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Frage Nr. 36751 von 20.04.2023

Hallo zusammen,
Ich (M) 40 Jahre alt. Ich habe das Problem, dass ich meine Partnerin nicht attraktiv finde, deren Figurtyp gefällt mir nicht und ist auch für mich sexuell nicht anziehend. Sie ist mollig. Oberkörper ist breiter als die Hüfte. Für mich persönlich spielt schon die Figur für die erfüllte Sexualität eine große Rolle. Finden Sie auch nicht so, dass das Aussehen schon eine wichtige Faktor für die sexuelle Erregung ist? In Suchfeld habe ich das Wort ,,Figurtyp" eingetippt und konnte leider nichts passendes finden. Ich begegne im Alltag auf der Straße Damen mit Sanduhr-Figur mit knackigen Po, von der ich sexuell angezogen und erregt werde. Ich möchte aber nicht erregt werden, weder über sexuelle Fantasien als auch beim Blick auf fremde Frauen mit knackigen Po. Das ist eine große Belastung für mich. Ich habe keine erfüllte Sexualität und besuche gelegentlich Rotlichmileus. Was kann ich machen. Gibt es im Bereich Medizin Möglichkeiten, Erektion für immer auszuschalten und von äußeren Faktoren nicht mehr beeinflusst zu werden wie z.B. beim Blick auf fremde Frauen. Vielen Dank schon mal im voraus für Ihre Bemühungen.
Liebe Grüße

Unsere Antwort

Die Frage, die sich mir zuerst stellt, ist: Warum bist du mit deiner Partnerin überhaupt zusammen, wenn du sie überhaupt nicht attraktiv findest?

Es ist normal, dass man vielleicht nicht alles an seiner Partnerin oder seinem Partner attraktiv findet. Aber überhaupt gar nichts an der Partnerin attraktiv zu finden, ist merkwürdig. War es denn zu Beginn eurer Partnerschaft anders, hast du sie da attraktiv gefunden?

Wenn du doch irgendetwas an ihr attraktiv finden solltest, zum Beispiel die Augen oder die Hände, den Nacken oder irgendetwas, dann würde ich dir raten, dich darauf zu fokussieren. Wenn du aber tatsächlich überhaupt gar nichts an ihr attraktiv findest, solltest du dir überlegen, warum du die Beziehung fortsetzen möchtest. Natürlich kann man auch eine Beziehung haben, ohne miteinander Sex zu haben. Aber das scheint für dich ja auch nicht zu passen. 

Ich denke, dass du im Moment weder zu dir noch zu deiner Partnerin ehrlich bist. Vielleicht möchte deine Partnerin auch keinen Sex mit dir, weil sie dich nicht attraktiv findet oder aus anderen Gründen. Dann könntet ihr zum Beispiel zusammen schauen, ob ihr weiterhin zusammenbleiben möchtet und wenn ja unter welchen Bedingungen. Vielleicht gäbe es ja dann die Möglichkeit, dass du ohne schlechtes Gewissen zu Sexarbeiterinnen gehen könntest.

Das andere Problem ist, dass du einem Mythos aufsitzt. Man (das gilt für Männer und Frauen) findet normalerweise auch andere Menschen sexuell attraktiv, nicht nur den eigenen Partner oder die eigene Partnerin. Dagegen kann man nichts machen, das ist einfach so. Was aber in deiner Hand liegt, ist zu entscheiden, wie weit du gehst. Zu glauben, man sei seiner Sexualität willenlos ausgeliefert, ist ein Irrtum.

Keine ärztliche Fachperson würde in deinem Fall irgendetwas Medizinisches unternehmen, um deine Sexualität „auszuschalten“. Das Problem liegt nicht an deiner Sexualität, da scheint mir alles normal zu sein. Das Problem ist, dass du zu viele Ideen und Vorgaben darüber hast, was wie zu sein hat. 

Ich würde dir raten, dir zu überlegen: Was bedeutet dir deine Partnerin? Warum bist du mit ihr zusammen? Sei ehrlich zu dir und suche nach den wahren Gründen. Vielleicht versorgt sie dich gut oder du hast einfach Angst dich zu trennen, weil du denkst, du findest sonst niemanden mehr. Oder es sind ganz andere Gründe. Nur wenn du das dir gegenüber ganz ehrlich beantwortest, kommst du dir selbst auf die Schliche. Nehmen mir mal an, du hast Angst vor dem Alleinsein und willst dich deshalb nicht trennen oder auch nicht mit deiner Partnerin darüber sprechen. Das ist in Ordnung. Dann respektiere das erstmal, dass das so ist.

Dann überlege dir im nächsten Schritt: Wie viel ist mir das wert? Auf was würde ich deshalb verzichten, auf was nicht? Dann fang an, Lösungen zu suchen, die passend sein könnten. Du musst das ausprobieren, man kann das nicht im Vorhinein wissen. Man kommt bei solchen Problemen oft dann weiter, wenn man mehr über sich lernt. Dazu sollte man sich immer die Frage stellen: Warum mache ich das? Oft kommt dann heraus, dass eine Angst dahinter steckt oder dass man eine Angst vermeiden möchte. Dann ist es gut, die Angst erstmal zu akzeptieren und nicht versuchen, sie direkt loszuwerden. Und später stellt sich dann die Frage, ob du Dinge auch mit der Angst machst, also obwohl du Angst hast.

Ich weiss nicht, ob ich dir weiterhelfen konnte. Dein Problem liegt aber nicht da, wo du es vermutest. Bei dir scheint es widersprüchliche Ideen über Beziehung und Sexualität in deinem Kopf zu geben, die dir das Leben schwer machen.

Du kannst dich gerne nochmal mit weiteren Fragen melden. Und vielleicht wäre es auch hilfreich, wenn du alleine nicht weiterkommst, dich an eine*n Psychotherapeut*in zu wenden.

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