Ich hatte heute das Gefühl ich bleibe in meiner Angst stecken. Ich bin seit gestern krank (Ohrenentzündung) und habe momentan recht viel um die Ohren. Ich war heute beim Arzt, da ich nicht am Wochenende auf den Notfall wollte. Die Ärztin meinte, "oh das tut sicher sehr weh", "da sind sie aber recht taff". Als ich das hörte hätte ich am liebsten angefangen zu weinen. Auch jetzt habe ich wieder Tränen in den Augen.
Ich dachte immer ich sei schwach, da ich teilweise nicht mehr klar komme und irgendwie wie zusammenbreche. Ich habe Mobbing erlebt und nicht wirklich Unterstützung erhalten. Meine Eltern haben mit den Lehrern gesprochen, jedoch war ich bei den Attacken eben doch alleine. Die Lehrer stellten sich auch eher auf die Seite der Klasse, indem sie sagten es sei eine gute Klasse.
Ich schämte mich auch zuzugeben, dass ich wegen meines Aussehens gemobbt wurde. Meine Tante meinte auch, dass es an einer anderen Schule nicht besser sei. Als ich das einer Freundin erzählte schaute sie mich überrascht an. Für mich war das damals die Wahrheit, dass es mein Schicksal war, dass ich mehrfach Mobbing erlebt habe und es einfach schwerer habe als andere.
Bis heute ist das irgendwie in mir drinnen, obwohl ich heute in einer anderen Realität lebe. Ich habe auch lange meine Geschichte nicht betrachtet und nicht gedacht, "ahh vielleicht habe ich das wegen dem" oder so. Ich habe mich auch oft sehr einsam gefühlt.
Ich wurde auch nicht oft gespiegelt. Ich bin beispielsweise als Kind mit einem depressiven Vater aufgewachsen, welcher viel geschlafen hat. Ich hätte aber nie gedacht, dass dies einen Einfluss auf mich gehabt haben könnte. Über die Krankheit wurde auch nicht wirklich gesprochen. Er war auch oft überfordert.
Ich habe Angst mich jemandem zu zeigen oder von meinen Erfahrungen, Gefühlen etc zu erzählen. Einerseits, ist da die Angst anders gesehen zu werden oder abgewertet zu werden, andererseits habe ich Angst erneut mit allem alleine gelassen zu werden, da es der anderen Person zu viel ist.
Ich habe viel Unverständnis erfahren, als ich den Menschen von meinen Ängsten oder Panikattacken erzählte. Selbst meine Grossmutter die psychische Probleme hat, meinte ich übertreibe.
Auch als ich Depressionen hatte und in einer Krise war, sagte sie mir das ich wiedermal übertreibe. Ich habe vorhin gemerkt, dass ich teilweise doch sehr stark Ängste habe und teilweise nicht wirklich realisiere das ich nicht in Gefahr bin.
Es gibt Momente , in denen ich Einsicht habe aber grundsätzlich habe ich immer Ängste die ich für sehr real halte. Diese sind meistens in die Zukunft gerichtet. Ich denke beispielweise, "was ist wenn ich nicht mehr arbeiten kann und zusammenbreche?"
Warum habe ich das? Kann ich jemals ohne Ängste leben? Es fühlt sich momentan eher surreal an, dass es möglich ist ohne Ängste zu leben. Würde mir vielleicht eine Verhaltenstherapie helfen?
Unsere Antwort
Danke für die ausführliche Beschreibung. Ja, ich würde dir unbedingt eine Psychotherapie empfehlen. Eine Verhaltenstherapie kann helfen, besser klar zu kommen mit Ängsten. Möglicherweise wäre auch eine Therapie angebracht, die dich dabei unterstützt, dich von den Eltern abzulösen und eine bessere Beziehung zu dir selbst aufzubauen. Aber ich würde mit dem anfangen, was dich derzeit am meisten belastet. Und das ist derzeit die Angst.
Du wurdest mit deinen Gefühlen und in deinem Leiden nicht ernstgenommen. Ich glaube auch, dass du da einen Anteil entwickelt hast, der sehr taff ist – dahinter ist die Scham und die Angst davor, abgewertet und allein gelassen zu werden. Und ich glaube auch, du hast gelernt, dich und dein Leiden abzuwerten. Aber dann gibt es eben auch die andere Seite – ja, und die leidet. Und sie schreit danach, getröstet zu werden. Sie drängt sich auf und möchte ernst genommen werden.
Daher: Schon dass du eine Therapie suchst, ist in sich therapeutisch: Du nimmst dich selbst und dein Leiden ernst.
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