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Frage Nr. 34757 von 19.03.2022

Guten Tag,

Ich bin w, 47, seit über zehn Jahren in einer Beziehung mit einem verheirateten Mann. Seine Frau weiß Bescheid, eine Trennung stand nie im Raum, insofern wusste ich, dass manches nicht geht.

Zunächst waren wir "nur" befreundet und das war sehr intensiv, später kam Sex dazu. Sex mit ihm zu haben ist sehr schön, ich habe das so noch nie erlebt. Das für mich zentrale Problem ist, dass es viel zu wenig dazu kommt. Wir verhüten mit sensiplan, wobei wir in der fruchtbaren Zeit keinen Sex haben auch nicht mit Kondom. Heißt von etwa vier Wochen kommen zwei in Frage. Dies war für uns ok oder ein Kompromiss... Allerdings ist es so, dass auch in den zwei Wochen wo Sex möglich wäre, es nicht oder lediglich ein bis zwei Mal dazu kommt. Mir ist das deutlich zu wenig.

Ich habe es versucht mit Gesprächen, Bitten, Versuche ihn nicht zu drängen, es ihm "schmackhafter" zu machen, es gab Resignation, es gab Verachtung für mich und meinen Wunsch nach "zu viel" Sex. Es führte allenfalls zu Streit und Stress in der Beziehung, aber nicht zu mehr Sex. Nur - ohne Sex ist die Beziehung für mich nicht mehr vorstellbar. Und das weiß er. Er sagt, er will den Sex auch. Zugleich habe ich den Eindruck, der "Preis", den ich dafür zahlen muss, erhöht sich ständig. Und die Angst, irgendwann demnächst nicht mehr "zahlen" zu können macht mich mürbe. Ich habe PMS-Symptome und dazu gesellt sich dann öfter noch das Gefühl mit Einsetzen der Menstruation von regelrecht ausgebluteter Hoffnung auf mehr.

Wobei ich denke, es ist nicht nur das Problem, dass ich "ständig" Sex will oder es nur darum geht. Selbstbefriedigung spielt für mich keine große Rolle. Es geht auch um Körperlichkeit, Zärtlichkeit, Berührung. Und das gibt es in dieser Beziehung lediglich im Rahmen von Sex. Es gibt also vielleicht wenn es hoch kommt, zwei Mal pro Monat Sex mit Berührung und die restliche Zeit - je nach Zyklus folgen dann zwei oder drei Wochen ohne Berührung. Das halte ich kaum aus. Und ich will es auch nicht, wenn ich nur immer die bin, von der Versuche nach einer Berührung/Umarmung... ausgeht, die er manchmal über sich ergehen lässt und ihm manchmal auch gefällt.

Er sagt, er will nicht nur Sex. Verstehe ich. Ich auch nicht. Wir sehen uns drei bis vier Mal pro Woche, treffen uns zu Spaziergängen oder auch mal bei ihm im Büro und tun das, was er will: reden. Das will ich bis zu einem gewissen Punkt auch. Aber nicht ständig und nicht nur. Manchmal denke ich ich bin leergeredet, habe genug von Seelen-Striptease und auch davon, worüber ich nicht reden sollte, über die Arbeit etwa oder Corona.

Ich versuche, zu kompensieren. Ich mache Dinge für mich, Yoga, Sport, höre Musik... Da wir nicht zusammen leben gibt es ausreichend Raum dafür.

Abends liege ich im Bett und nehme mich selber in den Arm. Und es macht mich traurig, dass da keiner ist. Ich versuche, mich selber zu streicheln, übers Gesicht oder die Hände - und es bleibt nichts als traurige Sehnsucht.

Wie kann ich ohne Sex/Zärtlichkeit leben? Kann ein Mensch ohne Berührung ein erfülltes Leben haben?

Es war mal etwas sehr Besonderes zwischen uns, das macht das Aufgeben schwer und auch, dass er so viel riskiert hat für unsere Beziehung, seine Ehe aufs Spiel gesetzt.

Ich bin ein Mensch mit emotionalen Bedürfnissen. Er offenbar mit eher "geistlichen". Ich spüre Liebe über Zärtlichkeit und Zuwendung, er offenbar anders.
Kann es da eine Lösung geben?

Haben Sie einen Rat für mich?

Unsere Antwort

Ich kann verstehen, dass dich diese Art von Beziehung mürbe macht. Du bekommst nicht das, was du dir wünschst.

Wenn ich deine Beschreibung lese, stelle ich mir die Frage, wieso du dich auf die Beziehung zu diesem verheirateten Mann beschränkst. Wenn ich mir ein Bild von dir mache, bist du eine freie Frau. Eine freie Frau, die sich aktiv auf den Weg machen kann, das Leben zu leben, dass sie sich wünscht. Was hält dich auf? Was sind eure Vereinbarungen und passen die noch für dich?

Ich stolpere über ein paar Sätze:

"Es geht auch um Körperlichkeit, Zärtlichkeit, Berührung. Und das gibt es in dieser Beziehung lediglich im Rahmen von Sex." Entscheidet er das? Wieso?

"Manchmal denke ich ich bin leergeredet, habe genug von Seelen-Striptease und auch davon, worüber ich nicht reden sollte, über die Arbeit etwa oder Corona." Wo setzt du deine Grenzen? Wann redest du mehr als du eigentlich willst? Was würde passieren, wenn du dich anderen Dingen zuwendest, sobald du keine Lust mehr auf Reden hast?

Ich glaube, es gibt noch einiges an Spielräumen für dich zu entdecken. Diese Beziehung klingt ein bisschen wie ein Käfig, der dich gefangen hält in einer Unzufriedenheit. Mein Impuls ist, dich auf eigenen Füssen zu sehen als starke attraktive Frau, die sehr gut spürt, was sie braucht. Schau dazu bitte auch in unsere Texte Wieso ist Eigenständigkeit wichtig für eine gute Liebesbeziehung? und Ich will eine andere Art von Beziehung – was tun?.

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