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Frage Nr. 37631 von 16.11.2023

Hallo, ich (w,26) habe oft keine Libido mehr, sobald ich gestresst bin/viel um die Ohren habe.

Ich habe hierzu das auf eurer Seite gefunden:
"Wenn der Sex für dich einfach nur schön wäre, hättest du trotz Alltagsstress Lust darauf. Genauso wie du dann Lust auf ein schönes Bad oder deine Lieblingsserie hast."

Das kann ich irgendwie nicht unterstreichen. Wenn ich gestresst bin, habe ich vll Lust auf ein Bad, aber kann es nicht wirklich genießen. Oder ich versuche meine Lieblingsserie zu schauen, kann mich aber nicht darauf konzentrieren.

Ähnliches ist das auch mit dem Sex. Ich habe dann Lust auf Sex, ich weiß, das würde mir eigentlich gut tun und ich will es auch. Aber es klappt dann nicht, weil mein Kopf so voll mit den Sachen ist, die mich beschäftigen. Gleichzeitig entsteht bei mir enormer Druck - weil ich will doch dass es klappt und ich will mich doch entspannen und nähe, aber Stress ist bei mir einfach Libido Killer Nr. 1.
Was kann ich tun?

Unsere Antwort

Vielen Dank, dass du deine Gedanken und Gefühle hier geteilt hast. Danke auch für die wichtige Rückmeldung zu unserem Text. Wir werden das bei Gelegenheit überarbeiten. Uns ging es darum, zu betonen, dass wir Lust haben auf Dinge, die uns etwas bringen. Gleichzeitig kannst du dir den Sex so gestalten, dass er dir etwas bringt. Wie könnte die Annäherung aussehen, sodass du das, was dich noch beschäftigt gut loslassen kannst? Dazu später noch mehr.

Du bist sicher nicht allein mit deinem Erleben von Stress, und ich bin froh, dass du den Mut hattest, darüber zu sprechen.

Es scheint, als ob du dich in stressigen Zeiten nicht nur auf den Sex, sondern auch auf anderes schwer konzentrieren kannst. Der Druck, den du dabei empfindest, macht die Situation sicherlich nicht leichter. Stress als "Libido Killer Nr. 1" zu erleben, ist eine Erfahrung, die viele teilen. Uns ist es wichtig, zu betonen, dass das nicht so bleiben muss.

Deine Erfahrung stimmt. Daran gibt es nichts zu rütteln. Ich möchte dir dennoch Wege aufzeigen, wie du Einfluss darauf nehmen kannst, wenn du das möchtest.

Es ist interessant zu hören, dass du Lust auf Sex hast und weißt, dass es dir eigentlich guttun würde, aber der Kopf ist mit anderen Gedanken beschäftigt. Es klingt nach einer herausfordernden Situation, bei der der Stress deine Fähigkeit beeinträchtigt, dich auf den Moment zu konzentrieren.

Ein erster Schritt aus meiner Sicht ist, deine Stressreaktion besser zu verstehen. Stress zeigt sich in deinem Körper. Es ist ein Alarmzustand. Stress ist ein Gefahrsignal. Wie genau das bei dir ist, kann ich nicht sagen. Aber du kannst es neugierig beobachten. Häufig ziehen sich zum Beispiel die Schultern hoch und nach vorne, wir bewegen uns schneller, lehnen uns nicht zurück, sondern sind nach vorne ausgerichtet, die Augen sind eher angespannt, ausruhen fühlt sich irgendwie falsch an und Anspannung loslassen auch...

Soweit mal zum Erkunden deiner Körperreaktion auf Stress. Das alles ist normal. Denn dein Körper macht sich bereit, auf eine Gefahr schnell reagieren zu können.

Und jetzt zum Thema, wie du Einfluss nehmen kannst. Hast du schonmal einen Hund gesehen, der sich nach einer stressigen Situation schüttelt? Es gibt im Tierreich und auch bei Menschen viele Wege, wie wir unserem Körper signalisieren können: "Ich bin jetzt in Sicherheit. Der Auslöser für den Stress ist weg." Das passiert nicht unbedingt automatisch, denn heutzutage stresst uns vieles, was wir körperlich nicht ausdrücken. Also wir rennen nicht weg vor einer Gefahr und erholen uns dann entsprechend erschöpft. Vieles, was uns stresst ist sozusagen "im Kopf", aber es gibt nichts, was nur im Kopf ist. Der Körper spiegelt unser Erleben immer. Deshalb macht es auch so viel Sinn, Stress körperlich loszulassen.

Für deinen Fall heisst das: Wie könntest du dich bereit dafür machen, dich auf den Sex, ein Bad oder deine Lieblingsserie einzulassen?

Dafür gebe ich dir mal zwei Dinge zum Ausprobieren mit:

  1. Dich Schütteln. Mach für 5 Minuten wilde Musik an und schüttle deinen ganzen Körper. Nimm vorher und nachher wahr, wie du dich fühlst. Wo bist du angespannt? Wo kribbelt es und so weiter?
  2. Tief in den Bauch atmen. Eine Anleitung dazu findest du hier.

Falls du Englisch kannst, empfehle ich dir auch sehr die Tipps De-Stress Daily von Irene Lyon.

Was das Zusammensein mit deinem Partner angeht, wäre es sicher hilfreich, wenn er weiss, was in dir vorgeht. Sag ihm zum Beispiel: "Ich hab richtig Lust auf Sex und ich weiss, dass es mir gut tun wird, aber ich bin gerade noch so im Stress, dass ich mich noch nicht darauf einlassen kann." Wenn er weiss, was in dir vorgeht, kann er dich viel besser unterstützen. Wenn du Ideen hast, was dir helfen könnte, kannst du ihm das sagen. Möchtest du zum Beispiel erst von deinem Tag erzählen oder unter die Dusche oder etwas essen? Probier mal aus, was dir da gut tun könnte. Du kommst weiter, wenn du deinen Zustand akzeptierst, als wenn du dir wünschst, es wäre anders. Gute Beziehungen entstehen dann, wenn es einen guten Umgang mit der Wirklichkeit gibt. Und die ist in dem Moment, dass deine Gedanken rasen.

Was verursacht den Stress bei dir? Gibt es in deinem Leben genug Zeit, um gut für dich zu sorgen? Das können zum Beispiel Pausen sein oder Dinge, die dir Freude bereiten.

Jeder Mensch ist einzigartig, und es gibt keinen festen Zeitrahmen für Veränderungen. Wenn du möchtest, können wir gerne gemeinsam weiter darüber sprechen oder weitere Ressourcen erkunden, die dir helfen könnten. Unser Fragefenster ist jetzt bis Ende des Jahres zu, aber du kannst dich gerne wieder melden, wenn es Anfang Januar wieder offen ist. Gib dann einfach die Nummer dieser Frage an. Falls du auf fortnite unterwegs bist, kannst du dort noch bis zum 1.12. jeweils Dienstag bis Freitag 19-21 Uhr live mit jemandem aus dem Lilli-Team chatten. Gib auch dort bitte deine Fragenummer an.

Alles Gute auf deinem Weg zu mehr Entspannung und Freude.

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