Hallo Lilli,
ich (M31) weiß nicht mehr weiter. Meine Freundin hat einen Aufenthaltstitel in Deutschland seit 3 Jahren. Ich kenne sie, seitdem sie aus Belarus damals nach Deutschland gekommen ist und seitdem sind wir auch in einer Beziehung. Ihr Aufenthaltstitel ist an ihrer Arbeit geknüpft. Sie hat auf ihrer Arbeit nur Probleme und wird dort auch gemobbt und nicht so gut behandelt. Wir haben schon etliche Bewerbungen geschrieben, leider ohne Erfolg. Wir haben uns seit längerem über Heiraten unterhalten und grundsätzlich bin ich auch bereit dazu. Nur gibt es verschiedene Ansichten. Laut ihr bin ich der Mann, soll also verantwortlich für die Kosten sein (Miete, sonst. Fixkosten, Einkäufe, usw.). Wenn es zur Hochzeit kommt, soll ich ebenfalls alle Kosten tragen (Ringe, ggf. Notar, Feier) und wenn wir in den Urlaub fahren, soll ich ebenfalls den Urlaub bezahlen, weil ich der Mann bin. Sie argumentiert so, dass sie als Frau meine finanzielle Sicherheit möchte. Zudem ändern sich ihrer Ansicht nach die Kosten nicht, wenn sie bei mir einzieht, da ich ja sowieso für Miete und alles schon bezahle. Wenn ich sie bitte, dann einen Teil der Einkäufe zu übernehmen, wirkt sie schlecht gelaunt und sagt, dass sie dann für sich selbst bezahlen wird und ich meine eigenen Einkäufe bezahlen soll. Das finde ich hat nicht viel mit einem Team zu tun. Sie hat einen Job derzeit, beidem sie 1850€/m Netto verdient. Zudem kriegt sie gelegentlich von ihrer Mutter aus Belarus mehrere Tausend € zur weiteren Unterstützung. Ich verdiene schon mehr mit knapp 3200€/m Netto. Ich habe ihr gesagt, dass ich nicht 50/50 möchte. Es ist klar, dass ich der Hauptverdiener bin und ihr das bestmögliche Leben verwirklichen möchte. Aber auch wenn ich nicht schlecht verdiene, wird es für mich irgendwann schwierig, wenn ich für alle Kosten aufkommen werde. Zumal ich für mich persönlich auch sparen möchte (neues Auto z.B.). Ich frage mich wie andere in ihrer Ehe das stämmen. Habt ihr einen Rat für mich? Natürlich ist es schwierig, von außen betrachtet eine klare Antwort zu schreiben. Zudem möchte sie auch seit fast einem Jahr keinen wirklichen Sex mehr. Sie gibt mir sehr oft das Gefühl, dass sie mich liebt und auf meiner Seite steht. Sie redet oft davon, wie sie sich das Leben mit mir im späteren Alter vorstellt. Nur kommt es beim Thema Finanzen oft zu Streitereien. Auf das Thema Sex meinte sie, dass sie sich oft wie der Mann in der Beziehung fühlt. Z.B. kleine Entscheidungen wo wir essen wollen, was wir machen und Finanzen. Ich möchte eine schöne Zukunft mit ihr haben, mache ihr oft Geschenke. Aber ich mache mir viele Sorgen, über die finanziellen Aspekte. Ich solle das ganze ebenfalls als Motivation sehen, noch mehr Geld zu verdienen. Natürlich möchte ich Jobtechnisch weiter aufsteigen. Aber das wird nicht von heute auf Morgen kommen. Habt ihr einen Rat für mich? Viele Grüße
Unsere Antwort
Deine Freundin hat ein anderes Rollenbild als Du. In ihrer Welt scheinen die Männer immer noch die Ernährer der Familien zu sein. Die Frauen wären dann die, die ernährt werden müssten. Später kämen dann die Kinder dazu. Diese traditionelle Rollenverteilung aus dem 20. Jh. ist mindestens in Europa überholt. Inzwischen werden Frauen und Männer als gleichberechtigt und gleichgestellt angesehen (Grundgesetz Art. 3 Absatz 2). Die Umsetzung der Gleichstellung dauert aber noch an.
Dass Frauen für ihre materielle Existenz selbst verantwortlich sind, kann man dem Unterhaltsgesetz, dass seit 2008 gilt, entnehmen. Unterhalt muss zwar erst nach einer Trennung geregelt werden. Man kann aber aus dem Gesetz ablesen, dass von beiden Partner*innen erwartet wird, dass sie ihre Existenzsicherung unabhängig voneinander und eigenständig regeln.
Ihr beide wollt eine Familie gründen. Und da ist es wie bei einer Firmengründung. Ihr müsst euch Gedanken machen, wie ihr die Existenz der Firma absichert. Deine Freundin hat klare Forderungen, was du beitragen solltest. Du bist dazu weitgehend bereit, schätzt aber richtigerweise deine finanziellen Möglichkeiten ein. So kommt es zu deinem Angebot: «Ich bin bereit der Hauptverdiener zu sein. Ich trage bei, was ich kann. Ich bin nicht bereit, alles zu bezahlen.» Jetzt musst du wohl weiter verhandeln und überlegen, welche Bedingungen du stellen willst und was du zusagen kannst. Klären solltest du auch, ob die Forderung deiner Freundin auch für alle späteren Kosten gelten: Kinder, Kinderbetreuung, Ausbildung, Hausbau, Altersversorgung etc.?
Verstehe ich deine Frage zum gemeinsamen Sex richtig? Zeigt sich auch hier, dass deine Freundin von einem Mann die meisten Entscheidungen erwartet? Du müsstest mehr bestimmen, wo ihr essen geht, was ihr macht und auf jeden Fall bezahlen? Dann hätte sie mehr Lust auf Sex mit dir?
An unserer Antwort und den Fragen merkst du wohl: Wir raten dir, genau das, was du bereits tust. Nimm deine Sorgen ernst und überlege, welche Bedingungen du annehmen kannst. Was du dir nicht zutraust oder was du nicht möchtest, solltest du dir nicht aufladen. Aber besprich es unbedingt mit deiner Freundin. Sie kann dann merken, wie ernst es dir ist. Das wäre eine gute Grundlage für eine Einigung. Vielleicht helfen dir auch unsere Kapitel «Beziehungen eingehen» und «Tipps für...Liebesbeziehungen» weiter.
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