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Frage Nr. 28584 von 15.01.2020

Hallo liebes Lilli Team,

ich habe schon Frage 28482 gestellt. Mich treibt noch etwas um: die Vulvodynie schränkt meine Sexualität ja schon ziemlich ein. Ich habe mich in letzer Zeit oft gefragt, ob es ohne die entsprechenden körpereigenen Hormone und Botenstoffe, die nur beim Sex ausgeschüttet werden, überhaupt so etwas wie eine richtige Beziehungsliebe und Bindung geben kann. Weil ich kann ja selbst kaum körperliche sexuelle Gefühle fühlen. Denn Liebe ist ja eigentlich etwas rein biologisches und hormonelles, ein "sich riechen können", ein genetisch kompatibel sein. Vielleicht bin ich dann ja gar nicht mehr in der Lage, richtig und echt zu lieben, ob in einer bestehenden Beziehung oder wenn man jemanden neuen kennenlernt?
Was meint ihr dazu? Vielen Dank für eure Antwort.

Unsere Antwort

Ich kann dich da beruhigen: Sex und körperliche sexuelle Gefühle sind überhaupt keine Voraussetzung für richtige und echte Liebe. Es gibt keine Hormone und Botenstoffe, die nur in der sexuellen Erregung ausgeschüttet werden. Du sprichst ja selbst von «genetisch kompatibel», also wenn das Erbgut so zusammenpasst, so dass man einander «riechen kann». Das passiert völlig unabhängig davon, ob man nun Sex hat oder nicht.

Überdies solltest du Liebe und Verliebtheit unterscheiden. Verliebtheit ist ein stark von Hormonen und Botenstoffen unterstützter Zustand – Liebe nicht. Bitte lies dazu diesen Text über die Verliebtheit und diesen Text über die Liebe.

Vielleicht fragst du dich, weil du deinem Freund gegenüber nicht die Gefühle hast, die du erhoffst. Da müsste man allenfalls mal die Beziehung genauer anschauen.

Übrigens wärest du überrascht, wenn du eine Sonde in deiner Scheide hättest, die tagaus – tagein misst, ob da irgendwann sexuelle Erregung ausgelöst wird. Das passiert nämlich bei Frauen mehrmals täglich. Bei Männern auch. Männer spüren das aber viel besser, weil sie das viel schneller merken, wenn Blut in ihren Penis einströmt. Also: Auch wenn du sexuelle Erregung nicht spürst, ist sie trotzdem da. Das geht gar nicht so wenigen Frauen so.

Du kannst lernen, sexuelle Erregung besser zu spüren. Dein Gehirn verbindet zurzeit vermutlich sehr vieles oder gar alles, was du im Geschlecht spürst, mit Schmerzen. Das ist auch eine Lerngeschichte. Du könntest gezielt daran arbeiten, dem Gehirn wieder beizubringen, dass da auch angenehme, lustvolle Wahrnehmungen sein können. Das wäre allenfalls ein guter Grund, eine Sexualtherapie zu machen.

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