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Frage Nr. 36635 von 19.03.2023

Warum gibt es sexuelle Belästigung?
Ich habe gelesen, dass es nicht darum geht, dass Männer ihre Triebe nicht unter Kontrolle haben sondern um Macht und Kontrolle stimmt das?
Wie wehre ich mich, wenn jemand mir unterstellt zu sensibel zu sein oder es wäre doch nur spaß gewesen?

Unsere Antwort

Du hast recht. Bei sexueller Belästigung geht es um Macht und Kontrolle. Wer eine Person belästigt, weiss ja, dass das für die belästigte Person unangenehm ist. Wenn eine Person das dann trotzdem tut, zeigt sie, dass ihr das Befinden der belästigten Person egal ist. Vielleicht hat sie sogar Freude daran, dass die belästigte Person sich gedemütigt und verletzt fühlt.

Wenn Personen Andere durch sexualisiertes Verhalten belästigen, verletzen sie deren Integrität und deren Würde in besonderem Mass. Lies dazu doch bitte unseren Infotext Alle haben das Recht frei und sicher zu sein. Sie benehmen sich dominant und üben Macht und Kontrolle aus. Das hat nichts mit einer unkontrollierten Sexualität zu tun. Im Gegenteil. Die Sexualität wird sehr gezielt und geplant zur Verletzung einer anderen Person eingesetzt. Darum ist sexuelle Belästigung auch strafbar. Das kannst du in unser Kapitel Straftaten rund um Sexualität und Beziehung lesen.

Du fragst, wie du dich wehren kannst. Zunächst kannst du ganz einfach davon ausgehen, dass es „zu sensibel“ nicht gibt. Du bestimmst, was für dich in Ordnung ist und was nicht. Nur du spürst in dir, wie sich die Handlungen eines Anderen anfühlen. Darum bist du auch die Einzige, die das beurteilen kann. Eigentlich ist ein „Spass“ etwas, an dem alle Freude haben. Wenn dich der Spass eines Anderen verletzt, war das kein Spass, sondern eine Verletzung.

Du merkst vielleicht schon: Diejenigen, die sexuell belästigen, wissen, was sie tun. Wenn du das auch merkst, greifen sie dich an und nennen dich „zu sensibel“. Oder sie verzerren deine Wahrnehmung, indem sie etwas „Spass“ nennen, was für dich gar nicht spassig war.

Es lohnt sich darum sehr, auf deine eigene Wahrnehmung zu vertrauen. Es lohnt sich auch, solche Antworten von Belästiger*innen als verzerrte Wahrnehmung zu erkennen. Dann lässt du dich vielleicht von einer belästigenden Person nicht so sehr beeindrucken. Und traust dich, dich von ihrem Verhalten abzugrenzen. Schliesslich hältst du dich selbst nicht für „zu sensibel“, sondern trittst für dich und dein Befinden ein.

Wünsch dir also nicht, dass die Belästiger*innen nicht belästigen. Sondern sag ihnen, dass ihr Verhalten falsch und in vielen Fällen sogar strafbar ist. Unser Text Sexuelle Gewalt: Schuld und Verantwortung hilft dir vielleicht auch noch weiter.

Wichtig! Beim Sich-Wehren ist dein Schutz das Allerwichtigste. Du musst Belästigende nicht von deiner Meinung überzeugen. Sie haben ja schon gezeigt, dass ihnen dein Befinden nicht wichtig ist. Wahrscheinlich sind sie unbelehrbar. Vielleicht schrecken sie aber vor weiterer Gewalt nicht zurück und schlagen, nötigen und beleidigen dich. Davor solltest du dich möglichst schützen, indem du dich zurückziehst oder Hilfe holst.

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