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Frage Nr. 37688 von 10.01.2024

Ich habe eine Frage zum Thema Körperempfindungen und Gefühle im allgemeinen. Ihr sagt ja oft, wenn man sich z.B. beim Sex bewegt, dann hat man angenehmere Gefühle und Empfindungen. Oder: wenn man die Muskeln stark anspannt, hat man evtl. härtere Phantasien.
Beim Yoga heißt es: „Die energetische Ladung von Elebtem wird irgendwo im Körper gespeichert“. Oder zum Beispiel, dass bei manchen Körperhaltungen unerwartet Gefühle hochkommen können. Als wären die irgendwo in den Muskeln (?) auch über Jahre (?) gespeichert und man würde durch Bewegung diese Gefühle aktivieren. Und verarbeiten ?
Könntet ihr mir das mal wissenschaftlich übersetzen ? So klingt es eher nach Glaubenssystem…

Ich leide oft unter Verspannungen und Muskelschmerzen im unteren Rücken. Der Arzt sagt ich brauche mehr Bauchmuskeln. Ok.
Oft habe ich auch das Gefühl, als würde ich / mein Körper sehr unter Druck stehen. Ich fühle mich manchmal aggressiv und wütend, obwohl im hier und jetzt in der Außenwelt gar nichts passiert, was mich aktuell wütend machen könnte. Manchmal putze ich die Wohnung (=ich bewege mich) und fühle mich plötzlich wie geladen und aggressiv. (Das Putzen ist dafür nicht der Grund, ich mache es freiwillig und nicht ungern).
Manchmal fühle ich mich wie ein Dampfdruck-Kessel, bei dem aber der Dampf nicht entweichen kann. Als wäre das alles irgendwo ganz tief so abgespeichert. Ich habe angefangen Sport zu machen und hoffe, dass ich durch das körperliche Ausgelaugtsein etwas von dem Druck löst.
Trotzdem verstehe ich nicht, woher das alles kommt, warum das so ist und wie das - abseits von abstrakten Erklärungen - alles abläuft im Körper….
Danke!

Unsere Antwort

Ich kann das leider nicht wissenschaftlich übersetzen. Bei körperorientiert arbeitende Fachpersonen wirst du aber oft das Konzept eines Körpergedächtnisses finden. Gerade in der Traumatherapie ist das Konzept sehr hilfreich. Die therapeutische Richtung des Somatic experiencing zum Beispiel arbeitet ganz konkret damit. Wir wissen auch, dass durch körperliche Zustände (Haltung, Anspannung, Bewegung) Erinnerungen, alte Gefühlszustände und Flashbacks hochkommen können.

Ich mache keine klare Trennung von Körper und Geist, sondern sehe das eine als die eine Seite der Münze, das andere als die andere: Wenn du etwas denkst oder fühlst, spiegelt sich das im Körper – und umgekehrt, wenn du etwas mit dem Körper machst, spiegelt sich das in deinem mentalen Erleben.

Ich glaube nicht, dass dein Problem mangelnde Bauchmuskulatur ist. Ich könnte mir das eher folgendermassen vorstellen – schau mal was du damit anfangen kannst: Du stehst unter hoher Spannung – und damit ist sowohl mentale als auch muskuläre Spannung gemeint. Möglicherweise hast du auch einen muskulären "Panzer", um die Energie darin festzuhalten. Durch die muskuläre Spannung aktivierst du dein autonomes Nervensystem dahingehend, dass es dich zum Kämpfen (oder Fliehen) auffordert. Aktivität wie Putzen kann unter hoher Spannung geschehen: Angenommen, du atmest kurz, hast einen angespannten Kiefer, angespannte Schultern und angespannten Nacken - das lockert dich nicht, sondern treibt dich möglicherweise noch mehr in diesen Zustand.

Sport kann gut sein – wenn es mit einer Entladung von Spannung einhergeht, kommst du danach in einen Zustand der Entspannung. Ich würde dir vor allem Bewegung und Lockerung des Rumpfes, der Schultern und des Kopfes empfehlen. Tanzen wäre super. Eine Kampfsportart wäre klasse. Yoga wäre auch klasse.

Im Kapitel Meine Stimmung, meine Gefühle haben wir Tipps zur Selbstberuhigung und Tipps, wie du deine Stimmung über den Körper beeinflussen kannst. Schau die dir doch mal an.

Gern kannst du uns wieder schreiben. Gib dann die Nummer dieser Frage an.

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