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Frage Nr. 37773 von 27.01.2024

Hallo Lilli.
Danke für eure sehr informative Seite und die Möglichkeit, hier Fragen zu stellen.
Ich habe euren Beitrag zu Flashbacks gelesen, und vielleicht hat mein Anliegen etwas damit zu tun..
Ich habe vor einigen Wochen eine Situation erlebt, die mich unangenehm und isoliert hat fühlen lassen. Ich war mit einem Freund, mit dem ich eine undefinierte, aber doch sehr nahe Beziehung habe, auf einem persischen Zusammentreffen. Es war sehr schön. Ich war allerdings erkältet und mein Unterbewusstsein und meine Sinneswahrnehmungen stärker stimuliert, weil ich vorher Haschischmilch getrunken hatte. Es war auch ein Ehepaar mit ihrer Tochter da, die sehr lustig ist und sich oft wie eine junge Lady verhält, wobei sie erst ca.10 ist. Z.B. gibt sie Schminktips, zitiert aus YouTube-Kanälen „How to become a man‘s dream“ etc.
Es gab einen Moment, wo sich mein Körper in Stress versetzt hat, und ich mich irgendwie von allen Anwesenden isoliert gefühlt habe. Der Freund, mit dem ich da war, hat mit den Haaren des Mädchens gespielt, ihr den - ich glaube - Rücken gestreichelt und sich von ihr schminken lassen. Ich habe mich unbehaglich gefühlt, und gleichzeitig versucht, das Gefühl zu objektivieren bzw.zu neutralisieren. Ich schien die einzige im Raum mit Unbehagen zu sein.
Ich erzählte bis heute auch niemandem davon; nur heute ließ ich mich in einem eher labilen Zustand dazu hinreißen und erzählte ihm, also, der, der mit dem Mädchen interagiert hatte, von meinem seltsamen Gefühl. Mit dem Verweis darauf, dass ich mich manchmal frage, ob mir mal irgendetwas passiert sein könnte.
Er war sehr schockiert über meine - nicht explizit ausgeführten - Assoziationen ( ich verstehe sie ja selber nicht) und empfand es als „disrespectful“ und beschämend. Auch meinte er, wenn man solche Gedankengänge hätte wie ich solle man zum Arzt gehen, es sei „sick“. Ich bereute, es ihm gesagt zu haben, und konnte ihn nicht davon überzeugen, dass ich ihm absolut nichts unterstelle (und das tue ich auch nicht), sondern dass es mir darum ging, zu verstehen, warum bei mir solche Prozesse abliefen bzw.es einfach nur auszusprechen. Mitgefühl bekam ich aber nicht, das war vielleicht auch viel zu viel erwartet oder erwünscht, vor allem, weil unser Verhältnis gerade sowieso extrem wechselhaft und angespannt ist und ich ihn durch krasse Ein-/Ausbrüche etc. ziemlich belastet habe.
Nun ist meine Frage einerseits, ob ihr euch vorstellen könnt, dass meine Reaktion in der Situation etwas mit irgendetwas verschüttetem Selbsterlebtem zu tun haben kann?
Und ob ihr die Einschätzung teilt, dass ich auf irgendeine Weise „sick“ bin, wenn ich so eine Situation seltsam empfinde?
Vielen Dank im Voraus, beste Grüße !

+++

37774

Hallo,
Ich wollte zu meiner Frage 37773 ergänzen, dass ich 38 und weiblich bin.
Die Person, um die es im Text u.a. geht, ist 50.

Unsere Antwort

Du beschreibst, dass du in einer besonderen Stimmung warst. Du hattest Haschischmilch getrunken. Das Kind verhält sich mit Schminktipps und YouTube-Zitaten nicht ganz altersgemäss. Dein guter 50-jähriger Freund geht auf das Spiel des Kindes ein. Auch das ist nicht passend. Deine besonderes Aufmerksamkeit ist in dieser Situation ganz verständlich. Und deine Assoziationen sind es auch. Trotzdem heisst das nicht, dass du eine Straftat beobachtet hast. Sowohl die Eltern, wie auch das Kind und dein Freund schienen sich an der Situation nicht zu stören. Weil dein Freund sein Verhalten ok fand, hat er dann deine Gefühle und Assoziationen nicht verstanden. Du kannst daraus lernen, das Menschen ihre Umgebung und Situationen sehr unterschiedlich wahrnehmen. Unangenehm ist, dass dein Freund so entwertend und ablehnend reagiert hat. Er hat sich wohl sehr angegriffen gefühlt. Allerdings hat er in seiner Aufregung auch nicht gut zugehört. Du hast ihm ja versichert, dass du ihn nicht beschuldigen willst. Du wolltest deine Gefühle zu der Sache austauschen. Daran kannst du sehen, dass die eigene Stimmung sehr viel Einfluss auf unsere Auffassungsgabe und Zuhöre-Fähigkeit hat.

Du bist also sicher nicht «sick». Und empfindest auch nicht seltsam. Wenn du keine Erinnerungen an selbsterlebte sexuelle Gewalt hast, solltest du davon ausgehen, dass du auch keine erlebt hast. Was in deiner Situation besonders war, war die Haschischmilch. Wahrscheinlich hast du deswegen, intensivere Wahrnehmungen und damit verbunden starke Assoziationen gehabt. Das ist genug Grund für dein Unbehaglichkeitsgefühl.

Diese Antwort gilt auch für Frage 37774.

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