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Frage Nr. 37061 von 13.06.2023

Hallo

Ich habe einen Studentenjob bei McDonald's und normalerweise kann ich sehr gut mit - den meist total respektlosen - Kunden umgehen. Aber letztens hat mich ein älterer Mann "süsses Ding" genannt und dann hatte ich vor kurzem auch noch einen - ebenfalls älteren - Kunden, der so respektlos war, dass allein sein Verhalten schon Grund genug gewesen wäre, ihn rauszuschmeissen. Hier ist meine Geduld ganz ehrlich am Ende, besonders, da ich finde, dass zwar jeder Kunde, unabhängig von seinem Auftreten, Respekt und einen guten Service verdient hat, aber eben nur das absolute Minimum. Alles, was darüber hinausgeht, steuert er mit seinem Verhalten eben selber. Ich weiss, in der Branche ist es zwar üblich, dem Kunden alles recht machen zu wollen, da er "König" ist, aber ganz ehrlich; es kann doch nicht sein, dass man sich für den Mindestlohn so erniedrigen lassen muss. Ich bin niemals unhöflich und tue immer das, wofür ich bezahlt werde, aber wenn mir ein Kunde blöd kommt, mache ich halt nur noch das absolute Minimum, oder - wenn es ganz schlimm ist - verlange ein anderes Auftreten.
Es tut mir leid, wenn ich mich jetzt hier so aufrege, aber es kann doch nicht sein, dass solchen Leuten nicht schon lange mal ordentlich den Kopf gewaschen wurde und sie bis jetzt noch nie Konsequenzen erfahren haben.
Wie kann ich lernen, mich persönlich genügend von solchem Verhalten zu distanzieren, um nicht auch noch in meiner Freizeit daran denken zu müssen? Normalerweise gelingt mir das sehr gut, aber nach diesen beiden Männern schaffe ich es irgendwie gar nicht mehr...
Vielen Dank schon mal im Voraus für Ihre Hilfe!

Unsere Antwort

Distanz zum Verhalten von respektlosen Kund*innen gelingt am besten, wenn du eine Lösung hast. Dazu gehört erstmal, dass du deinen Ärger deutlich spürst. Darum ist es richtig, wenn du dich richtig aufregst. Denn dann nimmst du dich auch wirklich ernst. Und darum geht es schliesslich. Mit seiner Bemerkung hat sich dein Kunde für einen Rausschmiss qualifiziert. Dein Arbeitgeber hat das noch nicht erkannt, sonst wäre das Thema in der Einarbeitung oder in Schulungen. Dein Arbeitgeber hat aber durchaus «Verhaltenslinien für Mitarbeiter» formuliert. Dort geht es auf Seite 20 um «Menschenrechte» und «Respekt und Würde». Dort steht, dass du ein Recht darauf hast, an einem «Ort zu arbeiten, der frei (ist) von sexueller oder anderweitiger Belästigung». Dazu gehören «unerwünschte sexuelle Annäherungen, Bitten um sexuelle Gefälligkeiten und sonstiges Verhalten sexueller Natur». Du könntest also den Kunden bitten, seine Beleidigungen zu lassen. Du könntest dich innerhalb der Firma erkundigen, wie und wo solche Belästigungen gemeldet werden. Für die USA gibt dein Arbeitgeber eine Telefonnummer an, an die sich Mitarbeiter*innen wenden können. Das Arbeitsrecht in der Schweiz und Europa verpflichtet Arbeitgeber*innen, ihr Personal vor sexueller Belästigung zu schützen. Zudem dürfen alle Arbeitnehmende sich wehren.

Bevor du also weiter wütende Kopfwasch- und Rausschmeiss-Fantasien hegst, dich aufregst und dir deine Freizeit verdirbst, überleg doch mal, ob du nicht 1. politisch wirst und deinen Arbeitgeber auf seine Pflicht hinweist und 2. übst, freundlich das Verhalten der Belästigenden als Beleidigung zu benennen und deutlich zurückzuweisen. In Frage 36820 ging es auch schon mal um deinen Arbeitgeber und den Schutz von Mitarbeiter*innen vor sexueller Belästigung. Denk dran: dein Arbeitgeber ist zu deinem Schutz verpflichtet. Sexuelle Belästigung ist zudem eine Straftat. 

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