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Frage Nr. 37370 von 07.09.2023

Hallo
Ich habe eine etwas komische Frage:
Ich habe soeben eine Folge Puls (Srf) gesehen, jene mit dem Titel "die Macht unserer Gedanken" , welche davon handelt, dass die eigenen Gedanken einen starken Einfluss auf die Gesundheit und den Körper haben.

Im Fokus stand vor allem, dass Menschen, welche glaubten, dass sie etwas Gutes/Gesundes tun, danach tatsächlich Besserung zeigten, während die Kontrollgruppe mit gleicher Tätigkeit gleich blieb. Also zB wurde Reinigungspersonal in einer Studie auf die körperliche Fitness und Gewicht getestet, den einen wurde gesagt, dass sie bloss deren Gesundheitszustand überprüfen, den anderen zusätzlich, dass ihre Reinigungsarbeit die gleichen positiven körperlichen Folgen habe wie ein Fitnesstraining -und jene Gruppe war zu Schluss der Studie tatsächlich viel fitter als die anderen, obwohl beide Gruppen derselben Tätigkeit nachgingen. Bloss, weil die anders "dachten".

Nun aber zu meiner Frage; ich habe in den letzten Jahren immer wieder kleinere Episoden von Zwangsgedanken gehabt. Zum Beispiel, dass ich plötzlich etwas Schlimmes tun könnte, weil ich mich nicht unter Kontrolle haben könnte oder ähnlich.
Und nun hat mich diese Sendung ganz durcheinander gebracht, weil ich mir gedacht habe, dass wenn positives Denken sich positiv auf die (körperliche) Gesundheit auswirkt, so wird negatives Denken sich auch negativ auswirken. und nun kommen die ganze Zeit negative aufdringliche Gedanken, welche zB mir einreden; "du wirst jeden Tag schwächer" oder "deine Haare fallen dir immer mehr aus"

Also um mich nochmals zu erklären; diese Gedanken sind sozusagen jetzt nur da, weil ich eben NICHT solche Gedanken möchte, und jetzt wo meine Gedanken sozusagen wissen, dass sie eine Auswirkung haben können, dringen sie sich umso mehr in mir auf, als wären es so kleine Monster, welche mich ärgern wollen. Jetzt habe ich Angst, dass diese negativen aufdringlichen Zwangsgedanken nachher tatsächlich einen schlechten Einfluss auf meinen Körper haben werden, was diese Gedanken wiederum nur NOCH mehr verstärkt.

Denkt ihr, das kann wirklich sein? Ich habe gerade sehr grosse Angst.
liebe Grüsse, w,20

Unsere Antwort

Deine Angst ist wohl die Schwester deiner Zwangsgedanken. Du hast früher ab und zu Gedanken zu Kontrollverlust gehabt. Ich nehme an, die Gedanken waren aber noch nie Ursache für schlimme Handlungen. Die SRF-Sendung habe ich nicht gesehen. Hier waren wohl Gedanken gemeint, die sich auf körperliche Fitness auswirken. Das ist eigentlich eine alte Geschichte. Manche Spitzensportler erhöhen ihre Leistung durch mentales Training. Sie konzentrieren sich in Gedanken auf die Bewegungsabläufe. Tatsächlich erreichen sie damit deutliche Verbesserungen.

Dies ist auch bei Reinigungspersonal leicht nachvollziehbar. Möglicherweise gehen einige Reinigungsfachleute lustlos an die Arbeit. Lustlosigkeit senkt den Muskeltonus, die Arbeit wird anstrengend, die Lustlosigkeit steigt, es wird noch anstrengender. Der Aufwand wird auf ein Minimum reduziert. Die Fitness steigt nicht.

Das Reinigungspersonal geht mit dem Bewusstsein an die Arbeit, etwas Gutes für Gesundheit und Lebensqualität zu tun. Die Personen gehen mit Lust an die Arbeit. Ein erhöhter Muskeltonus erleichtert die verschiedenen Arbeiten. Vielleicht denken einige bei den Bewegungen sogar über die Muskelgruppen, die gerade trainiert werden nach und intensivieren die Bewegung. Die Fitness steigt.

Mit deinen zwanghaft negativen Gedanken, kannst du dir sicher die Stimmung verderben. Möglicherweise bewegst du dich auch weniger und bist dann weniger fit. Dann fühlst du dich schwächer. Dir wird mit deinen Gedanken sicher kein vermehrter Haarausfall gelingen. Allerdings wirst du sehr genau beobachten, wenn wieder ein Haar ausfällt oder sogar mehrere auf einmal. Dann wirst du dich bestätigt fühlen und einen vermehrten Haarausfall wahrnehmen.

Wenn du diese Gedanken nicht haben möchtest, reicht Wünschen oder Wollen nicht aus. Du musst es mit diesen kleine Monster-Gedanken ernst meinen. Es braucht also eine Instanz in dir, die sich von kleinen Monstern nicht die Lebensqualität verderben lässt. Allein kannst du beobachten lernen, wie du selbst deine Stimmungen gestaltest. Was du brauchst, um deine Stimmung aufzuhellen. Wie du dich von den Gedanken ablenken kannst. Und wie du den Mut findest, dich nicht zum Opfer von kleinen Monstern zu machen.

Das ist keine leichte Aufgabe. Wenn dir das zu schwierig erscheint, raten wir dir zu einer kognitiven Verhaltenstherapie bei einer Fachperson, die auf Zwänge spezialisiert ist. Diese Fachleute können dir deine Gedankenwelt verständlich machen und haben Übungen, mit denen du diese Zwangsgedanken bewältigen kannst. Spezialisierte Therapeut*innen findest du, wenn du in deinem Browser «kognitive Verhaltenstherapie» und den Namen deines Wohnorts angibst.

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