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Frage Nr. 35607 von 09.09.2022

Guten Abend
Nach der Diagnose Prostatakrebs musste die ganze Prostata entfernt werden. Dadurch wurden auch Nervenbahnen geschädigt, was dann Erektionsstörungen nachzieht. Nun was kann man unternehmen, dass die Nervenbahnen wieder aktiv sind und eine Erektion wieder möglich ist?

Unsere Antwort

Du möchtest wissen, welchen Beitrag du selbst leisten kannst, um nach Prostataentfernung wieder Erektionen zu haben.

Mir ist noch nicht klar, wie bei dir operiert wurde. In den meisten Fällen kann nervenschonend operiert werden – da dabei die Nerven berührt werden, sind diese sogenannt "beleidigt", das heisst, sie versagen ihren Dienst. Damit kommt der Nervenimpuls, der die Erektion auslöst bei den zuleitenden Blutgefässen nicht an und diese bleiben verschlossen. Eine Erholung der Nerven kann bis zu zwei oder drei Jahre dauern.

Wie weit war die Krankheit ausgedehnt? Mussten die Nerven durchtrennt werden, um die Erkrankung zu heilen? Dann ist eine Wiedererlangung der Erektion nur mit entsprechenden Hilfsmitteln möglich (zum Beispiel mit einer Vakuumpumpe oder Injektion in den Schwellkörper). Erkundige dich bitte bei deinem Urlogen, ob bei dir nervenschonend operiert werden konnte und welche Möglichkeiten zur Unterstützung der Erektion für dich zur Verfügung stehen.

Unter Urolog*innen gibt es derzeit Uneinigkeit, ob wegen Versagen der Nerven längerfristig ein Funktionsverlust der Schwellkörper droht. Um diesem Risiko vorzubeugen, solltest du sowohl nach nervenschonender wie auch nach nicht nervenschonender Operation regelmässig ein Schwellkörpertraining machen, sprich regelmässig zu Erektionen kommen, zum Beispiel mit Vakuumpumpe und/oder anderen Hilfsmitteln. Dein Urologe kann dich zu den Möglichkeiten beraten.

Auch ein qualifiziertes Beckenbodentraining kann sich für Dich auf jeden Fall lohnen – hier ist für den Blutfluss besonders zentral, sowohl Anspannung wie Entspannung zu trainieren. Deine Erektion braucht gute Durchblutung und Gespür. Beides kannst du beeinflussen. Bitte lies dazu auch unseren Text Erektionsprobleme: Was kann ich tun? Und um die Zeit bis zur Erektion zu überbrücken, empfehlen wir dir auch unseren Text Erektionsstörung: Wenn nichts mehr geht... geht noch was?

Auch mit Hilfsmitteln ist eine schöne Sexualität wieder möglich, es braucht aber dazu deine Bereitschaft, dran zu bleiben, zu probieren und zu trainieren. Dazu kann auch gehören, dich vorerst einmal von der Sexualität, die du vor der Erkrankung gelebt hast, zu verabschieden, und dich auf eine Neuentdeckungsreise zu begeben. Wichtig ist auch, dass unabhängig von der Erektion die Orgasmusfähigkeit, die Genussfähigkeit, überhaupt die Fähigkeit und das Bedürfnis für Liebe und körperliche Nähe gleichermassen vorhanden bleiben. Bleib also dran, es lohnt sich!

Oft ist eine fachliche Begleitung in diesem üblicherweise längerdauernden Prozess sinnvoll. Dafür kommt dein Urologe sowie zusätzlich eine onko-sexologische oder sexologische Fachperson in Frage. Im Buch «Prostatakrebs – der Therapiebegleiter für Paare» von Akoa, Burger, Otto im Trias Verlag, findest du umfassende Informationen. Die Broschüren der Krebsliga (CH) bzw. des Krebsinformationsdienstes (D) geben einen kurz gefassten Einblick.

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