. Du hast keine Macht über sie. Wir alle machen im Leben Dinge, die andere Menschen verletzen können. Was sie damit anfangen, ist aber ihre Sache und ihre Verantwortung. Ich bitte dich, unseren Text über Eigenständigkeit zu lesen.

Du schreibst nicht genauer über die Übelkeit, die du hast, wenn du an homosexuelle Handlungen denkst. Wann fing das an? Was waren einschlägige Ereignisse? Mich würde auch interessieren, welche Beziehung du zu deinem eigenen Penis hast. Würdest du dein Sperma zum Beispiel in den Mund nehmen? Hast du dich schon mal bei der Selbstbefriedigung im Spiegel angeschaut, mit deinem eregierten Penis? Noch eine weitere Frage: Kommt dein Penis in sexuellen Fantasien vor? Kommen allgemein Penisse vor?

Ich schreibe hier einige Vermutungen auf: Du schreibst, dass du in deinem Leben durchaus schon mit Männern geflirtet hast und dich dann entschieden hast, dass das nicht dein Ding ist. Das erklärt nicht, warum du jetzt so eine starke Abneigung dagegen hast. Die Abneigung könnte verschiedene Gründe haben. Es könnte sein, dass du ein traumatisches Erlebnis gehabt hast, das du mit homosexueller Sexualität assoziierst. Es könnte  auch sein, dass du mit der starken Abneigung etwas abwehrst, das in dir steckt.

Möglicherweise hast du – wie viele heterosexuelle Männer – auch die Fähigkeit, Männer erotisch attraktiv zu finden. Du erlaubst sie dir aber nicht. Du machst diese Fähigkeit schlecht und nieder. Es ist völlig normal, dass Männer auch Männer sexuell anziehend finden können – bei sehr vielen Männern ist das so, auch wenn diese Männer auch auf Frauen stehen. Lies bitte diesen Text über Homo-, Bi- und Heterosexualität.

Gern kannst du uns wieder schreiben.

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