Liebes Lilliteam,
seit der Geburt meines Sohnes hat sich "das Verhältnis" zu meinem Geschlecht (und der Brust) stark verändert. Es war eine vaginale Geburt und die Geburtsverletzungen waren gering und haben auch keine Probleme bereitet. Ich empfinde zwar ein mir neues positives Gefühl gegenüber meinem Körper durch die Leistung der Schwangerschaft und Geburt, aber dazu passen für mich nun keine sexuellen und erregenden Gefühle. Ich habe gelesen, dass das Schwangeren und auch den werdenden Vätern oft so geht. Aber ich habe angenommen, dass sich meine Beziehung zu meinem Körper nach der Schwangerschaft wieder normalisiert.
Sollte ich abwarten und wird es besser werden, wenn ich nicht mehr stille? Haben auch andere Frauen ein solches Problem nach der Geburt? Wie kann ich diesen innerlichen Widerstand verändern, mich wieder selbst sexuell zu berühren oder von meinem Partner berührt zu werden?
Besonders unwohl fühlt es sich an etwas einzuführen. Ich verstehe aber selbst nicht, warum dies für mich nun so negativ besetzt ist. Ich habe natürlich gemerkt, dass die Vagina sich nun weiter anfühlt, das nehme ich aber eigentlich als positiven Nebeneffekt der Geburt wahr, weil es mir zuvor manchmal schwer gefallen ist mehrere Finger etc. aufzunehmen. Wie kann ich lernen, dass mein Körper wieder mir gehört und sich Sexualität und Erregung nicht so falsch anfühlen? Ich mache auch regelmäßig Übungen für den Beckenboden, aber auch das fühlt sich nicht erregend an. Kann es an den Hormonen durch das Stillen liegen, dass ich so fühle? Von anderen Müttern höre ich, dass sie (wieder) ein verfülltes Sexualleben haben, dadurch frage ich mich umso mehr, was mit mir nicht stimmt.
Außerdem möchte ich gerne wissen, ob es in Ordnung ist Sexualität mit dem Partner zu haben, während das Baby mit im Schlafzimmer in seinem Bettchen ist oder sollte man das auch schon bei einem Baby strikt trennen?
Unsere Antwort
Viele Frauen kennen das, dass nach der Geburt und in der neuen Rolle als Mutter Sexualität einen neuen Stellenwert hat und auch das Körpergefühl verändert ist. Das muss aber nicht so bleiben. Du kannst dein ganzes Leben sexuell dazulernen.
Wenn ich dich richtig verstehe, hast du bereits einige Zeit abgewartet bevor du uns geschrieben hast. Oder wie lange ist die Geburt deines Sohnes her?
Du schreibst, du weisst nicht, weshalb Sexualität nun so negativ besetzt ist für dich. Dem könntest du weiter auf die Schliche gehen. Liegt es an moralischen Zeigefingern, dass man das als Mutter nicht macht? Du könntest aber auch investieren in eine wieder positiv besetzte Sexualität. Dann werden solche moralischen Überzeugungen und andere Hindernisse erfahrungsgemäß von allein weniger.
Mich würde dazu zunächst folgendes interessieren, um dir weiterhelfen zu können: Woraus hast du vor der Schwangerschaft Futter für deine sexuelle Erregung gezogen? Was davon kannst du reaktivieren?
Du lernst, dass dein Körper wieder dir gehört, indem du diese Erfahrung mit dir selbst machst. Fang am besten an mit den Dingen, die dir leichter fallen. Also nimm zum Beispiel nicht direkt einen Finger auf, sondern fang zunächst damit an, deine Brüste in wohliger Umgebung mit Öl zu massieren. Oder lege jeden Morgen eine Hand auf die Vulva. Oder massiere eine andere Körperstelle, die sich einfach gut anfühlt. Du kannst auch mit erotischem Material nachhelfen, um die sexuelle Erregung auszulösen, mit der du dann weiter spielen kannst.
Mich würde auch interessieren wie hoch dein Stresslevel ist. Womöglich musst du im Vergleich zu früher zunächst etwas runterfahren durch eine Massage oder ein warmes Bad, bis sich sexuelle Erregung einstellen kann.
Prolaktin kann in der Tat die Lust auf Sex etwas hemmen. Das soll dich aber nicht davon abhalten, die Lust wieder zu wecken. Es braucht höchstens ein bisschen mehr Futter, damit deine sexuelle Erregung in Fahrt kommst.
Ja, es ist in Ordnung sexuelle Begegnungen mit dem Partner zu haben, wenn das Baby mit im Schlafzimmer ist. Sexualität gehört seit vielen Jahrhunderten zum Familienalltag. Früher war das aufgrund beengter Wohnverhältnisse eher die Normalität als die Ausnahme. Macht euch deshalb keine Sorgen. Dass ihr euch über die Folgen für euer Baby Gedanken macht, zeigt ja bereits, dass euch ein grenzwahrender Umgang wichtig ist.
Schau mal, wie diese Gedanken bei dir ankommen und ob du damit ein Stück weiterkommst. Du kannst uns auch wieder schreiben. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.
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