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Frage Nr. 36335 von 02.02.2023

Liebes Lilli-Team,

Ich bin mit meiner Freundin seit 3 Jahren zusammen. Sie hat eine Angst- und Panikstörung, ist deswegen oft gereizt und streitet auch noch gerne.

Dabei hat sie einen Ton drauf den ich ihr gegenüber nicht anwenden würde, weil ich so ein paradoxes schlechtes Gewissen habe, dass ich mich gerne behaupten möchte, aber sie irgendwie in ihrer Gleichberechtigung unterstützen sollte und mich als Mann nicht so aufspielen sollte. Häufig bekommt sie dann, was sie möchte, weil ich dann denke ich bin so ein ‚seltsamer‘ Mann, der seinen Willen bekommt und seine Frau unterdrückt. So als bräuchte ich eine Erlaubnis es doch zu machen.

Ich habe aber das Gefühl, dass sie es nicht anders kennt und habe von ihr gehört, dass sie sich wünscht, etwas mehr Kontra von mir zu bekommen und dann hat sie mir schon manchmal so klassische männliche Vorurteile unterstellt, wenn ich es doch mal gemacht habe, z.B. dass ich dann das Arschloch bin, dass seine schwangere Freundin verlässt.

Ich finde diese Gefühle sehr verwirrend und komme da nicht weiter.

Unsere Antwort

Wenn ich dich richtig verstehe, dann bist du verunsichert, ob es dich zu einem unterdrückenden Mann macht, wenn du für deine Bedürfnisse einstehst. Ist es das, was du meinst? Ich habe noch einige Unklarheiten, was dein Anliegen betrifft. Ich denke aber, es würde dir helfen, mal unsere Kapitel Tipps für bessere Liebesbeziehungen und das Kapitel Wie löse ich Beziehungsprobleme? anzuschauen. Dort haben wir schon ganz viele Informationen und Tipps gesammelt, die dir weiterhelfen können.

Ich weiß nicht, um was es in euren Konflikten geht. Allgemein gesprochen hat es aber nichts mit Sexismus oder Unterdrückung zu tun, deine Bedürfnisse auszudrücken und für dich einzustehen. Es ehrt dich, dass du darauf achten möchtest, dass ihr in eurer Beziehung gleichberechtigt seid. Aber dazu gehört ja, dass auch deine Gefühle und Wünsche Raum und Aufmerksamkeit bekommen. Es ist ganz normal, dass ihr unterschiedliche Meinungen, Interessen und Bedürfnisse habt. Eure Eigenständigkeit zu pflegen, ist sogar sehr wichtig für eine funktionierende Beziehung. Lies dazu bitte diesen Text.

Du scheinst das gerade als eine Art Nullsummenspiel wahrzunehmen: Also, nur eine*r von euch kann „gewinnen“ und „seinen Willen bekommen“. Auch hier weiß ich nicht genug über den Inhalt eurer Konflikte, aber ich frage mich, ob das wirklich so schwarz-weiß ist? Sind vielleicht auch Mittelwege, Kompromisse oder dritte Optionen möglich?

Was für einen „Ton“ benutzt deine Freundin denn beim Streiten? Wenn sie dich beleidigt und aggressiv ist, dann ist es ja völlig richtig, dass du diesen Ton nicht anwenden willst. Denn auch dir gegenüber ist so ein Verhalten unangebracht. Lies dazu bitte diesen Text. Mir ist außerdem nicht klar, welche Rolle die Angst- und Panikstörung deiner Freundin spielt. Inwiefern spielt dieser Aspekt in eure Beziehungskonflikte hinein? Wenn sie deshalb schnell gereizt ist, könnte sie das mal in ihrer Therapie – die sie hoffentlich macht – angehen.

Es könnte grundsätzlich hilfreich sein, wenn du dir klarer darüber wirst, welche Art von Mensch du sein möchtest. Denn du scheinst recht verunsichert, besonders in Bezug auf „klassische männliche Vorurteile“. Vielleicht weißt du momentan nur, wie du nicht sein willst. Es wäre sinnvoll, wenn du dir Zeit nimmst, um zu fragen, wie du dich denn stattdessen verhalten möchtest. Frag dich, was dir in Beziehungen wichtig ist. Wie möchtest du behandelt werden, wie möchtest du dich fühlen, wie möchtest du deine Partnerin behandeln?

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