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Frage Nr. 35679 von 26.09.2022

Hallo Lilli,
ich bin die Fragestellerin von 35583. Diese Angst mit der Schieflage hat schon richtig lange in mir geschwelt. Eure Antwort war anders, als was ich sonst so gehört hab und hat echt viel in mir bewirkt, danke dafür. Ich fühle mich jetzt etwas sicherer und das hält auch schon etwas an, das Gefühl.

Und ihr habt auch etwas angesprochen, was ich auch immer schon verdränge. Dass ich mir eigentlich wünschen würde, es sei etwas "Richtiges". Auch wenn ich sagen muss, ich empfinde meinen Freund/Kumpel oft als zuverlässiger und zugewandter als ich das bei den "richtigen Pärchen" in meinem Umfeld beobachte...

Mir fehlt das Gefühl, dass er sagt: du bist es wert sich festzulegen. Ich habe vor, meine Zukunftsplanung mit dir abzustimmen. Ich warte nicht auf jemand anders, der meine Kriterien besser erfüllt oder das in mir weckt, was meine verrückte erste Liebe in mir ausgelöst hat. Natürlich nicht wörtlich, aber dass das auch verbal dahintersteht wünsche ich mir.

Seine Handlungen sind zwar in die Richtung konsistent, aber ich erwarte immer noch, dass sich das plötzlich ändert und ich erkennen muss, ich habe als Frau doch nicht seinen Kriterien entsprochen und jetzt kommt eine Frau, die das hat was er sucht. Ich möchte nicht nur hören dass ich sehr lieb gehabt werde und dass es so schön sei, dass ich da bin. Ich möchte die Intention des anderen hören, mich in sein Leben zu lassen.

Aber ich hab mir immer verboten dran zu denken- im Grunde bin ich ja sowas wie eine Affäre, Oder eine Freundschaft plus/doppelt plus... oder Mingle.... Und aus eine Affäre wird nie eine Partnerin, vor allem nicht nach so vielen Jahren. Das steht überall in Foren und Artikeln.
Denn indem ich mich auf das Arrangement einließ, habe ich ja meinen Wert abgegeben. Ich habe nicht gezeigt, ich bin was wert, ich habe den Wert einer Partnerin, sondern habe mich "für sowas" hergegeben. Damals wusste ich ja noch nichtmal, dass das so eine schöne exklusive Freundschaft werden wird.
Ich habe nicht die Mentalität gezeigt, dass ich der Preis sei, den es zu gewinnen gibt.

Weiterhin- er bekommt von mir ja alles, was er auch in einer Beziehung bekäme. Es gäbe glaube ich nichts, was er dann von mir emotional und auch anders mehr bekommen würde als jetzt. Wieso sollte er dann eine Verpflichtung eingehen? Er kann ja alle Benefits einer Beziehung auch so haben, ohne die negativen Aspekte einer Partnerschaft. Wo ist da noch ein Anreiz? Im Gegenteil, er würde mit einer richtigen Beziehung sogar noch mehr mit meiner labilen Gesundheit ein Risiko für sein Leben eingehen.
Das steht auch viel im Internet- gib ihm nicht alles, bevor er dir die Beziehung zusagt, denn sonst hat er ja keinen Anreiz mehr, mit dir einen Schritt weiter zu machen...

Insofern habe ich so viel falsch gemacht, das sich nach so vielen Jahren bestimmt nicht mehr ändern lässt. Meine Rolle, meine Position. Zumindest so wie ich sie innerlich manchmal empfinde, ich glaube nämlich, er denkt gar nicht so.
Ich denke nicht, dass ich mich jemals trauen werde, das anzusprechen. Ich möchte nichts kaputt machen und fühle mich aufgrund meiner Gesundheit nicht in einer Position der Stärke.

