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Frage Nr. 33550 von 08.09.2021

Ich hatte 2018 eine Affäre mit meinem vorgesetzten (der eine Freundin hat, mittlerweile 2 Kinder) welche immer wieder aufgeblüht ist. Ich bin viel gereist und habe ihn daher lange nicht gesehen zwischendurch. Das prickeln zwischen uns ist immer geblieben.
Nun führe ich eine Beziehung seit fast 2 Jahren (was die zeit ist in der ich ihn nicht gesehen habe bis letztes Wochenende).

In der Zwischenzeit bin ich schwer krank gewesen und daher seit über einem Jahr nur in Rehakliniken. Mein Freund hat immer zu mir gestanden und ist für mich meine Zukunft. Allerdings habe ich nun meinen vorgesetzten nach so langer Zeit wiedergesehen und spüre immer noch eine gewissen Anziehung und prickeln, was mich sehr verunsichert. Ich möchte keine Beziehung mit ihm führen, noch meinen Freund verlassen, doch in unserer Fernbeziehung fehlt mir die körperliche Nähe und ich spüre dass ich immer noch Gefühle für meinen vorgesetzten habe. Aber mich irritiert es für beide so empfinden zu können, bin ich polyamor?

Ich vermute mit fehlt es mich lebendig und attraktiv zu fühlen, durch meine lange krankheitsphase. Und ich denke mir fehlt es einen selbstbewussten Mann mit standing zu spüren, da mein Freund grade in einer sehr schweren Phase ist. Aber auch er war in meinen schweren Phasen an meiner Seite und ich fühle mich schon furchtbar diese Gedanken im Kopf zu haben. In meiner Beziehung ist uns Ehrlichkeit unser höchstes Gut, aber ich mag meinen Freund nicht verletzen. Wie soll ich mit der Situation umgehen und was soll ich ihm sagen?

Zudem habe ich vor kurzen mich als Bisexuell geoutet bei ihm und habe auch in diesem Bereich Lust mich auszuprobieren und mich selbst besser kennenzulernen.

Anfang des Jahres hatte mein Freund mal mit mir über dieses Thema geredet weil es für ihn ebenso schwer war keinen Sex zu haben über mehrere Monate (da ich in Rehakliniken war nach der Erkrankung und ihn nicht besuchen konnte, und er mich auch nicht durch seine Visumschwierigkeiten)

Nun bin ich aus der Reha raus und kehre langsam und as Leben zurück. Gestern habe ich mit meinem Freund erneut gesprochen und bemerkt dass es für ihn nicht mehr so ein starkes Bedürfnis gibt mit anderen Menschen etwas zu haben (was wir übrigens nicht ausprobiert haben). Nun habe ich dieses Bedürfnis, da ich frisch aus der Reha bin und mich lebendig fühlen möchte und weil da immer noch etwas ist zwischen mir und meinem vorgesetzten.

Mein Freund ist jedoch grade in einer schwierigen Phase, er hat seinen Job durch Corona verloren und muss seine Visumpapiere regeln (wozu wir eine eingetragene Partnerschaft machen möchten).

Wenn ich bei ihm bin fühle ich mich so frei als kann ich alles schaffen und machen und wenn ich dann wieder zuhause bin und er so weit weg fühle ich mich fast schon eingesperrt.

Trotzdem weiß ich auch dass mein vorgesetzter mich schon sehr verletzt hat (allerdings weil ich mir eine Beziehung mit ihm erträumt hatte und mich zu sehr reingesteigert hatte) und habe angst davor wieder verletzt zu werden.

Ich habe große angst meinen Freund zu verlieren wenn ich ihm sage dass ich noch für meinen vorgesetzten empfinde und wahrscheinlich Polyamor bin, aber merke dass ich mich selber verletze aktuell.

Unsere Antwort

Du denkst darüber nach, wieder Sex mit deinem Vorgesetzten zu haben, ohne deinen Freund darüber zu informieren. Das würde bedeuten, du hast eine Affäre oder eine Aussenbeziehung. Über die Möglichkeit einer „offenen Beziehung“ müsstest du mit deinem Freund erst sprechen.

Du nimmst an, polyamor zu sein. Polyamorie bedeutet: verantwortungsvoll, ehrlich und offen mehrere verbindliche Liebesbeziehungen leben. Sexualität steht in diesen Liebesbeziehungen nicht im Vordergrund.

Polyamorie funktioniert am ehesten, wenn alle Beteiligten dieser Lebensform aus einem echten, eigenen Bedürfnis zustimmen. Das geht nicht ohne Kommunikation. Für Menschen in polyamoren Beziehungen ist miteinander Reden besonders wichtig.

Denn notwendig ist, Bedürfnisse und Grenzen von drei oder mehr Menschen wahrzunehmen, zu verstehen und zu akzeptieren. Vereinbarungen und Spielregeln müssen miteinander gefunden und ausgehandelt werden. Schätze mal ein, wie bereit dein Freund oder dein Vorgesetzter für eine Poly-Beziehung wären.

Du nimmst noch einen weiteren Grund für deinen Wunsch an. Du möchtest dich nach überstandener langer Krankheit lebendig fühlen. Dafür siehst du einen möglichen Weg in der Sexualität. Ich empfehle dir, gut abzuwägen, ob Sex mit deinem Vorgesetzten dein Bedürfnis nach Lebendigkeit erfüllen kann. Denn du schreibst auch, dass diese Affäre bereits schmerzhaft und enttäuschend für dich war.

Du denkst über eine eingetragene Partnerschaft mit deinem Freund nach. Ihr plant eine gemeinsame Zukunft. Momentan könnt ihr eure gemeinsame Sexualität nur selten ausleben. Ihr habt euch schon über euer Bedürfnis nach Sexualität unterhalten. Ich empfehle dir, diese offenen Gespräche fortzusetzen. Solltest du mit deinem Freund zusammenziehen, dann fängt die Zeit für eure gemeinsame lebendige Sexualität wahrscheinlich erst an. Sprecht auch offen über eure Erwartungen an eine Beziehung.

Du schreibst, du möchtest dich ausprobieren, um dich besser kennenzulernen. Damit gibst du dir schon selbst eine Antwort darauf, welchen Weg du jetzt einschlagen könntest. Sei ehrlich mit dir selbst. Auf Bedürfnisse zu verzichten, ist auf Dauer keine Lösung. Lass dich nicht von Verlustängsten steuern.

Erlaube dir auch darüber nachzudenken, wie viel dein Freund oder dein Vorgesetzter überhaupt zu deinem Wunsch nach Lebendigkeit beitragen können. Wie lebst du Sexualität mit dir selbst? Womit oder wobei kannst du dich noch lebendig fühlen?

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