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Frage Nr. 37440 von 19.09.2023

Liebes Lilli-Team,

vielen Dank für diese tolle Seite!

Ich bin 39 und hatte schon immer Probleme mit Sex, weil ich lange Zeit meinen Körper und meine Weiblichkeit sehr abgelehnt habe. War auch immer mit Männern in langjährigen Partnerschaften, die ich nicht wirklich begehrt habe, weil ich so große Angst vor Zurückweisung hatte.
Nach viel Arbeit an mir selbst und Therapie bin ich nun endlich mit jemandem zusammen, den ich wirklich attraktiv finde (äusserlich wie innerlich). Wir sind erst knapp zwei Monate zusammen und ich möchte gerne eine Zukunft mit ihm.

Nun taucht aber wieder mein Problem auf, dass ich beim Sex mit ihm nicht zum Höhepunkt komme. Ein Mal habe ich ihm das vorgespielt, wollte es aber nicht wieder tun. Mein Körper reagiert auf ihn (ich werde feucht und bekomme rote Flecken auf Hals und Dekollete) und ich finde den Sex auch schön. Er ist ein guter Küsser und macht mir viele Komplimente und ist sehr von mir angetan. Ich habe die Übungen auf eurer Seite und aus Dania Schiftans Buch gemacht und spüre auch mehr in der Vagina. Früher konnte ich z.B. bei der Selbstbefriedigung nur kommen, wenn ich meine Beine aufeinandergepresst habe, weil ich mich nicht anfassen wollte. Ich habe das aber "umgelernt" sozusagen und kann jetzt kommen, wenn ich meine Klitoris reibe und gleichzeitig etwas in meine Vagina einführe. Dazu muss ich gleichzeitig noch Phantasien haben.
Mit ihm klappt es jedoch nicht. Ich bin durch ihn sozusagen "abgelenkt", versuche die ganze Zeit nur ihm zu gefallen und irgendwie weiß ich auch gar nicht, welche Stellung oder was gut wäre. Ich habe auch Angst, ihm "Anweisungen" zu geben, wie er genau sich bewegen soll, weil das dann vielleicht zu mechanisch und langweilig rüberkommt. Also ziehe ich oft eine Show ab ein bisschen und bin mehr bei ihm als bei mir. Das habe ich immer so gemacht, wenn ich einen Mann attraktiv fand.

Er findet, wir sind sexuell wahnsinnig kompatibel und war noch nie so erfüllt wie bei mir beim Sex, weil ich etwas devot bin und ihn gerne oral befriedige. Er wiederum hat mich noch nie geleckt und meine Vagina auch nur einmal angefasst, als ich seine Hand da hin bewegt habe. Ich stehe zwar nicht auf Lecken und bin dadurch auch noch nie gekommen. Auch durch Fingern nicht. Dennoch verunsichert mich das auch und ich fühle mich ein bisschen abgelehnt vielleicht auch, bzw. ich rätsel, warum das bei ihm so ist.
Ich habe aber große Angst, ihn darauf anzusprechen, weil ich fürchte, dass er uns dann nicht mehr kompatibel findet und die Beziehung in Gefahr ist.
Ich weiß, dass ist kindisch, wir können über so vieles so offen sprechen, aber meine Ängste und Unsicherheiten sitzen da tief.

So denke ich, es wäre alles perfekt, wenn ich nur lernen könnte, durch Penetration schnell zu kommen. Als wir das letzte Mal Sex hatten, war ich schon erregt, aber nicht so "Orgasmus-erregt". Er ging nach dem Sex kurz raus und da habe ich mich durch meine eigene Technik und die Fantasien zum Orgasmus gebracht. Es frustriert mich, dass es mit ihm nicht klappt. Ich verspüre auch den Druck, dass er auf meinen Orgasmus wartet. Er hat mir erzählt, dass eigentlich alle Frauen bei ihm gekommen sind. Ich kann mir das auch vorstellen, da er sehr ausdauernd ist und gut bestückt. Ich denke, wenn ich vaginal kommen könnte oder mich mehr fallen lassen könnte, wäre es bestimmt auch schon passiert.

Wie gesagt, ich habe Angst, dass die Beziehung scheitert, wenn ich diese Problemfelder anspreche. Er ist der erste Mann, mit dem ich eine Beziehung habe, der mir gefällt. Ich weiß aber auch, dass es nicht so weitergehen kann.

Ich hoffe, ihr habt vielleicht Tipps für mich.

Unsere Antwort

Vorweg Gratulation dazu, wie du dein Leben in die Hand genommen hast und diese positiven Veränderungen bewirken konntest. Wahnsinnig, was du schon gelernt hast.

Ich lese in deiner Beschreibung viel Druck, ihm gefallen zu wollen und dass es jetzt funktionieren soll. Du schreibst davon, dass du in der Vergangenheit sehr grosse Angst vor Zurückweisung hattest. Es ist verständlich, dass sie sich auch in deiner neuen Beziehung zeigt.

Es ist normal, dass du dich am Anfang manche Dinge noch nicht traust. Ihr lernt euch erst kennen und mit offenen Gesprächen wird Vertrauen wachsen und ihr habt einen anderen Boden für Rückmeldungen dazu, was dir beim Sex mit ihm gut gefallen würde. Es ist normal, dass du erstmal das machst, was du schon kennst. Du kannst dir mit Mitgefühl statt mit Ansprüchen begegnen. Anpassung ist eine Überlebensstrategie. Sie war dir sehr nützlich. Heute kannst du dich entscheiden, welchen Weg du einschlagen möchtest. Falls du dich für einen neuen Weg entscheidest, wirst du ihn wieder und wieder üben, bis er dein neues normal wird.

Ich möchte dir dafür eine sehr direkte Frage stellen: Möchtest du eine Beziehung, wo der Mensch wirklich dich möchte oder eine Beziehung, wo dein Partner eine Frau möchte, die du ihm vorspielst? Du hast jetzt die Chance, die Weichen zu stellen und herauszufinden, ob dieser Mann der ist, mit dem du zusammen sein möchtest. Das heisst, du musst dich diesem Mann auch zumuten. Du übst jetzt mit dem Mann, offen zu sein.

Es ist oft so, dass in Beziehungen das Zumuten am Anfang nicht geübt wird und mit der Dauer der Beziehung wird es immer schwieriger. Wenn du jetzt den Sprung wagst in die Offenheit und Ehrlichkeit, legst du ein super Gerüst für eure gemeinsame Zukunft.

Überleg dir mal, was du wie ansprechen könntest. Ich gebe dir dafür ein paar Anregungen:

  • "Ich bin am Üben, beim vaginalen Geschlechtsverkehr zum Orgasmus zu kommen. Ich möchte das gerne mit dir zusammen erforschen."
  • "Ich fänd es toll, wenn du mich auch mit Mund und Händen stimulierst, um herauszufinden, was ich alles spüre."
  • "Mach dir keinen Stress, dass du mich zum Orgasmus bringen musst. Ich weiss, dass ein Orgasmus nicht vom Himmel fällt und wir uns erst aneinander gewöhnen müssen."

Es ist gut möglich, dass du viel mehr über das sexuelle Lernen weisst als er. Du könntest ihm davon erzählen.

Viele Männer machen sich grossen Stress, weil sie denken, dass sie die Frau zum Orgasmus bringen müssen. Zeig ihm, dass das nicht so ist. Du könntest ihm auch das Buch von Dania Schiftan zeigen.

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