Aber wie kann ich einen besseren Umgang mit diesem unerfüllten Wunsch nach "Sicherheit" finden?
Im Grunde spüre ich im zwischenmenschlichen eine große Sichereit und Verlässlichkeit von ihm, auch dass er mich wirklich sehr lieb hat. Aber an mir nagt immer mehr dass ich mir auch die verbale Bestätigung wünsche.
Denn es kommen immer wieder Zweifel, ob ich das nicht doch falsch interpretiere und die Sicherheit die ich innerlich spüre nur eine Illusion ist... Dass einfach nicht die Gefühle in ihm auslösen kann, die seine Exfreundinnen konnten und deshalb dieser Kategorie nicht wert bin.

Dankeschön, ich habe schon viel von den Texten auf eurer Seite profitiert!

Unsere Antwort

Es freut mich, dass dir unsere Antwort geholfen hat.

Du hast offenbar viel gelesen zu deiner Situation. Dadurch kommst du zu der Schlussfolgerung, du hättest etwas falsch gemacht, was du nicht wieder rückgängig machen kannst. Ich sehe das anders. Du kannst im Vorhinein nicht wissen, welche Entwicklungen passieren werden. Und du hast deinen Wert nicht abgegeben.

Dein Wert liegt fest verankert in dir und du kannst ihn dir immer wieder in Erinnerung rufen. Das ist übrigens eine sehr wichtige Zutat für gute Beziehungen. Es macht Sinn, dass du in der Lage bist, deinen Wert selbst in dir zu entdecken. Das ist vor allem dann wichtig, wenn die andere Person dir gerade keine Bestätigung gibt. Zum Beispiel im Streit oder wenn ihr unterschiedliche Dinge wollt. Dich könnte dazu auch unser Text Ich will eine andere Art von Beziehung – was tun? interessieren.

Ich lese in deiner Beschreibung erstmal viele Gedanken, die du dir machst. Du weisst nicht, was wirklich in seinem Kopf vorgeht. Vielleicht denkt er gar nicht so schlecht von dir wie du glaubst. Deine Gedanken könnten mehr darüber aussagen, was du denkst. Oder darüber, wovor du Angst hast.

Du hast jederzeit die Möglichkeit, ihm zur Verfügung zu stellen, wie es dir geht und was eure Beziehungskonstellation mit dir macht. Nur wenn du das sagst, was du wirklich willst, könnt ihr eine gute Lösung finden. Vielleicht macht sich durch ein offenes Gespräch, bei dem du deine Wünsche offen sagst, die Tür auf zu einer ganz anderen Möglichkeit.

Natürlich hast du nicht in der Hand, was er mit deiner Aussage anfängt. Es ist eine Frage, worin du deine Energie investieren möchtest: In das Klarkommen mit deinem unerfüllten Wunsch oder in den Mut für deine Wünsche einzustehen? Es kann gut sein, dass du dich für die Sicherheit entscheiden möchtest. Das ist okay.

Wenn du dich dafür entscheidest, den Mut aufzubringen, für deine Wünsche einzustehen, muss das trotzdem keine Hauruck-Aktion werden. Es erfordert, dass du einen Umgang mit deiner Angst findest. Du könntest dir vorher schon überlegen, wie du gut für dich sorgen kannst, wenn eure Verbindung erstmal wackelt und nicht mehr so stabil erscheint. Anregungen dafür findest du in unserem Text Wie beruhige ich mich selbst? Lass dir die Zeit, die du brauchst.

Ich möchte hier auch nochmal wiederholen, was wir bereits in der vorherigen Antwort geschrieben haben: "Ich finde, deine Krankheiten sind überhaupt keine Rechtfertigung, dass du deine Wünsche zurückhalten musst."

Du hast in deiner letzten Frage erwähnt, dass du in Psychotherapie bist. Ich finde, dein*e Psychotherapeut*in wäre eine gute Unterstützung für diesen Prozess. Du kannst im Gespräch schildern, womit du haderst und Unterstützung bekommen auf deinem Weg zu einem guten Selbstwertgefühl. Denn du bist wertvoll, attraktiv und liebenswert. Und mit etwas Übung, wirst du das dir gegenüber auch spüren können.

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