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Frage Nr. 33894 von 24.10.2021

Hallo ich bin weiblich, 27 Jahre alt. Ich bin alkoholabhängig aber seit einer 6monatigen stationären Langzeittherapie 2019 lebe ich abstinent.

Ich habe seit 8 Monaten eine Beziehung die anfänglich einfach nur traumhaft war, ich hatte davor eine schlechte Erfahrung durch Gewalt gemacht. Es ging bei uns alles sehr schnell wir wohnen seit Tag 1 zusammen und sind schon nach 8 Tagen seit dem ersten Treffen zusammengekommen.

Ich weiß nicht, was mit mir los ist, als wäre ich der totale kontrollfreak geworden .. Ich möchte alles wissen am liebsten mit genauen Zeiten .. auf was ich mich wann einzustellen habe. Nicht im Bezug darauf das ich ihm nicht vertraue, denn das tue ich, so sehr das ich sogar sagen würden, das er mich niemals betrügen würde, da bin ich mir sehr sicher warum auch immer..

Es ist eher so das ich immer alles genau so haben möchte, wie ich es für richtig empfinde und alles muss ich unbedingt selber machen .. nicht weil ich denke, das andere es nicht können, aber so kann ich mir sicher sein, das ich das ja alles selbstgemacht habe und welche Fehler passiert sind .. ganz komisch .. das führt zu sehr viel Streit und wutausbrüchen meinerseits als wäre ich richtig "diskussionsgeil" ich finde dann einfach kein Ende .. ständig kritisiere ich ihn und danach tur es mir sooo leid aus jeder Mücke mache ich einen Elefanten.

Wie kann ich entspannter werden damit es endlich aufhört?

Unsere Antwort

Ich kenne nur deine Sicht der Dinge und kann daher nur auf das eingehen, was du hier beschreibst. Du schreibst so, als gäbe es keinen nachvollziehbaren Anlass für dein Kontrollbedürfnis. Du siehst die komplette Verantwortung bei dir. Ob das tatsächlich so ist, kann ich nicht beurteilen.

Statt dich für dein Verhalten zu verurteilen oder zu schämen, könntest du der Sache auf den Grund gehen. Was versuchst du mit der Kontrolle zu erreichen?

Es klingt, als würdest du versuchen, durch dein Verhalten Sicherheit herzustellen. Kontrolle verspricht auch erstmal Sicherheit. Aber du merkst selbst, dass es dir und deiner Beziehung nicht gut tut. Und wahrscheinlich bleibt auch trotz aller Kontrolle das entspannte Gefühl von Sicherheit aus.

Jetzt fragst du dich zu Recht, wie du entspannter sein kannst. Du sehnst dich vielleicht nach dem Gefühl «Alles ist gut». Wie könntest du dich beruhigen statt durch Kontrolle? Da gibt es zum Beispiel verschiedene körperliche Techniken. Wir empfehlen zur Beruhigung zum Beispiel die Bauchatmung, das heisst vor allem langes Ausatmen. Falls dich solche Techniken noch mehr interessieren, empfehlen wir dir auch das Buch «Der Selbstheilungsnerv: So bringt der Vagus-Nerv Psyche und Körper ins Gleichgewicht» von Stanley Rosenberg. Du kannst auch mal schauen, was du auf Youtube unter den Suchbegriffen "Selbstberuhigung" oder "Selbstregulation" findest.

Du kannst mit der Zeit lernen, dich anders zu verhalten. Statt die Kontrolle im Aussen zu suchen, lernst du, deine Emotionen zu regulieren. Vielleicht hast du dazu auch schon einiges in deiner Therapie gelernt. Denn auch bei einer Alkoholsucht kann es gut sein, dass der Alkohol dazu dient, Emotionen zu regulieren. Vielleicht könntest du dir Unterstützung suchen, neue Wege zum Regulieren zu finden.

Liebesbeziehungen, besonders mit gemeinsamem Wohnraum, können sehr herausfordernd sein. Da ist es eine gute Idee, wenn du lernst, deine Emotionen zu regulieren. Warum das so wichtig ist, beschreiben wir auch in unserem Text Wieso ist Eigenständigkeit wichtig für eine gute Liebesbeziehung?.

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